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Thema: "Beischläferin" |
Geistsucher Member
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« Datum: 03.05.2006 um 22:38:15 » |
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Hallo. In einem Buch sah ich eine prädynastische "Bei- schläferin" mit scheinbarer Tätowierung eines Karomusters . , auf www.mentuhotep.de ... ..... ... . sah ich zwei "Beischläferinnen" aus dem MR mit dem- selben Muster ("Neues" vom 24.9.05). Aus welchen Zeiten sind solche Frauenfiguren (Grab- beigaben) alles belegt ? (Bereits für einzelne Beispiele bin ich dankbar ..!) Viele Grüße Geistsucher
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Mubarek Gast
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« Antwort #1, Datum: 03.05.2006 um 23:25:24 » |
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Kleine, weibliche Figuren mit Mustern auf dem Körper liegen aus vorgeschichtlicher Zeit vor; unklar ist, ob diese eine bemalte oder tätowierte Haut darstellen. Flinders Petrie fand 1895 solche bei seinen Grabungen in Negade und Badari. Als 1891 im äußeren Hof des Mentuhotep-Tempels in Deir el Bahari die Mumie der Hathorpriesterin Amunet aus der XI./XII. Dynastie gefunden und untersucht wurde, stellte man fest, dass ihre Haut mit Tätowierungen auf Ober- und Unterbauch sowie Schultern und Armen bedeckt war. Im Anhang eine Frauenfigur der XI./XII. Dynastie mit Tätowierungen. Quelle: Germer, Renate; Mumien; Patmos Verlag, 2001 Petrie, W.M. Flinders; Naqada and Ballas 1895; Quaritch, London, 1896
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Geistsucher Member - Themenstarter
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« Antwort #2, Datum: 04.05.2006 um 20:50:00 » |
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Lieben Dank, Mubarek. Kann jemand hier weitere Abbildungen einstellen ? (Gerade dieses konstante Karomuster spricht für eine eigene Symbolik - nämlich die einer weiblichen Gottheit !..) Geistsucher
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Mubarek Gast
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« Antwort #3, Datum: 04.05.2006 um 23:25:03 » |
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Weibliche Figur aus blauer Fayence, gefunden von H. Carter und Lord Carnavon. Diese Votivgabe für Hathor zeigt keine Karomuster. Auf die XII. Dynastie datierte Grabbeigabe zur Sicherstellung der sexuellen Aktivität und Fertilität im Jenseits.
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Geistsucher Member - Themenstarter
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« Antwort #4, Datum: 05.05.2006 um 14:14:40 » |
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Unter anderem laut Doris Wolf ("Was war vor den Pharaonen ?", 1994) Symbole für die Wiedergeburt des Verstorbenen aus der Großen matriarchalen (Mutter-)Göttin (wohl: im Diesseits ..?!). Ich habe das LÄ überflogen (Stichwort Beischläferin): Es gibt offensichtlich (jünger) auch die Darstellung einer Mutter(-göttin ?) mit ihrem Kind. Sehr interessant fände ich das Ergebnis, daß es hier neben der offiziellen Tempelreligion Relikte aus viel älteren Zeiten gab, an die das einfache Volk glaubte - aus der Zeit, als man noch keine männlichen Gottheiten kannte... Alleine die (hier geradezu kanonische) Kontinuität zwischen Badari-/Negade-Zeiten und der XI./XII. Dynastie finde ich erstaunlich. Kennt vielleicht noch jemand ein Foto / eine Skizze einer solchen (sonst mühsam deutbaren) Figur ? Geistsucher
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Quintus Gast
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« Antwort #5, Datum: 05.05.2006 um 16:18:12 » |
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Hier ist aus dem Bonner Uni-Museum noch eine als "Beischläferin" bezeichnete Frauenfigur. Von Bonner Ägyptologen wird allerdings die Richtigkeit der Bezeichnung bezweifelt bzw. als nicht belastbar angesehen. Leider habe ich es versäumt, die genaue Beschreibung der Vitrine zu notieren.
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Geistsucher Member - Themenstarter
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« Antwort #6, Datum: 05.05.2006 um 17:31:27 » |
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Hallo Quintus, ich habe gerade meine Bezugsquelle verliehen, aber die 'schlafende Göttin' ist auch aus anderen Ländern (zur Jung- steinzeit) bekannt. Deine Figur (welche Zeit ?) könnte ebenfalls eine Göttin sein (aufgrund ihrer Nacktheit), und sie könnte schlafen (symbolischer angewinkelter Arm ?; auch Mumienmasken haben keine geschlossenen Augen) ... Ich werde das Referenzstück bald nachliefern, hat noch jemand so eine sog. Beischläferin geknipst ? Geistsucher
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Mubarek Gast
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« Antwort #7, Datum: 06.05.2006 um 00:07:21 » |
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Zitat:
Sehr interessant fände ich das Ergebnis, daß es hier neben der offiziellen Tempelreligion Relikte aus viel älteren Zeiten gab, an die das einfache Volk glaubte - aus der Zeit, als man noch keine männlichen Gottheiten kannte... |
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Und wie stellst Du Dir in diesem Zusammenhang die Einordnung der zoomorphen Gottheiten vor? Ganz nebenbei, auch bei kritischer Betrachtung der ägyptischen Religionsentwicklung bietet sich kein Ansatz für die Vermutung einer Religion, die neben einer weiterentwickelten Variante im archaischen Zustand verharrte. Dies ist meist, salopp gesprochen, beim "Überstülpen" einer Religion der Fall, bei der zwangsweisen Konvertierung, wie es z.B. bei der Christianisierung unter Karl dem Großen geschehen ist. Das Ergebnis waren brave Christen, die in breiten Schichten noch dem alten Glauben verbunden blieben (Stichwort Hagedisen). Ein weiteres Ergebnis dieses Ergebnisses war die Anpassung christlicher Feiertage an die "heidnischen Termine" wie Ostern oder Weihnachten, was allerdings schon vor Karl umgesetzt wurde. Im Anhang noch eine Zeichnung Petries zweier von ihm in Negade gefundener weiblicher Figuren aus weissem Ton mit schwarzer Dekoration. Es bleibt offen, ob es sich um Tätowierung oder Malerei handelt.
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Geistsucher Member - Themenstarter
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« Antwort #9, Datum: 06.05.2006 um 14:19:30 » |
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Vielen Dank, Mubarek, wir sehen hier Vorder- und Rückseite der "tanzenden Göttin", wie sie auch noch unzerstört existieren (- ebenfalls vor- geschichtlich -): mit Vogelkopf ! Vogelköpfige weibliche Statuetten finden sich zur selben Zeit auch in anderen Ländern, auch sie sind z.T. mit ar- chaischen religiösen Symbolen bemalt. Tanz ist die ursprünglichste Form des Gebetes. Die 'historische' ägypt. Zeit bezeichne ich dann als "fort- entwickeltes Matriarchat", in dem die alten Formen aber bei- behalten werden (siehe Dein erstes Foto und die analoge vor- geschichtliche Figur in Doris Wolf). Hier werden erstmals Tiere zu Göttern (Rindergottheiten, Skorpiongottheit usw.) und für ihre Verehrung werden ihnen menschliche Eigenschaften zugeschrieben. Die alten religiösen Formen (- hier das Karomuster oder die "schlafende Göttin" -) werden weiter tradiert. Tempel werden der Großen Göttin (auch später) nicht gebaut, daß sie aber einen Kult hat, beweisen derartige weibliche Tempelvotivga- ben (- "Beischläferinnen" ? ? ? ? -). Geistsucher
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