Foto: nauna (leider 1,5 MB damit man im Vollbild auch die Details erkennt)
Ich hätte gerne verschiedenes gewusst:
aus welchem Raum stammt das Bild
wie datiert es
was wird dort dargestellt
Wenn jemand ausser der Lage des Raumes, auch noch dessen Namen kennt - dann könnte er vielleicht auch erläutern warum der Raum so genannt wird. Vielleicht ist die dafür ausschlaggebende Szene auch im Bild vorhanden?
Zur Deutung des, zugegebenermaßen schlechten, Reliefs füge ich dem Post noch eine Zeichnung davon an. Es handelt sich um eine Rekonstruktionszeichnung von Chr. Loeben, publiziert in seinem Aufsatz Thebanische Tempelmalerei -- Spuren religiöser Ikonographie, in: La peinture égyptienne, 111-120.
Viel Spass nauna
NB: ich beantworte dieses mal nur Fragen die hier über den Thread laufen. Traut euch ...
Ich habe das Relief schon einmal gesehen. Es hat etwas Ähnlichkeit mit der Pylondarstellung im Luxortempel, obwohl es so zerstört ist. Es war wohl in einer der Räume dieser nördlichen Kammerreihe im Bereich des Mittleren-Reich-Hofes.
Die Nordkammern als Lokalisation des Reliefs sind schon korrekt. Genauer gesagt handelt es sich um den ersten Raum im Westen des Kammersystems, das Thutmosis III. in seiner letzten Bauphase in Karnak hat errichten lassen:
Plan aus Burgos, Franck; Larché, Francois: La chapelle Rouge : le sanctuaire de barque d'Hatshepsout, Vol. 2, Paris 2008
Der Pfeil überdeckt den Anbringungsort des Reliefs auf der östlichen Nordwand des Raumes. Ein südliches Gegenstück zu diesen Kammern existiert(e) nicht.
Ein Hinweis zur Datierung des Raumes gibt uns auch die Kartusche der Inschriftenreihe:
Ein Hinweis, den uns Mencheperre schon gegeben hatte.
Somit hätten wir Lage und Datierung. Offen bleibt noch eine Beschreibung der Darstellung und eine Benennung des Raumes, der sich von den nachfolgenden Räumen in seiner Interpretation des Zwecks deutlich unterscheidet.
Bei dem genannten Raum handelt es sich um das Goldhaus "House of Gold"(nach Blyth 2006) Zitat:
It is known that the function of a House of Gold was to endow statues with divine life through the performance of various ceremonies including, in particular, the Opening of the Mouth (Blyth 2006, s.90f)
Die Szene ist eine Errichtung des Obeliken und oder eines Flaggenmasten.
Der Begriff Goldhaus ist nicht mit der Bezeichnung für ein Schatzhaus gleichzusetzen. Das Goldhaus dient vielmehr als Ort, an dem die fertig gestellte Tempelausstattung in speziellen Riten belebt wurde. Hier wurde z.B. an Statuen, die direkt aus den Werkstätten in das Goldhaus verbracht wurden, das Mundöffnungsritual vollzogen, damit diese nach altägyptischer Vorstellung funktionsfähig wurden und im Tempel aufgestellt werden konnten.
aus Arnulf Schlüter: Sakrale Architektur im Flachbild: Zum Realitätsbezug von Tempeldarstellungen, Wiesbaden 2009 S. 409
Wichtiges Ritual in diesem Raum scheint demnach die Mundöffnung zu sein. Der schlechte Erhaltungszustand der Reliefs erleichtert einem das Auffinden der entsprechenden Szene nicht gerade. Auch, ist sie nur noch rudimentär erhalten.
Der rote Pfeil verweist auf das Mundöffnungsgerät.
Claude Traunecker, der den Raum als Goldhaus identifizierte hat in seiner Publikation des Raumes (Le "Château de l'Or" de Thoutmosis III et les magasins nord du temple d'Amon, CRIPEL 11 (1989), 89-111) diese Szene gezeichnet und rekonstruiert.
Der König vollzieht hier das Mundöffnungsritual an der wsr-HAt-Barke. Demnach wäre im ersten Raum dieser Kette von kleinen Räumen das Tempelinventar "funktionsfähig" gemacht worden, bevor es in die dahinterliegenden Magazinräume verschwand oder im Tempel zur Anwendung kam.
Die Funktionszuweisung des Raumes durch Traunecker scheint in der ihm folgenden Literatur unwidersprochen zu sein.
Zur Verdeutlichung der Inschriften noch die Zeichnung aus Traunecker (Le "Château de l'Or" de Thoutmosis III et les magasins nord du temple d'Amon, CRIPEL 11 (1989)S. 101)
Gut erhalten ist die rechte Krone. Uns zeigt sich die weiße Krone Oberägyptens. Die Reste der linken Krone habe ich mit Pfeilen markiert, versucht ihren markanten Verlauf zu verfolgen. Dieser ist uns gerade soweit erhalten, dass wir den kantigen Rücksprung und dann eine leicht gerundete Steigung erkennen können. Dies lässt eine Identifizierung als Doppelkrone zu.
Die Detailfotos entstammen dem Eingangs verlinkten Bild. Es ist also möglich, über dieses Bild das Relief genau zu betrachten.
Dass diese Statuen auf Sockel stehen, lässt sich lediglich über die Propotionen der Statuen und ihre dann zu rekonstruierende "Fußhöhe" erahnen. - Abgesehen von der Art der Darstellung natürlich ....
(Hier musste ich leider auf eine Ansicht aus einem anderen Foto zurückgreifen) ... dem unbekannten/unbenannten Füller in den Händen von Steinstatuen - gekennzeichnet durch den Pfeil.