... Eine Zusammenstellung der Inhaltsdiskussion findet sich bei der schon genannten A. Klug, Königliche Stelen, Brepols 2002, S. 44f. „Die auf der Unwetterstele beschriebenen Geschehnisse Der Text der Unwetterstele beschreibt, daß sich Ahmose in SDfA-tA.wy aufgehalten hat, das möglicherweise mit Deir ei Ballas gleichzusetzen ist. GOEDICKE (Studies about Kamose and Ahmose, 1995, S. 143, 169) versteht den Ausdruck SDfA-tA.wy — der auf den Horusnamen des Kamose verweist — dagegen als „landing place (harbor) of Kamose“ Hierbei soll es sich um einen Ort im Delta handeln, an dem Kamose sein militärisches Camp aufgeschlagen hatte, um Apophis in Auaris anzugreifen. Er rekonstruiert die Ereignisse so, daß Ahmose seinen Bruder Kamose auf seinem Feldzug nach Auaris begleitet hat und nach dessen Tod nach Theben reiste, um hier gekrönt zu werden Auf seiner Fahrt dorthin brach das Unwetter über dem östlichen Teil des Deltas mit Zentrum in Auaris aus Das Unwetter interpretiert HELCK (SAK 13, 1986, S. 128) als Ausdruck des „Unwillens der Götter“. Nach seiner Ergänzung will Amun von Ahmose, daß er in Theben residiert. Die Stele bezeuge demnach „den Sieg einer thebanischen Gruppierung im Kampf um den Einfluß auf den König, indem sie die Verlagerung der Residenz vom ‚Hafenplatz SDfA-tA.wy im Landbereich südlich von Dendara‘ nach Theben erzwingt“ ALLEN (JNES 57, 1998, S. 18) erklärt, die Ägypter hätten die Katastrophe als Manifestation von Amuns Wunsch über die Rückkehr des Königs nach Theben und von dem Wunsch der Götter über die Zuwendung zu ihrem vernachlässigten Kult verstanden GOEDICKE erkennt das Unwetter dagegen als „expression of the divine wrath“ wegen des gewaltsamen Todes des Karnose womit die Götter sich auf die Seite des Ahmose und gegen den Herrscher in Auaris aussprechen, über den sie ein Unwetter herniederkommen lassen. Dadurch ist s.E. deutlich, daß das Unwetter nicht in Theben stattgefunden haben kann, sondern die nordöstliche Delta-Region betroffen haben muß. Während die editio princeps der Unwetterstele von VANDERSLEYEN davon ausgeht, daß sich das Unwetter auf den the banischeri Raum beschränkt habe, gibt es in jüngster Zeit Autoren, die andere Interpretationen präferieren, angeführt von GOEDICKE (Ägypten und Levante III, 1992, S. 60f.). Er kommt zu dem Schluß, daß die beschriebene Naturkatastrophe, die — wie bereits erwähnt — in der Gegend von Auaris stattgefunden haben soll, von den Ereignissen auf Thera verursacht worden sei, die eine Flutwelle ausgelöst habe. DAVIS (in: Thera in the Aegean World III, 1990, S. 234) stellt die Interpretation von GOEDICKE in Frage, da der König sich zum Zeitpunkt des Geschehens in der Nähe von Theben befunden habe, wo das weit entfernte Erdbeben nur schwerlich derartige Auswirkung gehabt haben könne. Ebenso lehnt MANNING (The Absolute Chronology of the Aegean Early Bronze Age, 1995, S. 25) seine Darstellung der Geschehnisse ab, für deren Bestätigung es s.E. keinerlei Hinweise gäbe. Auf die Seite von GOEDICKE stellen sich dagegen RITNER und FOSTER (JNES 55, 1996, S. 5-7), die VANDERSLEYENS Beschränkung des Unwetters auf den thebanischen Raum ablehnen, denn drei Textstellen sprächen vom ganzen Land (t3.wj, Z. R12, R15 bzw. m t A Dr=f, Z. F16 R18) Sie betonen, daß die in der Stele erwähnten Ereignisse einzigartig gewesen seien „and this very unconventiality lends credence to the historical validity of the text“ Sie kommen zu dem Schluß, daß die beschriebene Oberflutung das direkte Ergebnis eines starken Regenfalls in ganz Ägypten gewesen sei, ausgelöst durch die Nachwirkungen eines Vulkanausbruchs. Die Unwetterstele sei ein Augenzeugenbericht dieser Katastrophe, deren Auswirkungen auf Ägypten mit „pervasive darkness, unusual skies, and tremendously loud noises“ spezifiziert würden In dem zerstörten Teil der meterologischen Beschreibung vermuten sie die Erwähnung eines Erdbebens, das es nötig gemacht habe, das später aufgezählte Kultgerät zu ersetzen. Es müsse Ahmose also nicht nur angerechnet werden, daß er die Hyksos aus dem Land vertrieben hat, „but also led Egypt through the greatest volcanic event of the Bronze Age world“. ALLEN (JNES 57, 1998, S. 19f.) vermutet wie RITNER und FOSTER, daß sich das Unwetter nicht nur auf Theben beschränkte, sondern ganz Ägypten erfaßte, lehnt jedoch die Verbindung zu einem Erdbeben ab. Er, GOEDICKE und MORENZ (ÄUAT 20, 1006, S. 160) interpretieren die Tempelzerstörungen, die auf der Stele erwähnt werden, nicht als Auswirkungen eines Unwetters, sondern als Hinweis auf „Tempelzerstörungen während der Hyksosherrschaft“ Somit würde im Stelentext eine Parallele zwischen dem Unwetter und den Verwüstungen bzw. Vernachlässigungen der Kultanlagen während der Hyksos-Herrschaft gezogen, an die die Götter zu erinnern wüßten Für eine Interpretation der Unwetterstele als „Tatzeugenbericht“ der Naturkatastrophe, die die gesamte mediterrane Welt erschüttert hatte, sind m.E. die Hinweise nicht ausreichend. Besser nachvollziehbar ist eine lokale Begrenzung der Ereignisse. Tatsache ist, daß im Friedhof der 17. Dynastie in Dra Abu el-Naga Anzeichen einer Überschwemmung der Gräber gefunden wurden Wie schnell und unerwartet große Wassermassen bei Regen in den Bergen entstehen können, die sich dann mit einer enormen Wucht ihren Weg durch das westliche Theben suchen und dabei große Zerstörungen anrichten, zeigte sich erneut Mitte der 90er Jahre. Auch die u.a. von ALLEN vertretene Theorie über den Hinweis auf die Hyksos-Herrschaft in Ägypten ist einleuchtend, insbesondere aufgrund der Wortwahl. Schon alleine der Ausdrucks sxA „erinnern“ deutet m.E. an, daß hier ein anderes Ereignis als das Unwetter angesprochen wird, das man nicht wie üblich „meldet“, da es in der Vergangenheit geschehen ist.“ Interessant ist die Deutung des Inhalts sicherlich auch für die Diskussion (Hallo Irinefer!) um die Herrscherlegitimierung (auch wenn mich jetzt einige für den link steinigen möchten ) Gruß A.
> Antwort auf Beitrag vom: 10.09.2004 um 10:21:45
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