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Thema: Stele Siptah |
thomas Member
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« Antwort #15, Datum: 02.09.2009 um 15:36:13 » |
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Hallo, ich habe im Hotel etwas Zeit gefunden. Ich kann hier leider keine Hieros vorbereiten, aber die Umschrift wird es auch tun. Hier also der Rest des Textes: Versteckten Text anzeigen...anx nTr nfr jr Ax.t ntf jmn der gute Gott (wird) leben (und) nützliches tun, (denn) er (ist) Amun dj sw Hr ns.t=f nsw-bjt.j nb tA.wj Ax-n-ra stp-n-ra er gibt seinen Thron, (dem) König von Ober- und Unterägypten, Herr der Beiden Länder <Name> sA-Ra nb xa.w mr.j-n-ptH sA-ptH dj anx Sohn des Re, Herr der Kronen, <Name>, dem Leben gegeben sei. jr.n=f m mn.w=f ntf jmn-ra Er hat es als sein Denkmal errichtet, (denn) er (ist) Amun-Ra Gruss Thomas
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Michael Tilgner Member
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« Antwort #16, Datum: 02.09.2009 um 21:29:29 » |
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Liebe Seschen, lieber thomas, mit dem zweizeiligen Haupttext ist die Übersetzung der Stele abgeschlossen. Eure Ergebnisse stimmen im Großen und Ganzen überein. Es folgen meine Anmerkungen zum Text: Versteckten Text anzeigen...ntr-nfr "der Gute Gott" ist ein Beiwort des Königs (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 444); er kann auch bei einem Gott stehen (besonders Osiris). Ergibt das Sinn, einem Gott zu wünschen, er möge leben? Die in der Zeile 1 auftretenden Verbformen sind Partizipien (perfektische aktive). Nach Gardiner, Egyptian Grammar, § 359, unter 3ae inf. lautet es jr für das Verb jrj "machen", so daß der erste Teil lautet: ... nTr nfr jr AX.t ... ... der Gute Gott, der Nützliches gemacht hat ... Ein ähnliches Beispiel findet sich in Gardiner, § 367: jr Ax.t n @r=f "who does good to his Horus (i.e. the king)" Das zweite Partizip ist dj (Gardiner, gleicher §, unter anom.), wenn auch diese Form seltener gebraucht als rdj. Also: ... Jmn dj sw Hr ns.t=f ... "... Amun, der ihm seinen Thron gegeben hat ..." (oder freier: "der ihn auf seinen Thron gesetzt hat") M.E. geht dj sw "er gibt" nicht, das müßte dj=f heißen mit Suffixpronomen. Das abhängige Personalpronomen wird als Objekt eines Verbs verwendet (Gardiner, § 44, 1). ntf oder n jt=f? Das ist schon verwirrend! Die unterschiedlichen Schreibungen von jt "Vater" (Hannig, S. 110. Wb I, 141) lassen gerade einen Anfänger verzweifeln. Ist f nun Determinativ oder Suffixpronomen? Ich glaube, die Antwort lautet: Das hängt vom Kontext ab. ntf Jmn "er ist Amun" ist prinzipiell möglich (siehe Gardiner, § 65, 1), aber es paßt nicht, denn der Gute Gott ist der König und nicht Amun! Danke für Eure Beteiligung - wieder einmal ohne Netz und doppelten Boden! Viele Grüße, Michael Tilgner
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Michael Tilgner Member
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« Antwort #17, Datum: 03.09.2009 um 11:33:47 » |
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Liebe Leute, noch einige Anmerkungen zu dieser Stele: Außer einigen formelhaften Wendungen und der Titulatur finden sich kaum Informationen. Der Name Siptah fällt, aber keine weitere Datierung. Es wird vage ein Bauereignis genannt ("er macht Nützliches für seinen Vater Amun"), ohne es näher zu spezifizieren. Hierzu müßte man den Aufstellungsort selbst in Betracht ziehen, wie es die Autoren in der oben zitierten Schrift aus Karnak V getan haben. Als Übersetzungsübung war es allerdings von Vorteil, daß sie vorwiegend aus "Floskeln" bestand. Speziell auf die Widmungsformel geht LÄ I, 651-654, Stichwort: "Bauinschriften" ein. Zudem gibt es eine Dissertation: Silke Grallert, Bauen - Stiften - Weihen. Die ägyptischen Bau- und Restaurierungsschriften von den Anfängen bis zur 30. Dynastie, Berlin, 2001. Bei 750 S. und 59 Tafeln dürfte wohl kaum eine Frage auf diesem Gebiet offen bleiben ... Viele Grüße, Michael Tilgner
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Michael Tilgner Member
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« Antwort #18, Datum: 04.09.2009 um 14:11:37 » |
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Hallo, dank Naunas Hilfe kann ich nun die Information aus Grallerts Untersuchung (S. 326) beifügen. Hieraus entnehme ich noch, daß es sich bei dieser Stele um den einzigen Beleg für Siptahs Bautätigkeit handelt! Der beschädigte Rest am Ende der Zeile 2 wird zu nsw-nTr.w "König der Götter" ergänzt. Die verbliebenen Striche auf dem Photo passen dazu. Viele Grüße, Michael Tilgner
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