Hallo Udimu! Danke für die Klarstellung bei Redfords Namenskreation. Die von Bietak (Zum Königreich des aA-zH-Ra Nehesi, in: SAK 11, 1984, 64f.) vorgenommene Beobachtung, dass die stratigraphische Lage der mit Nehsy’s Namen beschrifteten Fragmenten aus dem östlichen Siedlungsbereich von Tell el-Dab’a sehr wahrscheinlich in die Schichten F-E/3-2 zu legen ist, spricht doch eigentlich gegen eine Verschiebung des Nehsy in das viel jüngere Stratum D/2, das nach Bietak kurz vor bis zum Ende der Hyksos-Zeit reicht. In besagtem östlichen Bereich hat Bietak ja den kanaanäischen Haupttempel ergraben und in einer rezenten Brunnenvermauerung die Blöcke des Nehsy entdeckt, die in ihrem architektonischen Kontext sicherlich aus dem Tempelbezirk stammen. Nach der Keramikseriation reicht der Tempel bis +/- 1720 v.Chr. zurück, was direkt zu Nehsy als einem Gründer des Tempelkomplexes führt (Bietak geht ja von einer Regierungszeit um 1715, Ryholt von 1705 v.Chr. aus) und was sehr gut zu den Weihinschriften für Seth/Ba’al passt, die ja in den Nehsy-Quellen bezeugt sind (vgl. Bietak, op.cit, 65f.). Man muß nicht so weit gehen und die Einführung des Seth-Kultes wie ihn die 400-Jahr-Stele „dokumentiert“ genau auf Nehsy legen, aber das Quellenbild ist hier doch recht homogen und die Rückrechnung der 400 Jahre würde in der Tat eine solche Rekonstruktion erlauben. Natürlich wäre es theoretisch möglich, dass die Nehsy-Fragmente von Bauelementen stammen, die erst in der Zeit des Apophis dort errichtet worden sind, doch gibt es auch hier Schwierigkeiten: Da die besagten Spolien aus den Baumgruben, bzw. (größere?) Teile der Anlage wohl auf Nehsy selbst zurückgehen und nicht posthum sind, ist es unwahrscheinlich, dass Nehsy gleichzeitig oder nach Apophis gelebt haben soll. Eine Herrschaftsphase nach Apophis ist ausgeschlossen, da Avaris dann ja nicht mehr unter Hyksos-Kontrolle war und dort somit kein Tempel mehr von/für Nehsy gebaut werden konnte. Davor ist ebenso unwahrscheinlich – wenn die neue genealogische Verbindung zu Apophis vertreten werden soll. Gleichzeitig bleibt an der Vasallen-Theorie die Tatsache poblematisch, dass Nehsy ja über eine königliche Titutlatur verfügte und sich sowohl in Avaris wie auch Tell Habuwa mit diesen Titeln bezeichnen läßt (auf dem Statuen-Fragment aus Tell el-Moqdam ja als nTr-nfr, nb-tA.wy sA-Ra....; vgl. Helck, Historisch-biographische Texte, Wiesbaden 1983, 48 Nr. 66). Der Fundverteilung nach dürfte seine Residenz wohl in Avaris gelegen haben, was dann aber das Problem aufwirft, dass man dann für Avaris mehrere Vasallen + einen Hauptherrscher (Apophis) zu rekonstruieren hätte. Dies ist allerdings höchst unwahrscheinlich. Auch dass die Verteilung der Belege des Nehsy sich fast vollkommen mit der Siedlungsverteilung der Mittleren Bronzezeit II A deckt und diese in Ägypten nur bis ca. 1700 v.Chr. reichte, und dass die engen Beziehungen zur Kerma-Kultur eine nubische Assoziation glaubhaft machen, stützt eine frühe Datierung des "Königreiches" des Nehsy. Allerdings ist das erste der beiden letztgenannten Argument – wie Bietak schon feststellt – eher eine Bestätigung der Erwartungen und kein neuer Beweis für die orthodoxe Chronologie. Zuguterletzt muß – wenn man den Turiner Nehsy mit dem archäologisch belegten identifizieren will – dann ja auch die Reihenfolge der Kolumne 9 des Turiner Papyrus als absurd abgetan werden, die die oberen Überlegungen zur Gründung bzw. frühen Etablierung der 14. Dynastie durchaus stützt. Für diejenigen, die bei dem Foto mal knobeln wollen: Die Königsschwester des Apophis (vgl. Opferständer Berlin Inc. 22487 und Pseudonaos des Apophis aus Ezbet Helmi; heute Kairo; Simpson, in: CdE 67, 1959, S. 233-39) schreibt sich Die Tati, die Ryholt mit Nehsy in Verbindung bringt dagegen Selbst wenn Tani zu lesen wäre, was abzuwarten bleibt, so stellen sich einige Probleme einer Umdatierung des Nehsy in den Weg. Und die so schön schlüssige Rekonstruktion bei Ryholt wäre dann auch zu korrigieren, was sehr schade wäre Gruß A.
> Antwort auf Beitrag vom: 14.08.2005 um 00:53:39
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