Hallo Imothep! August Mariette machte zwar wesentliche Entdeckungen in Sakkara, hat aber direkt nichts mit den "zerhackten Stierknochen" zu tun. Stiernekropolen gibt es nicht nur in Sakkara, sondern auch in Heliopolis, Luxor und Abusir. Aus einer dieser Grabungen stammt eine Tier-Mumie, die in der Münchner Staatlichen Sammlung Ägyptischer Kunst gelagert wurde. Sie war im Krieg stark beschädigt worden. So entschloss man sich, den Stier auszuwickeln, um endlich die Mumifizierungstechnik der heiligen Stiere untersuchen zu können. Die Binden waren sehr kunstvoll gewickelt worden. Nachdem die Wissenschaftler das Leinen gelöst hatten, standen sie vor einem derben Holzbrett, auf dem ein Haufen Knochen aufgestapelt war. Die Enttäuschung war groß. Durch geschickte Aufpolsterung war der klebrigen Masse die Form eines liegenden Rindes gegeben worden. Die Entdeckung weist darauf hin, dass dieses Tier, übrigens kein Stier sondern eindeutig ein Ochse, womöglich auf die von Herodot beschriebene Weise (siehe unten) bestattet worden war. Eine Legende, nach der der Apis ein Mischwesen war, gibt es nicht. Das von dir gebrauchte Wort "Mischwesen" hat hier aber nichts mit dem "Mischwesen" zu tun, wie der Sphinx es ist - der Apis ist körperlich ein reiner Stier, sein Ursprung, bzw. seine Seele sind jedoch göttlicher Natur. Übrigens: Däniken deutet die zerhackten Knochen als Überreste von Mischwesen, die, solange die Götter auf der Erde weilten, verehrt wurden, deren Wiedergeburt dann aber durch die für die Ägypter ansonsten untypische Zerstörung der Körper verhindert werden sollte... Dass der Apis aber die von dir beschriebenen Zerstörungsfeldzüge unternahm, ist mir ganz neu. wahrscheinlich auch vom Herrn E.v.D. Nur eine von vielen Definitionen des heiligen Apis Stieren: Der Kult des Apis-Stieres existierte seit der Archaischen Epoche in Memphis (Hauptkultzentrum des Ptah, so auch der Apis als dessen Inkarnation, Anm.). Er ist als ein Gott der Fruchtbarkeit sowie Königsgott zu sehen. Der göttliche Stier wurde aufgrund eins besonderen weißen Flecks auf der Stirn sowie anderer Merkmale aus der Herde gewählt. Die toten Heiligen Stiere wurden mumifiziert und seit dem Neuen Reich im Serapeum in Sakkara begraben. In der Ptolemäerzeit entstand aus der Verbindung Osiris-Apis ein neuer, ägyptisch-hellenistischer Gott namens Serapis. aus: Ägypten - Welt der Pharaonen, Regine Schulz und Matthias Seide. Bei Heredot heißt es: „Stirbt ein Rind, wird es auf folgende Weise bestattet: Die Kühe werfen sie in den Fluss. Die Stiere graben sie vor der Stadt ein und lassen ein Horn oder auch alle beide als Zeichen hervorragen. Wenn das Tier verwest ist und die vorgeschrieben Zeit naht, kommt in jede Stadt eine Barke ... Sie graben die Knochen aus, bringen sie alle an einen bestimmten Platz und begraben sie dort." Zum Fund von Mariette und dem Serapeum: Im November 1851 gelang dem Franzosen Mariette mit seinem Team in Saqqara, einem zentralen Friedhofsgebiet bei Memphis, ein Aufsehen erregender Fund. Saqqara war eine der wichtigsten Nekropolen Ägyptens. Über mehrere Kilometer erstreckt sich die Totenstadt in Nord-Süd-Richtung am Rand der Lybischen Wüste, mit der Stufenpyramide des Königs Djoser als zentralem Bauwerk und weithin sichtbarem Wahrzeichen. Die Aushebung eines unterirdischen Gewölbes mit zahlreichen Gruften begann. Einige davon waren bereits von Grabräubern ausgeräumt worden, andere beherbergten riesige Sarkophage. Jeder dieser Sarkophage war vier Meter lang, 2,30 Meter breit und hatte ein Gewicht von 60 bis 70 Tonnen. Prinz Chaemwese, Hoherpriester des Gottes Ptah und Sohn Ramses’ II., begann im 13. Jahrhundert v. Chr. den Ausbau großer unterirdischer Galerien in Saqqarah. Diese Höhlen sind heute als Serapaeum bekannt . Hier wurden heilige Stiere, die seit der ersten Dynastie (3000 bis 2850 v.Chr.) als Inkarnation des memphitischen Stadtgottes Ptah verehrt wurden, in gewaltigen Sarkophagen aus Assuan-Granit beigesetzt. Zu Lebzeiten wurden diese so genannten Apis-Stiere im Tempel des Ptah von Memphis, nahe dem heutigen Kairo, mit luxurösem Aufwand gehalten. Auf antiken Abbildungen trägt der Apis-Stier ein schwarzes Fell mit einem weißen Stirnfleck. Auf dem Rücken trägt er das Abbild eines Raubvogels und unter der Zunge das Bild eines Skarabäus, außerdem besitzt er einen äußerst beharrten Schwanz. Die Stiere trugen auch den Namen Ba des Ptah. Dies bedeutet sinngemäß eine Seele des Ptah. Im 6. Jahrhundert v. Chr. wurde ein neues Balsamierungshaus mit riesigen Mumifizierungstischen aus Alabaster am Rande des Ptah-Tempels errichtet. Einem Papyrus aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. ist zu entnehemn, dass die toten Stiere mit der gleichen Sorgfalt wie die Pharaonen mumifiziert werden sollten. Nach den alten Schriften vollzogen die Priester ein Mundöffnungsritual während der Balsamierung und entnahmen das Gehirn wie auch die Eingeweide der Tiere. Die Körper sollten gesalbt und eingewickelt werden. Bei diesem Aufwand schien es verständlich, dass es großer Hallen bedurfte, um die massigen Tierkörper für ein Leben nach dem Tod zu präparieren.
> Antwort auf Beitrag vom: 03.05.2003 um 14:21:42
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