Hallo, beim Stöbern bin ich auf folgenden Fundbericht gestoßen, der mit seinem Punt-Bezug auch wegen der momentan laufenden Hatschepsut-Apislauf-Debatte vielleicht von Interesse ist. Archäologen entdecken alte Schiffe in Ägypten von Tim Stoddard (Quelle: http://www.bu.edu/bridge/archive/2005/03-18/archaeologist.html) (teilweise etwas freie) Übersetzung: Gast A. Ihr bislang "schönstes Weihnachten" feierte Kathryn Bard im letzten Dezember, als sie das gut erhaltene Holz und die Takelage pharaonischer seetüchtiger Schiffe in zwei künstlich angelegten Höhlen an der Küste des Roten Meeres entdeckte. Es sind die ersten Relikte altägyptischer Hochseeschiffe, die jemals entdeckt wurden und zusammen mit hieroglyphischen Inschriften, die bei einer der Höhlen gefunden wurden, versprechen Licht auf das ausgeklügelte Seehandelssystem auf dem Roten Meer zu werfen. Die CAS Archäologie-Professorin Bard und ihr früherer Student Chen Sian Lim (CAS ' 01) hatten am ersten Tag ihrer Ausgrabung an der ausgedörrten Küste am Wadi Gawasis noch kaum eine Stunde Sand geschaufelt, als sich ein faustgroßes Loch im Hang auftat. "Ich streckte meine Hand hinein, und es war der Eingang zur ersten Höhle" sagt Barde. "Dinge wie diese geschehen nicht allzu oft in der Archäologie." Unter Leitung von Bard und dem italienischen Archäologen Rodolfo Fattovich der Universität von Neapel öffnete die Grabungsmannschaft den rechteckigen Eingang zu einer zweiten Höhle, der aus Zedernbalken und Kalksteinblöcken, die zuvor als Schiffsanker gedient hatten, errichtet war. Im Innern entdeckten sie ein Labyrinth aus großen Kammern und eine Reihe von Objekten aus der Seefahrt, darunter Taue, eine Holzschüssel, und eine Flechttasche. Man fand auch zwei gekrümmte Zedernbretter, die möglicherweise die Steuerruder eines 70 Fuß langen Schiffes waren, das zu der berühmten See-Expedition der Königin Hatschepsut aus dem 15. Jahrhundert v.Chr. nach Punt gehörte, einem Expeditionsziel irgendwo im südlichen Bereich des Roten Meeres. In Sand vor der zweiten Höhle fand die Grabungsmannschaft ein Stück eines Taues, das noch - wie Bard glaubt - mit einem Seemannsknoten versehen ist. "Es muss von einem Schiff stammen," sagt sie. "Es kann für nichts anderes verwendet worden sein." Keramikscherben, die in der Nähe gefunden wurden, datieren die frühe 18. Dynastie (um 1500 v.Chr.), und damit etwa in die Regierungszeit der Pharaonin Hatschepsut. Die Archäologen entdeckten auch mehrere Stelen (Kalksteinplatten etwa von der Größe kleiner heutiger Grabsteine), die in Nischen außerhalb der zweiten Höhle aufgestellt waren. Die meisten waren undekoriert, aber Prof. Bard fand im Sand eine Stele, mit der Kartusche des Königs Amenemhets III., der ungefähr 1800 v.Chr. regierte. Der Text berichtet von zwei Expeditionen, die von Beamten nach Punt und Bia-Punt, dessen Position unsicher ist, durchgeführt wurden. "Dass diese Stelen sich über so einen langen Zeitraum unbeschadet erhalten haben ist ungewöhnlich" meint Prof. Bard "und der Erhaltungszustand des organischen Materials in den Höhlen ist wirklich bemerkenswert. Ich arbeite in Ägypten seit 1976 und ich habe so etwas noch nicht gesehen!“ Die Kollegen von Prof. Bard teilen ihre Begeisterung. "Ich denke, dass es eine sehr aufregende Entdeckung ist“ erklärt John Baines, ein Ägyptologe an der Fakultät für Near Eastern Studies der Universität Oxford. "Viele Leute neigen dazu anzunehmen, dass die Ägypter keine großen Anstrengungen im Bereich der Fernreisen unternahmen, weil nur sehr wenige diesbezügliche Spuren gefunden worden sind." Aus Texten, die Forscher vor mehr als einem Jahrhundert entdeckt haben, ist aber bekannt, dass die Ägypter See-Expedition nach Punt bereits im Alten Reich (2686-2125 v.Chr.) unternahmen. Im Punt erwarben die Ägypter Gold, Ebenholz, Elfenbein, Leopardenhäute, exotische Tiere wie Paviane, die als Haustiere gehalten wurden, sowie den für religiöse Rituale notwendigen Weihrauch. Die Entdeckung Prof. Bards wirft Licht auf einen weiteren Aspekt des Seehandels am Roten Meer. „Bis wir diese Stelen entdeckten war nicht bekannt, dass König Amenemhet III. Expeditionen nach Punt entsandt hat." so Bard. "Das macht den Text zu einem wichtigen historischen Dokument." Das Grabungsteam fand außerdem Keramikfragmente in der kleinen Höhle, die - wie die italienischen Archäologen glauben - aus dem Jemen stammt. Dies lässt vermuten, dass die Ägypter entweder weiter segelten als bislang angenommen wird oder dass die Ägypter Teil eines komplexeren Handelsnetzwerkes waren. Eine Fahrt nach Punt erforderte einen enormen Arbeitsaufwand. Ägyptische Schiffsbaumeister fällten Zedern an den Bergen des Libanon und transportierten das Holz den Nil aufwärts zu einer Werft, wo die Fahrzeuge zuerst gebaut und dann in transportfähige Stücke auseinander genommen wurden. Diese Einzelteile wurden wiederum in einem 10-Tagestrip über ca. 100 Meilen durch die Wüste zur Küste transportiert. "Die dafür notwendige Logistik war bewundernswert." so Bard. "Sie mussten dabei das ganze Süßwasser und den Proviant für die Reise mit sich tragen." ...
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