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Thema: Mundöffnungsritual |
Peter_Simon Gast
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« Datum: 06.08.2004 um 11:54:02 » |
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Hallo In unserer Fachzeitschrift fand ich einen Artikel,der von allgemeiner Interesse wäre.Würde mich freuen zu hören,was ihr darüber denkt.Den letzten Satz allerdings hätte sich der Autor sparen können. Der Artikel findet sich auf der site www.deutscher-apotheker-verlag.de/DAZ/ Auf der linken Spalte Archiv anklicken, Benutzername: apotheke Kennwort:daz Dann Titel eingeben: Kannten die alten Ägypter eine Intensivmedizin? Gruß Peter
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naunakhte Moderatorin
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« Antwort #1, Datum: 06.08.2004 um 12:06:31 » |
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Hallo Peter-Simon, einfacher ist es den Artikel hier einzufügen. Zitat:
Vergessenes Wissen Kannten die alten Ägypter eine Intensivmedizin? Vieles, was man für moderne Errungenschaften der Wissenschaft und Technik hält, war schon in früheren Zeiten bekannt und ist nur in Vergessenheit geraten. Zu diesem Schluss kommt man bei genauem Studium antiker Texte immer wieder. Beispiele hierfür finden sich besonders oft im alten Ägypten. So weisen Ärzte darauf hin, dass das ägyptische Mundöffnungsritual ursprünglich keine Zeremonie, sondern eine lebensrettende medizinische Maßnahme war. Inverse Medizingeschichte Die Geschichte ist kein kontinuierlicher Fortschritt. Einen Rückschritt an Wissenschaft und Technik gab es nicht nur im Mittelalter, auch in früheren Epochen verlief die Entwicklung teilweise invers (Abb. 2). Schon in der Antike sind chirurgische Operationen durchgeführt wurden, wie zum Beispiel der Kaiserschnitt. Cäsar soll auf diese Weise zur Welt gekommen sein und deshalb seinen Namen erhalten haben, der sich wahrscheinlich von caedere = schneiden ableitet (Kaiserschnitt wäre demnach ein Pleonasmus). Eine andere komplizierte Operation, die schon in der Vorgeschichte ausgeführt wurde, ist die Trepanation (Schädelperforation); dass sie von den Patienten überlebt wurde, zeigen die postoperativen Veränderungen an den Schädelknochen. Vor über 3000 Jahren wurden asphyktische Neugeborene bereits von hebräischen Hebammen mit Atemspenden versorgt und so gerettet (hebräische Methode). In der Medizin gilt das als älteste Form der Wiederbelebung, die später in Vergessenheit geriet. Erst in der Neuzeit wurde die Mund-zu-Mund-Beatmung wieder in die Notfallmedizin eingeführt und wird heute in jedem Erste-Hilfe-Kurs gelehrt. * uf alten ägyptischen Abbildungen sind auch folgende medizinische Techniken zu erkennen: * Tracheotomien (lebensrettende Luftröhrenschnitte). * Triage (Biomechanische Kurzbeurteilung von Patienten). * Künstliche Ernährung. * Inversion von vor dem Ertrinken Erretteten (Aufhängen an den Füßen, damit sich Wasser aus dem Magen entleert; heute nicht mehr angewendet). * Überstrecken des Kopfes mit Anheben des Kinns zur Freihaltung der Atemwege (stabile Seitenlage, aus jedem Erste-Hilfe-Kurs bekannt). Der ägyptische Totenkult aus medizinischer Sicht Auf ägyptischen Wandbildern ist häufig ein Ritual des Totenkults dargestellt, das darauf hindeutet, dass damals die lebensrettende Beatmung von Notfallpatienten mit einer Art Laryngoskop bekannt war. Es handelt sich um das Mundöffnungsritual (Abb. 3), das gemäß den alten Schriften im Goldhaus mit einem Meißel aus Erz, der auch als Dechsel bezeichnet wird, durchgeführt wurde, und zwar am 70. Tag des Mumifizierungsprozesses. Diese Geräte zur Mundöffnung sind jedoch nie gefunden worden, sondern nur Holzmodelle davon. Bei dem Mundöffnungsritual ist auch immer der goldene Finger des Horus dargestellt, eine Art Schlauch. Neben der Mundöffnung umfasste der Vorgang noch eine Augenöffnung mit einem Gerät, das nach Angaben aus der Literatur eine Feuersteinspitze trug und Funken erzeugen konnte. Zudem wurden der Mumie die Zähne entnommen. * as ist nun das frappierende an diesem Vorgang? * Das Mundöffnungsgerät ähnelt sehr dem heute in der Notfallmedizin und Operationstechnik eingesetzten Laryngoskop (Abb. 4). * Die Funktionstüchtigkeit von Nachbildungen der antiken Dechsel wurde von Ärzten an Übungspuppen nachgewiesen. Mit dem Mundöffnungsgerät hätte sich also eine Beatmung im modernen Stil einleiten lassen können. * Der Finger des Horus entspricht einem heutigen Tubus zur künstlichen Beatmung. Diese sind heute aus Kunststoff, waren aber zu Beginn der modernen Medizin auch aus Metall, wobei das im alten Ägypten verwendete Gold flexibler ist als Edelstahl. * Das Augenöffnungsgerät könnte zur Beurteilung der Pupillenreaktion gedient haben. Diese diagnostische Maßnahme ist aus der heutigen Notfallmedizin nicht wegzudenken, man verwendet dazu Spaltlampen. * Die Entfernung der Zähne im Totenritual entspricht der allgemeinen Praxis, vor der Beatmung den Mundbereich frei zu räumen und auch künstliche Zähne zu entfernen, um den Patienten nicht durch Verschlucken von Fremdkörpern zu gefährden. * Die im alten Ägypten abgebildeten Gerätetische, wie z. B. der Beistelltisch auf dem Papyrus Hunefer (Abb. 5), entsprechen fast exakt heutigen Narkosewägen. Die darauf befindlichen Geräte können von medizinischem Personal ohne große Fantasie heutigen Geräten zugeordnet werden. |
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Fortsetzung folgt ..
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naunakhte Moderatorin
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« Antwort #2, Datum: 06.08.2004 um 12:06:58 » |
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Fortsetzung: Zitat:
Relikte einer hochentwickelten Medizin? Einen Beweis für die Anwendung der dargestellten Geräte zur tatsächlichen Lebensrettung im alten Ägypten gibt es nicht. Beim Totenritual ist die Lebensrettung nur symbolisch, das schließt aber eine parallele Anwendung der Technik im medizinischen Sinne bei lebenden Patienten nicht aus. Denkbar ist auch, dass eine früher tatsächlich praktizierte Methode nur noch als Ritual überdauert hat, nachdem der eigentliche Zweck nicht mehr verstanden wurde. Solche Phänomene treten häufig auf, viele religiöse Rituale hatten einst eine andere, teilweise rein praktische Bedeutung. Vielleicht fanden in der Frühzeit Ägyptens tatsächlich Wiederbelebungen statt, vielleicht waren die Pyramiden sogar, wie Ocklitz andeutet, eine Art Reanimationskapseln? Literatur Ocklitz A.: Künstliche Beatmung mit technischen Hilfsmitteln schon vor 5000 Jahren? Anaesthesist 45 (1996), 19 21. Ocklitz A.: Das altägyptische Mundöffnungsritual im Licht der modernen Wiederbelebungsmedizin. Kemet 4/1995. Maleck W., Kötter K.: Notfallmedizin im alten Ägypten. Ancient Skies 6/1997. Kötter K., Maleck W.: Versuche mit dem Dechsel von Hunefer am Simulator. Ancient Skies 2/1998. Ocklitz A.: Die Pyramiden: Reanimationskapseln? Ancient Skies 6/1995. Ocklitz A., Maleck W., Kötter K.: Medizintechnologie bei den Pharaonen, Experimente mit dem Intubationsspatel von Papyrus Henefer am Simulator. Notfallmedizin im alten Ägypten, AAS One-Day-Meeting in Mannheim am 2. 11. 1996. Schott H.: Die Chronik der Medizin. Gütersloh/München 2000. Bürgin L.: Rätsel der Archäologie. München 2003. Krassa P., Reinhard H.: Das Licht der Pharaonen. Augsburg 1996. www.m-ww.de/sexualitaet_fortpflanzung/ geburt/kaiserschnitt.html Anschrift des Verfassers: Stephan Baum, Stiftsbogen 57, 81375 München |
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erspart umständliche Reisen im Netz. Que lle Gruß nauna die den Artikel jetzt erst mal lesen muß
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Iufaa Moderator
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« Antwort #4, Datum: 06.08.2004 um 13:03:30 » |
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Hi, ich denke die Zitatstelle "Krassa P., Reinhard H.: Das Licht der Pharaonen. Augsburg 1996" rückt den gesamten Artikel in das rechte Licht. Ich schlage Nachlesen auf F. Doernenburg´s Seite nach Man sollte nicht nur den Thread sondern gleich die Apothekerzeitung schließen - dann "wäre Sie geholfen". Gruss, Iufaa
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Iufaa Moderator
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« Antwort #7, Datum: 06.08.2004 um 16:40:20 » |
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Hi, was bei diesen Artikeln, wo auch immer sie erscheinen, eklatant auffällt, ist die Tatsache, dass offensichtlich das Pferd immer von hinten aufgezäumt wird. Es wird immer wieder vergessen, dass "hochentwickelte" Behandlungsmethoden auch eine "hochentwickelte" Diagnostik voraussetzen - darüber hört man aber nichts! In diesem Zusammenhang bedürfen einige altbekannte Darstellungen der altägyptischen Kultur einer Neuinterpretation, denn man muss davon ausgehen, dass zahlreiche Erkenntnisse der alten Ägypter (aÄ) kultisch bemäntelt wurden und für uns deren ursprüngliche Bedeutung nicht mehr ohne weiteres erkenntlich ist. Zu diesen Darstellungen gehört sicherlich der immer wieder so genannte Heb-Sed-Kultlauf des Djoser. Tatsächlich handelt es sich um die Darstellung eines antiquierten Verfahrens zur Messung des Belastungs-EKG (einer laufenden Person). Dargestellt (erste Abbildung) ist die Zweipunktableitung nach "jy-m-Htp", wie sie in der rechten schematischen Darstellung wiedergegeben ist. Die Spannungsdifferenz wird zwischen den beiden Punkten 1 und 2 gemessen, wobei die aÄ unterschiedlich geformte Griffelektroden benutzt haben, die eine Vertauschung von Rechts (1) und Links (2) durch den Probanden ausschlossen. Die gemessene Spannungsdifferenz wird über eine grossflächige Kopfantenne (3), die kultisch immer wieder als Krone interpretiert wird, an die Empfangsgeräte übertragen (2. Abbildung) - ein Verfahren, dass man heutzutage als telemetrisch bezeichnet. Da man damals offensichtlich noch nicht über Mehrkanalschreiber verfügte, wurden die Signale auf drei Geräten aufgezeichnet. Auch die Antennentechnik war noch vorsintflutlich, alle Rekorder mussten samt der unhandlichen Antennen dem Laufenden hinterhergetragen werden. Auch die in der 2. Abbildung dargestellten Funktionsträger erzwingen die Neuinterpretation diverser Titel. So handelt es sich bei der "nsw snt" nicht um eine leibliche Schwester des Königs, sondern um eine einfache Krankenschwester im Dienste des Königs. Dies gilt uneingeschränkt auch für die "nsw snt wrt", die fälschlicherweise immer als "Große kgl. Schwester" übersetzt wird, hier ist m.E.n. der Titel Oberschwester ... besser angebracht. Iufaa wo bleibt die Zensur
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semataui Member
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« Antwort #8, Datum: 06.08.2004 um 16:59:44 » |
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Hi Iufaa, bezüglich der Antennentechnik unterliegst Du einem kleinen Irrtum. Wie Du sicher weißt, war in der Spätzeit bereits eine Funkübertragung per Hubschauber möglich. Im AR, zur Zeit des Djoser benutzte man wie unschwer zu erkennen dressierte Nechbet-Geier, die über dem Patienten flogen und mittels einer anch-förmigen Antenne die Signale auffingen. Die Signale wurden dann zur Pyramidenspitze übertragen. Reste des Emfangsantenne befinden sich noch auf der Chufu-Pyramide. Schönes Wochenende, sema
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Seqenenre Gast
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« Antwort #10, Datum: 06.08.2004 um 21:55:14 » |
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Ich bin kein medizinisch Bewanderter, aber wenn die genannte Beatmungsform tatsächlich "hebräisch" genannt wird, könnte es dann nicht sein, daß sie mit den Hebräern vor 3000 Jahren genauso viel zu tun hat wie die "pharaonische" Beschneidung von Frauen (Mädchen) mit den Pharaonen, nämlich rein gar nichts? Soweit ich die zitierte Zeitschrift kenne, zielt sie hauptsächlich auf 75-jährige Doppelherz- und Sechsämtertropfentrinker als Leser und sollte vielleicht nicht so ganz ernst genommen werden... Macht doch nicht so`n Galama...
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Peter_Simon Gast - Themenstarter
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« Antwort #11, Datum: 07.08.2004 um 09:42:59 » |
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Hallo Sicher schießt der Artikel weit übers Ziel und vieles hätte sich der Autor sparen können.Damit verschleiert er etwas den Grundgedanken.Die Frage bleibt ja: Wie ist das Mundöffnungsritual entstanden? (sollte das Thema vor Kurzem behandelt worden sein,bitte ich um Nachsicht und Hinweis,habe es beim oberflächlichen Blättern nicht gefunden) Eine rituelle Handlung entsteht ja nicht des Ritus wegen,sondern hatte anfangs ja eine sinnvolle Bedeutung,die später verloren gegangen sein mag.Was war nun anfangs die Bedeutung? Vielen Dank,naunakte,für die Eingabe des betr. Artikels.Für Masochisten verrate ich noch,das das Original noch einige Abbildungen hätte,die vielleicht schon im Vorfeld lufaas Zensur verfielen Gruß Peter
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Irjnefer_d.J. Gast
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« Antwort #12, Datum: 07.08.2004 um 10:54:05 » |
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Hallo Iufaa und Kollegen, nun da wir diesen wissenschaftlichen Artikel ja auch alle lesen können: Ich habe mir bisher eingebildet, wir seien hier eben k e i n alternatives Ägyptologie-Forum. Wozu dieser Datenmüll ? MfG Irjnefer d.J.
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jd_degreef Gast
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« Antwort #13, Datum: 07.08.2004 um 11:11:41 » |
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Hallo ! Das Mundöffnungsritual scheint aus dem aushauen oder schnitzen einer Kultstatue entstanden zu sein. Das fertig machen der Augen und des Mundes entsprach eine magische Belebung. Diese wurde einer Geburt gleichgesetzt. Das psS-kf Messer wurde im Normalfall angeblich für das Durchschneiden des Nabelstrenges benützt, und das fingerförmige Gerät für das entfernen des Kindspeches aus den Augen eines Neugeborenes. Das Querbeil aber gehörte glücklicherweise zu der Ausrüstung der Bildhauern... MfG, JD
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naunakhte Moderatorin
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« Antwort #14, Datum: 07.08.2004 um 11:14:29 » |
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Hallo Irjnefer d.j. Zitat:
vielleicht weil nicht alles Datenmüll ist? Im Gegensatz zu den "grünen Männchen" der Pyramidiologen kannst du zu Medizin recht wenig nachlesen. Auch wenn mancher im Forum damit nicht so recht einverstanden sein mag, finde ich die Nachfrage wegen des Artikels trotzdem in Ordnung. Und wenn die Diskussion mal wieder in geordnete Bahnen kommt, kann man sicherlich interessant drüber diskutieren! nauna
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