Iufaa hat mir eine Lektüre in die Hand gedrückt, die mir durchaus schlaflose Nächte bereitet: Cahiers de Karnak XII. Der Doppelband befasst sich recht ausführlich mit einem großen Fragezeichen in der Geschichte Karnaks - dem Mittleren Reich. Fragezeichen entstehen auch beim Lesen jede Menge. So stellen die Franzosen im Artikel von Fr. Larché (Nouvelles observations sur les monuments du Moyen et du Nouvel Empire dans la zone centrale du temple d'Amon) ab S. 480 neue Hypothesen zur Baugeschichte von Ipet-sut vor. Dreh- und Angelpunkt ist dabei eine Kapelle Sesostris I. Bild nach: Cahiers de Karnak XII, Fr. Larché, Nouvelles observations sur les monuments ... pl. LXXV Die von ihnen benannte Orientierung des Tempels habe ich im Bild eingetragen. Sie ergibt sich aus verschiedenen Beschreibungen im Text. Recht deutlich am Anfang von S. 481 Zitat:
8.1. La question de l'orientation du temple primitif (pl. LXXII-LXXV) Le portique de Sésostris I n'était pas tourné vers l'ouest mais vraisemblablement vers le soleil levant, comme le montrent la décoration de ses piliers osiriaques axiaux et celle du grand naos en diorite du même roi. Derrière au moins huit piliers osiriaques in antis, un nombre égal de piliers carrés soutenaient une rangée d'architraves intermédiaires. Au fond, se trouvait probablement une porte permettant d'arriver au naos. Toutefois, il est encore prématuré d'attribuer cette orientation vers l'est au temple primitif dans son entier, bien que l'étude géologique de la zone semblerait confirmer l'existence d'une voie d'eau disparue à l'est du temple. |
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das ich folgendermaßen übersetzen würde: 8.1. Zur Frage der Orientierung des ursprünglichen Tempels (pl. LXXII-LXXV) Die Säulenhalle von Sésostris I. war nicht nach Westen gerichtet, sondern wahrscheinlich in Richtung der aufgehenden Sonne, wie es die Dekoration ihrer osirianischen Achsenpfeiler und jene des großen Naos aus Diorit von diesem König zeigt. Hinter wenigstens acht Osiris-Pfeilern an Pfeilern/Mauerzungen bildete eine entsprechende Anzahl viereckiger Pfeiler eine weitere Reihe, verbunden mit Zwischenarchitraven. Wohl in der Mitte befand sich eine Tür, die es erlaubt zum Naos zugelangen. Allerdings ist es noch verfrüht diese Orientierung auf den ganzen ursprünglichen Tempel zu übertragen, obwohl es scheint dass eine geologische Studie des Gebietes die Existenz eines Wasserweges im Osten des Tempels bestätigt. (of a water way disappeared in the east from the temple) Eine Hypothese - doch auch im weiteren Text kommt man immer wieder auf diese, zur heutigen Orientierung genau gegenläufigen, Orientierung dieser Kapelle zurück. Man sucht nach Erklärungen wann und warum die Orientierung in die heute noch erhaltene geändert wurde. S. 483 Zitat:
L'assèchement de cette voie d'eau, naturel ou non, aurait obligé à inverser l'orientation du sanctuaire qui, faisant face à l'est, n'était cependant plus tourné vers la voie d'eau. |
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lese ich: Die Trockenlegung dieses Wasserweges, natürlich oder nicht, zwangen dazu die Orientierung des Tempels umzudrehen, indem er wieder mehr auf den Wasserweg gerichtet wurde. Die ungewöhnliche Orientierung der Kapelle machen sie an verschiedenen Details u.a. der Dekoration fest. Mir ist es noch nicht gelungen im Text einen Hinweis darauf zu finden wo genau sie die Kapelle platzieren, da sie den Tempelbereich für das MR über den "Hof des MR" hinaus deutlich erweitern, erweitern sich auch die Aufstellmöglichkeiten. Ich bin ja durchaus bereit an meinen Französischkenntnissen zu zweifeln - oder besser an den Ausführungen der Franzosen? Hat sich denn ausser ihnen schon jemand zu diesem Thema geäußert? Ein Gruß mit vielen Anm: Bei der geologischen Studie beziehen sie sich wohl auf dies.1
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