Zitat:
man darf nicht vergessen, daß Rohl versucht zu klären, ob die 21.Dyn und die 22. Dyn nicht hintereinander sondern teilweise parallel verliefen. |
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Das ist richtig. Einer der Stützpfeiler seiner Theorie ist das Grab des Pinnudjem II., besser bekannt als TT320 oder Cachette von Deir el-Bahri. Zur Zeit der Bestattung Punnudjem's II. (Ende der 21. Dynastie) muss sich in etwa Folgendes abgespielt haben. Anlässlich der Bestattung Pinnudjem's erfolgte auch die Umbettung diverser königlicher Mumien samt Sarkophagen (wenn auch nicht immer die eigenen) in die Cachette. Diese Aktion erfolgte im Jahr 10 des Siamun. Das besagt eine Inschrift zur Beisetzung Pinnudjem's etwa gleichlautend mit einer Beschriftung auf einem Etikett an der Mumie Ramses' II. In der Grabkammer der Cachette befindet sich jedoch auch der Sarg des Propheten des Amun Djedptahefanch, der ausweislich seines Mumienetiketts im 11. Jahr von Hedjcheperre Schoschenk I. (Gründer der 22. Dynastie) bestattet wurde. Rohl bezieht sich in diesem Zusammenhang auf die Eingangssituation der Cachette. Er geht von einer Höhe des Eingangskorridors von 1,40 m aus (ich weiß nicht wie er auf dieses Maß kommt). Bei dieser Abmessung sei es unmöglich, den Sarg des Djedptahefanch mit einer Höhe von 76 cm in die Grabkammer zu verbringen, da im Korridor der Sarkophag Sethos' I. mit einer Höhe von 82 cm dies unmöglich gemacht hätte. Daraus wird messerscharf geschlossen, dass Djedptahefanch (gestorben im 11. Jahr Schoschenk's I. = 939 v.Chr. herk. Chronologie) bestattet worden sein muss, bevor (im 10. Jahr Siamun's = ca. 990 v.Chr. herk. Chronologie) die Umbettung vorgenommen wurde. Da das nach der herkömmlichen Chronologie unmöglich ist, muss es also ein Indiz für Parallelregentschaft o.ä. sein. Glücklicherweise hat ein Team der Uni Münster unter Graefe vor nicht allzu langer Zeit eine Nachuntersuchung der Cachette vorgenommen, weil die Dokumentationen von Brugsch und Maspero nur spärlich sind und weil an deren Genauigkeit gezweifelt wurde (siehe MDAIK 56, 2000). Und siehe da, der Korridor, den Rohl mit 1,40 m Höhe angibt, misst 1,80 m. Es war also überhaupt kein Problem, weitere Särge auch noch nachträglich in der Grabkammer unterzubringen. Graefe schreibt in seinem Vorbericht: "Wenn in der Grabkammer etwa 10 Särge der Familie der Hohepriester der 21. Dynastie gestanden hätten, wäre diese noch nicht zur Hälfte gefüllt gewesen." Graefe hat übrigens noch mehr Ungereimtheiten aus Masperos Bericht aufgedeckt, die für die Argumentation in diesem Zusammenhang aber wohl nicht wichtig sind. Auf jeden Fall ist ein Glied aus Rohls Beweiskette nach diesen jüngsten Untersuchungen herausgebrochen. Zitat:
Dies würde dann, wenn es stimmen sollte, eine Verkürzung der 3. Zw.Zeit bedeuten. |
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Und nicht nur das. Das hätte auch Auswirkungen auf die Zeit davor. Rohl versucht ja, Ramses II. mit dem in der Bibel erwähnten Schischak zu identifizieren. Und das ist m.E. eine sehr windige Geschichte, denn über den Umweg des Kosenamen von Ramses III.(!), der als Ss bekannt ist und vielleicht als Sese, Sesi oder Sesu vokalisiert werden könnte, kommt er zu dem Schluss, dass auch Ramses II. diesen Kosenamen getragen haben könnte, der wiederum im palästinensischen Raum "Scheschi" o.ä. gesprochen worden wäre. Weshalb in der Bibel ausgerechnet der Kosename des plündernden Pharao auftauchen sollte, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Ich hatte schon in meiner Rezension zu Rohls Buch geschrieben, dass es für einen Nichtfachmann, auch wenn er belesen und vorgebildet ist, auf Anhieb erst einmal so gut wie unmöglich ist, Rohls Argumente zu prüfen. Aber es nützt wohl nichts. Man muss sich wirklich die Zeit nehmen, da richtig einzusteigen. Gitta
> Antwort auf Beitrag vom: 18.03.2005 um 08:22:24
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