Hallo, meri-wenenut, zu Deiner Frage über die Form und Übersetzung von dj.n=j "ich gebe dir ...": Ohne in die Untiefen der mittelägyptischen Verbalformen abzutauchen: Das sog. sDm.n=f bezieht sich normalerweise auf die Vergangenheit (oder Vorvergangenheit). Aber gerade in Ritualszenen wie in dieser hier ist mit der Gegenwart zu übersetzen: Zitat:
"On a different footing is the common use of the sDm.n=f form in ritual texts and scenes to express an action simultanesously spoken of and performed." (Alan H. Gardiner, Egyptian Grammar, § 414, 5) |
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Nun zum Text vor bzw. hinter der Königin: Zu den ersten beiden Spalten (von rechts nach links) gibt es nichts anzumerken! Ich füge nur noch die Umschrift bei: Hm.t nj-sw.t wr.t nb.t tA.wj "Die Große Königliche Gemahlin, Herrin der Beiden Länder" nfr.t-jrj mr.t n mw.t mAa[.t]-xrw "Nofretari, geliebt von Mut - gerechtfertigt ..." Das mAa.t-xrw "gerechtfertigt" (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 316) hast Du unterschlagen. Wörtlich: "wahr an Stimme", d.h. die Aussage vor dem Jenseitsgericht wurde für richtig befunden, nach Namen verkürzt zu interpretieren als "selig". Das .t ist hinzuzufügen, da es sich um eine weibliche Person handelt. Bei der floskelhaften Verwendung wird es oft weggelassen, vielleicht auch, weil es im Neuägyptischen nicht mehr gesprochen wird. Hr Wsjr "... bei Osiris" xntj jmnt.t "Erster [Vorderster] des Westens" nTr aA "großer Gott" Da ist bei Deiner Aufnahme etwas von der letzten Spalte abgeschnitten, nämlich das aA "groß". HqA psD.t "Herrscher der Neunheit" psD.t "Neunheit" (Hannig, S. 296) nb r-nHH "Herr bis in Ewigkeit" r-nHH "bis in Ewigkeit" (Hannig, S. 424) - Dies ist sicher eine Variante von nb nHH "Herr der Ewigkeit" HqA D.t "Herrscher der Ewigkeit" Das q ist Lesehilfe von HqA D.t "Ewigkeit" (Hannig, S. 991) - Die Ägypter kennen zwei Wörter für "Ewigkeit", nämlich nHH und D.t. Die Diskussion über deren unterschiedliche Bedeutungen füllt inzwischen eine kleine Bibliothek. Übrigens waren die D.t-Hieroglyphen jahrzehntelang auf den Bahlsen-Keks-Verpackungen! Hinter der Königin steht dann eine sog. "Schutzformel": sA anx Dd wAs "Schutz, Leben, Dauer, Glück" snb nb "jegliche Gesundheit" nb "jeder ... (3) alle Arten von, allerlei, von jeglicher Art ..." (Hannig, S. 402) - Dein Vorschlag "Herr der Gesundheit" geht leider nicht, das müßte nämlich nb snb heißen. Aw.t-jb nb "jegliche Freude" Aw.t-jb "Freude, Fröhlichkeit, Frohmut, Frohsinn, Genugtuung" (Hannig, S. 4) - wörtlich "weit an Herz", eine schöne Beschreibung dieses Zustandes! HA=s "(schützend) um sie herum" HA "(1) hinter ... (2) um ... herum ... sA anx HA=f Schutz und Leben (schützend) um ihn herum" (Hannig, S. 502) mj ra "wie Re" Zum spiegelverkehrten Bild: Tatsächlich kommt die Szene auf der Gegenseite noch einmal vor; sie ist aber anders! Ich scanne sie bei Gelegenheit ein. Die Idee, sich kleine Textabschnitte wie diesen hier vorzunehmen, finde ich sehr gut. Wenn man das öfter macht, stellt man fest, daß sich vieles wiederholt. Ich finde, Du hast schon einiges gut erkannt; jetzt heißt es, am Ball zu bleiben. Die regelmäßige Beschäftigung bringt's! Sonst vergißt man schnell alles wieder; das geht mir genauso. Übrigens solltest Du Dir doch den Hannig, Ägyptisch-Deutsch zulegen! Viele Grüße, Michael Tilgner
> Antwort auf Beitrag vom: 03.06.2004 um 09:23:32
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