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   Chemmis-Zug (4)
  Autor/in  Thema: Chemmis-Zug
aoe  
Gast

  
Chemmis-Zug 
« Datum: 22.02.2009 um 09:06:34 »     

Hallo,

ich suche Informationen über den Chemmis-Zug.
Unser Reiseleiter berichtete im Tempel der Hatschepsut in Deir el-Bahari darüber. Der Zug ist in der Hathorkapelle abgebildet. Leider finde ich nirgendwo weitere Informationen.

Danke!
Iufaa  maennlich
Moderator



Re: Chemmis-Zug 
« Antwort #1, Datum: 22.02.2009 um 10:52:48 »   

Was in der Hathor-Kapelle in DeB abgebildet ist, ist erstmal der Zug (Bootsprozession) der Hathor von Dendera zum Tempel der Hatschepsut. Der Anlass des Festes ist im Text oberhalb der Boote genannt: "...Hathor, die die Geburt wiederholt ...(..@wt-@r w@m-mswt....)".


Gruss, Iufaa
« Letzte Änderung: 22.02.2009 um 12:10:36 von Iufaa »
> Antwort auf Beitrag vom: 22.02.2009 um 09:06:34  Gehe zu Beitrag
naunakhte  weiblich
Moderatorin



Re: Chemmis-Zug 
« Antwort #2, Datum: 22.02.2009 um 13:19:36 »   

Vorab:
  • Mit Chemmis ist der mystische Ort in den Sümpfen gemeint an dem Isis das Horuskind gebar und aufzog.
  • Hathor gilt seit dem Neuen Reich als "Herrin von Chemmis" (siehe LÄ I Sp. 921)


Neben der Rolle der Hathor als Herrin des Westens gilt sie oft als Mutter oder Gattin des Horus (Tempel der Hathor in Dendera). Gerade diese Eigenschaft wird wohl im Hathortempel in DeB angesprochen.  Hathor, als Kuh dargestellt, säugt und schützt den König/die Königin = den Horus - den regierenden König.

Im ersten Vorraum der Innenräume der Hathorkapelle wird die Geburt der Hatschepsut erwähnt, ihre Aufzucht durch Amun-Re. Ihre Inthronisation bereits vorausgesetzt, wird  mit dem Ballspiel die errungene Weltherrschaft verkündet. Alles Etappen einer kultischen Legitimation der Königsherrschaft. Die teilweise wohl jährlich erneuert wurde.
Bestandteil dieser Erneuerung ist der "Chemmis-Zug" (so genannt von R. Gundlach, Tempelfeste und Etappen der Königsherrschaft in der 18. Dynastie, ÄAT 33,2 Wiesbaden 1998, S. 67).

Die zuvor genannte Schiffsprozession auf der Nordwand des 2. Hofes der Hathorkapelle beschreibt er dort auf S. 66-68 folgendermaßen:

Zitat:
Voraussetzung dieser Kulthandlung ist eine Schiffsprozession über den Nil, den die Schiffahrtsszene 30 darstellt, einen Vorgang also, der sich außerhalb des Tempels abgespielt hat. Im Zentrum der Schiffsprozession fahren die Schiffe der Hathor, deren Kabinen leer sind. Der Grund für diese eigenartige Situation dürfte m.E. darin liegen, daß die Göttin nicht im Kultbild nach Deir el-Bahri fahren kann: Sie muß ja dort in ihrem stationären Kultbild Platz nehmen, kann also nur unsichtbar mitfahren. ...
Anlaß und Zweck der Prozession der Hathor ist in Beischriften zur Schiffahrtsszene genannt: "Hathor, sie hat die Geburt wiederholt" und "Man (d.h. doch wohl "der König") veranlaßte, daß die Majestät der Großen Göttin sich begab, um zu ruhen (= sich niederzulassen) in ihrem Tempel von _sr-Dsr.w-Jmn.w (dem Totentempel der Hatschepsut)". Die Geburt, die hier genannt ist, ist natürlich die Geburt der Hatschepsut, die also jährlich rituell wiederholt wird. Die Prozession endet nach dem zweiten zitierten Text vor dem Kultbild, daß durch Opfer belebt wird, so daß Hathor in ihm Platz nehmen und die Handlungen des Säugens und Schützens vollziehen kann. Es sind die Handlungen, die die Gottesmutter nach der Geburt des Horusknaben in Chemmis durchführt. Die Prozession ist also der rituell wiederholte Zug nach Chemmis und verbindet die Vorgänge der Geburt und der Chemmis-Handlungen. Eine spätere Parallele bietet der Tempelkomplex von Abu Simbel, in dem die Zeugung des Königs (durch den Sonnenstrahl), seine Geburt (im kleinen Südtempel, der Geburtskammer), der anschließende Zug zum Kleinen Tempel (der nicht dargestellt ist) und zu dessen Kultbildkammer stattfindet. Hier vollzieht die Hathorkuh ebenfalls die Chemmis-Handlungen (die Hathor wird von der Gemalin Ramses II., Nefertari, "gespielt"). Im Hathottempel von Deir el-Bahri wird als Ziel des Kultes, wie oben schon dargelegt, die erhebung der Hatschepsut zur neuen Hathor angegeben. Dabei dürfte der Gedanke zum mindesten mitgespielt haben, daß Hatschepsut nicht der Horusknabe sein kann, sondern nur das "(weibliche) Horuskind".
Der rituelle Rahmen, in dem die Prozession der Hathor stattfand, ist ebenfalls in der Schiffahrtsszene genannt: "Das Nahen dieses Gottes Amun bei seiner jährlichen Fahrt". Damit ist natürlich das Talfest gemeint und der Chemmis-Zug der Hathor dessen Zweigritual.


Gundlach sieht im Chemmis-Zug also eine Abspaltung der Prozession beim "Schönen Fest vom Wüstental". Dies macht er auch in einem Plan deutlich, wo sich der Prozessionszug vor dem Tempel der Hatschepsut spaltet. Der Zug des Talfestes zieht dann die Rampen hinauf ins Sanktuar auf der obersten Terrasse. Der Chemmis-Zug nimmt die heute nicht mehr vorhandene Tür südlich der untersten Terrasse und betritt die Hathorkapelle über die Rampenkonstruktion direkt.

Waitkus (Untersuchungen zu Kult und Funktion des Luxortempels, Bd. 1 Gladbeck 2008 S. 76-79) geht auf die Beschreibung und Deutung dieser Szene durch Gundlach ein. Er möchte die Aussagen Gundlachs etwas relativieren indem er sich nicht festlegen möchte ob es sich hierbei um ein einmaliges oder jährlich stattfindendes Ereignis handelt und ob es tatsächlich an das Talfest angebunden war, oder nicht eventuell mit dem Neumondfest im Pachons in Verbindung zu bringen ist.
« Letzte Änderung: 22.02.2009 um 16:32:19 von naunakhte »
> Antwort auf Beitrag vom: 22.02.2009 um 10:52:48  Gehe zu Beitrag
naunakhte  weiblich
Moderatorin



Re: Chemmis-Zug 
« Antwort #3, Datum: 23.02.2009 um 08:33:03 »   

Mich würde gerade mal interessieren ob Hathor in DeB den Titel "Herrin von Chemmis" trägt.
Hätte jemand Belegstellen dazu?

Gruß und Dank
nauna
> Antwort auf Beitrag vom: 22.02.2009 um 13:19:36  Gehe zu Beitrag
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