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Thema: Glasherstellung |
Iufaa Moderator
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« Antwort #15, Datum: 18.06.2006 um 14:27:25 » |
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Hi, das Pilkington Glass Museum ist wohl in "The World of Glass at St. Helen's" aufgegangen. On-line Recherche wohl nur bzgl. lokaler Produktion möglich. Gruss, Iufaa
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Mubarek Gast
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« Antwort #18, Datum: 18.06.2006 um 19:12:55 » |
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Es muss ja nicht immer Google sein... Zitat:
In Ägypten sind glasartige Perlen sicher für das Alte Reich nachweisbar. Man gewann dieses "Glas" in Tongefäßen aus einer Mischung aus Quarz (Glassand), Kalk, Natron und Färbungszusätzen, die erhitzt und ausgeschmolzen wurden. Anfangs stellte man aus farbigem "Glas" Perlen, kleine Platten u. ä. her und verarbeitete sie wie Edelsteine zu Schmuck. Seit der 17. Dynastie formte man auch Gefäße; die Technik des Glasblasens wurde erst im 1. Jh. n. Chr. bekannt. In Mesopotamien stammen die ältesten Gegenstände aus (Pseudo-)Glas, 4 Perlen, wohl aus der Uruk-Zeit (um 3000 v. Chr.). Die frühesten schriftl. Belege für (Pseudo-)Glas sind etwa 1000 Jahre jünger (Ur-III-Zeit). Ebenso wie Fayence scheint sich das PG. von Nordmesopotamien aus verbreitet zu haben, doch ist Mesopotamien als Ursprungsland der G.-Herstellung bisher nicht gesichert. Erst um die Mitte des 2. Jt. v. Chr., nach der Erfindung der Sandkern-Technik, verwendete man PG. zur Herstellung grösserer Gefäße. Die Erfindung der Hohlformtechnik und die Verwendung von fast durchsichtigem, durch Zusatz von Metalloxyd hellgrün und blau gefärbtem PG. führten zu einer neuerlichen Blüte der G-Kunst im 8. und 7. Jh. v. Chr., die mit der assyr. Stadt Kalach verbunden ist. Bleiglas (also "richtiges" Glas) tritt erstmalig um 200 v. Chr. in Assyrien auf. Schriftl. Erwähnungen von G. begegnen vorwiegend in Verwaltungsurkunden und sumerisch- akkad. Wortlisten. Einige bruchstückhafte Tontafeln unterschiedl. Herkunft (Ninive, Babylon [2], Hattuscha) gehören zu einer Tafelserie mit der Bezeichnung "Tür des Schmelzofens". Sie enthalten Anweisungen zur Herstellung von verschiedenfarbigem Glas. Die Rezepte erfordern zur Anfertigung von farbigem (Echt-)Glas u.a. die Verwendung von "primitivem" Glas (bisher als "Pseudo-Glas" bezeichnet), also von "Glas" in der bis dahin herstellbaren Qualität. Zweck der G.-Herstellung war oft die Nachahmung von Edel- und Halbedelsteinen, denen das G. an Wertschätzung nicht nachstand. Daß es fast nur in Tempeln, Palästen und in den Häusern der Reichen gefunden wurde, veranschaulicht seine Kostbarkeit und Seltenheit. |
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Freydank, Helmut, Reineke, Walter F., Schetelich, Maria; Thilo, Thomas; Der Alte Orient in Stichworten; Koehler & Amelang, Leipzig 1978
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KleinerLotus Gast - Themenstarter
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« Antwort #20, Datum: 18.06.2006 um 20:42:34 » |
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@ Iufaa: Doch nicht der Tor, sondern das Fußi-Tor! Bin jetzt wohl erst einmal eine ganze Weile beschäftigt .. Bis später ...
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Gast_A. Member
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« Antwort #21, Datum: 19.06.2006 um 02:23:17 » |
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Hallo, mehrfach wurden hier ja schon die archäologischen Befunde von Tell el-Amarna und die Amarna-Briefe erwähnt, in denen Rohglas (akkadisch mekku oder exlipakku) als Import/Geschenke aufgeführt wird. Hierzu dürfte vielleicht der Befund des Schiffswracks von Uluburun von Interesse sein, dessen Ladung u.a. etwa 350 kg Glasbarren (Blaues Glas) enthielt. Einen solchen Barren habe ich als Foto beigefügt. Sie sind im Schnitt 2kg schwer und besitzen größtenteils die Form von platten Kegelstümpfen. Die bisherigen Analysen des Materials weisen darauf hin, dass die Glas-Ladung des Schiffes vielleicht aus zwei Regionen stammt (in: Ü. Yalcin u.a. (Hrsg.), Das Schiff von Uluburun, Bochum 2005, S. 68-71): Einmal aus Ägypten (die Proben stimmen mit Glasfunden aus Tell el-Amarna überein und auch die Größe der Barren entspricht exakt ägyptischen Formen aus Amarna) und zum anderen aus der Levante. Ägypten besass also - sollte sich die erste Herkunftsanalyse im Verlauf weiterer Analysen bestätigen - zur Zeit der späten Nachamarnazeit eine exportfähige Glasproduktion. Aus anderen Amarna-Briefen (z.B. EA 14) ist übrigens auch bekannt, dass Glasobjekte zu den Geschenken Pharaos an seine Korrespondenz-Partner gehörten. Lit. (auch) zum Uluburun-Glas: C. Pulak, The Uluburun Shipwreck: An Overview, in: International Journal of Nautical Archaeology 27, 1998, 202f. ders., The Cargo of the Uluburun Ship and Evidence for Trade with the Aegean and Beyond, in: L. Bonfante und V. Karageorghis (Hrsg.), Italy and Cyprus in Antiquity 1500-1450 BC, Nicosia 2001, S. 25-30. Gruß A. P.S.: Im ersten Beitrag fand sich ja noch der folgende Punkt: Zitat:
Dazu bekam ich in einem eher unwissenschaftlichen Buch () den Hinweis auf den Feldzug Thutmosis III, der von dort Rohglasbrocken mitbrachte ... |
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Dies lässt sich bestätigen. Thutmosis III. lässt in den Reliefs, die seine "Beute" zeigen, auch blaue und grüne Glasbarren abbilden (behandelt in: S. Sherratt und A. Sherratt, From Luxeries to Commodities, in: Studies in Mediterranesn Archaeology 90, 1991, 386, Abb. 2). Im Beitext werden diese Glasbarren/-kuchen als "Lapislazuli" und "Türkis" bezeichnet, womit sie vom ebenfalls dort aufgelisteten "echten Lapislazuli" und "echten Türkis" unterschieden werden. Bemerkenswert ist hierbei die Entsprechung zum Akkadischen, wo ebenfalls zwischen dem "echten" und "künstlichen" Lapislazuli unterschieden wird. Dort heißt es aber "L. aus den Bergen" und "L. aus dem Ofen" (A.L. Oppenheim u.a., Glass and Glassmaking in Ancient Mesopotamia, Corning, NY 1970, S. 10 vgl. auch in: Ü. Yalcin u.a. (Hrsg.), Das Schiff von Uluburun, Bochum 2005, S. S. 70)
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KleinerLotus Gast - Themenstarter
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« Antwort #22, Datum: 19.06.2006 um 17:07:14 » |
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Habe mir heute Uluburun vorgenommen und viele blaue G-Barren gefunden. (Auch noch mal Danke an Gast A). Wenn mir jetzt noch jemand etwas zu Alexandria als Glaszentrum sagen könnte, wäre das perfekt. Gibt es da irgendwelche Ausgrabungen mit Ergebnissen oder woher nimmt Hr. Nicholson sein Wissen für das Shire-Band Er erzählt nämlich nur, dass Alexandria sein eigenes G-Repertoire hatte (jetzt auch in geblasener Form), mit mediterranem Einfluß; fügt aber kaum Funde als Belege hinzu .. (Keine sonnigen aber immerhin) Grüße, noch-lange-nicht-verblühte Nessie
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Udimu Member
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« Antwort #23, Datum: 19.06.2006 um 18:14:26 » |
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Hi, Also Alexandria wird in antiken Quellen als Glaszentrum beschrieben: Glas Glaswerkstätten hat man dort, soweit ich weiss, bisher nicht gefunden. Gruss Udimu
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KleinerLotus Gast - Themenstarter
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« Antwort #24, Datum: 19.06.2006 um 20:13:31 » |
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Ah. Dankeschön für die Aufklärung. Und nun sind die Kunstexperten unter euch gefragt: Laut Beschreibung des Corning Museums ist dieser etwas angeschlagene Genosse wahrscheinlich Amenophis II, besteht eigentlich aus blauem Glas, und hat sich über die Jahre einfach braun verfärbt. Wäre das Braun nicht so stark ausgeprägt könnte ich das ja noch nachvollziehen .. aber praktisch ALLLES Ist das für euch nachvollziehbar? Viele Grüße PS: Sorry, dass ich andauernd nur Fragen stelle ...
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Mubarek Gast
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« Antwort #25, Datum: 19.06.2006 um 21:29:34 » |
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Ja, ist nachvollziehbar: 1. Reaktion von Substanzen miteinander innerhalb des Glases. 2. Oxydation metallischer Anteile durch Licht und Sauerstoff.
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KleinerLotus Gast - Themenstarter
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« Antwort #26, Datum: 20.06.2006 um 09:33:55 » |
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Moin Mubarek. Gut das zu hören, chemisch bin ich nämlich wirklich überhaupt nicht bewandert Nun eher ein wenig mehr Gedankentraining von mir, als eine Frage : Herr Newberry scheint ja so einiges gesehen zu haben, dass andere jedoch niemals sahen, so zB die Glaswerkstatt in Menschijeh (das LÄ nimmt diese auf, siehe auch Naunas Beitrag, Nicholson äußert sich dazu aber mehrfach skeptisch), türkise Barren in der Sammlung von Lord Carnarvon + rote Barren bei einem Händler in Kairo (laut mehreren Quellen, darunter "Uluburun", sind die einzigen bekannten Barren ein roter aus Quantir und die blauen aus Uluburun), er nennt Hadrian + Strabo als Hinweise für eine G-Industrie in Alexandrien ( Sorry!) und Cicero für den Export von Glas nach Rom. Was mir aber irgendwie immer noch nicht ganz klar geworden ist, ist die Sache mit dem "durchsichtigen" Glas. Ältere Ägyptologen streiten ab, dass es solches gegeben hat und ich selbst habe bisher nur durchsichtiges geblasenes gefunden. Kennt jemand von euch einen früheren Fund? Ziemlich müde Grüße, Nessie
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Mubarek Gast
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« Antwort #27, Datum: 20.06.2006 um 13:50:38 » |
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Das durchsichtige, klare Glas setzt kein eigenständiges Rohglas als Ausgangsmaterial voraus. Es wurde durch Beigabe von Antimon in die Schmelze erzeugt, welches die farbgebenden metallischen Stoffe band; man nahm also farbiges Glas und "entfärbte" es mit Antimon. Aus der hohlen Hand heraus kann ich nur sagen, dass das früheste ägyptisches Klarglas wohl aus dem 3. Jahrhundert nachgewiesen ist; schließe aber 200 Jahre früher nicht aus. Meines Wissens nach ist klares Glas ausschließlich durch Blasen geformt worden, da es in massiver Form in Verbindung mit der damaligen Guß- und Formtechnik seine Transparenz verliert, welche den Reiz dieses Glases ausmachte. Das klare Glas war, gemessen an heutigen Gläsern, nicht ganz so klar, es hatte meist einen leicht bläulichen oder grünlichen Schimmer. Ausserdem war es nicht vollständig blasenfrei, was aber die enorme technische Leistung der Herstellung nicht schmälern darf. Im Anhang ein Beispiel (aus dem 4. Jahrhundert) sehr unklaren Klarglases durch zu geringe Antimonzugabe.
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KleinerLotus Gast - Themenstarter
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« Antwort #28, Datum: 21.06.2006 um 13:52:21 » |
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Antimon als Entfärber .. die sogenannte 'Glasmacherseife' wenn ich mich recht entsinne. Danke Mubarek, für deine fleißige Mitarbeit! Hier noch ein ganz 'dolles Ding' für's Auge (2-3 Jhd, Kairo-Museum Saal 39 .. kann ich leider nicht bezeugen, war noch nie da .. ) Viele Grüße!
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Mubarek Gast
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« Antwort #29, Datum: 22.06.2006 um 01:41:11 » |
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Ja, das ist schon was... Aber nicht geblasen, sondern um Kerne gewickelt hergestellt.
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