Grimm, Schoske, Dreyer : Am Beginn der Zeit. - München: Staatl. Museum Ägypt. Kunst, 2000. - S.: 37 : Aus den geometrischen und tiergestaltigen Schminkpaletten der Negade I bis Negade III-Zeit entwickeln sich die sog. Prunkpaletten der protodynastischen Zeit (»Dynastie 0«), die das »Leitfossil« dieser letzten prädynastischen Epoche sind. Usprünglich wohl Weihgeschenke für die ältesten Heiligtümer, und dazu bestimmt, im täglichen Kultbildritual beim Schminken des Götterbildes Verwendung zu finden, sind sie später dann auch als Grabbeigaben verwendet worden, wie ein jüngst in Unterägypten (Minshat Ezzat) in einem Grab aus dem Beginn der l. Dynastie gefundenes und in seiner Dekoration bislang singuläres Exemplar zeigt. Auf ihren ursprünglichen Gebrauch weist der auf der Vorderseite meist durch einen kräftigen Ringwulst gebildete Schminknapf hin. Neben Gefäßen und Keulenköpfen mit plastischer Dekoration gehören die Prunkpaletten mit zu den frühesten Trägern von Reliefs. Gundlach : Der Pharao und sein Staat. - Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1998. - S.: 73 : Die Prunkpalette des Königs Narmer ist aufgrund ihrer Größe und Unhandlichkeit (Gewicht !) ebensowenig zum praktischen Gebrauch bestimmt gewesen wie die Keulen Skorpion II. und des Narmer. Es sind Nachbildungen von königlichen Waffen und Kultgeräten (hier: einer Schminkpalette), die deshalb in dieser „Prunk"form angefertigt wurde, da die Kommunikation zwischen dem König und dem Sonnengott nur im Rahmen eines Kultbetriebes möglich und erlaubt war. Die runde Vertiefung auf der Vorderseite der Palette entspricht einer Vertiefung auf einer für den praktischen Gebrauch bestimmten Palette, in der die Paste zerrieben wurde, die zum Schminken des Götterbildes bestimmt war. Schminken bedeutet Beleben (hier: des Kultbildes), wodurch die Kommunikation zwischen dem König und dem Sonnengott auf dem Wege über das Kultbild erst möglich war. |