"... Die Bezeichnung Totenbuch ist gleich in mehrfacher Hinsicht mißverständlich. Zum einen handelt es sich nicht ausschließlich um funeräre Literatur im eigentlichen Sinne ; ... ... Und zum anderen ist dieses Textcorpus zumindest während des Neuen Reiches nie vereinheitlicht worden ; d.h. ein nach Umfang und Reihenfolge der einzelnen Teile ( Kapitel ) definiertes » Buch « hat es nicht gegeben. Erst in der Zeit der Saitischen Dynastie ( 26. Dynastie, 7./6. Jh. v. Chr. ) sind Versuche einer Kanonisierung unternommen worden. Lepsius' Turiner Exemplar aus ptolemäischer Zeit, dessen Anordnung eine gewisse Systematik erkennen läßt, dient hinsichtlich der Kapitel-Einteilung und -Abfolge als Richtschnur. Unter den Hunderten von Totenbuchhandschriften und -fragmenten gibt es nicht zwei identische ; nach Anzahl und Reihenfolge der Sprüche, nach Ausmaß und Qualität der Illustrationen, nach Abmessungen und Fertigungsart sind sie höchst verschieden gestaltet - ganz abgesehen von ihrem jeweiligen Erhaltungszustand. Dies verwundert kaum angesichts einer rund 1500 Jahre umfassenden Tradie-rungsgeschichte. ..." |