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http://www.aegyptologie.com/forum/cgi-bin/YaBB/YaBB.pl?board=kua&action=display&num=1054215706

Ägyptologie Forum >> Architektur & Kunst


1) Sonnenwunder in Abu Simbel
Christina am 29.05.2003 um 15:41:45 - Anhang: abusimbel.t.jpg

Hallo
und gleich meine Frage

überall steht in Zusammenhang zum Lichteinfall am 22 Febr. und 22.Oktober -  
es soll der Tag der Tag- u. Nachtgleiche sein -  HUMBUK

Equinox ist der 21. Feb + 21. Sept.

ist der Lichteinfall im großen Tempel jetzt ein Zufallsprodukt - oder haben die Erbauer diese bestimmten Tage ausgesucht ?


Christina
http://www.cjkchristina.de/egypt/1.html


2) Re: sonnenwunder in Abu Simbel
 Iufaa am 29.05.2003 um 15:49:47

Nein,

bewußt ausgewählt. Eine ähnlich Konstruktion kann man am Totentempel der Hatschepsut in Deir el-Bahari beobachten.

s.a. www.maat-ka-ra.de

bei der Beschreibung der Kapellen auf der 3. Terrasse.

Ansonsten noch ne kleine Korrektur, im Frühjahr liegt die Tag- und Nachtgleiche auch nicht am 21. Februar, sondern am 21. März

Iufaa

> Antwort auf Beitrag vom: 29.05.2003 um 15:41:45


3) Re: sonnenwunder in Abu Simbel
Christina am 29.05.2003 um 19:49:05 - Anhang: stamps2.t.jpg

Danke

hab deine HP schon bewundert
hast du dein ganzen Leben schon damit verbracht "schmunzel"
klar - ich meinte den März

aber wieso pinnen alle falsch ab wegen dem Equinox
können die nicht rechnen
Tag und Nachtgleiche innerhalb von 4 bzw. 8 Monaten ??

wenige können logisch denken

sag mir doch bitte welche Konstellation das dann ist an Abu Simbel !!!! DANKE



> Antwort auf Beitrag vom: 29.05.2003 um 15:49:47


4) Re: sonnenwunder in Abu Simbel
 Iufaa am 29.05.2003 um 20:14:31

Hi,

also, im gLÄ steht "Äquinox", ich kenne aber auch nur die Aussage, um 20. Oktober und um 20. Februar - eines von beiden geht nur. Sowohl bei Arnold (Die Tempel Ägyptens) als auch bei Wilkinson (The Complete Temples of Egypt) steht Februar und Oktober.
Bautechnisch läßt sich sowohl das eine, als auch das andere realisieren (20.10. und 20.2. wäre ja genau 2 Monate vor bzw. nach der Wintersonnenwende).
Ich war noch nicht zu den Zeiten da, gehe aber mal davon aus, das 20. Oktober und 20. Februar stimmen - dann haben alle Äquinoxe abgeschrieben.

Iufaa

> Antwort auf Beitrag vom: 29.05.2003 um 19:49:05


5) Re: sonnenwunder in Abu Simbel
Christina am 29.05.2003 um 20:36:49

Du bist ja supernett mit deinen schnellen Antworten
aber es fuchst mich schon sehr
dass nicht gut recherchiert wird
den Link muss ich noch angucken
hatte aber im laufe der letzten Woche schon intensiv über google  suche lassen-
die engl.-spr. sites sind genauso wegen dem falsch erwähneten Equinox

FEBR + OKT stimmen definitv ! für Abu Simbel

ich kenn aber dazu keine italienische oder französische Literatur - vielleicht sind da umfassendere Angaben ?
tausend Dank nochmal  

http://www.cjkchristina.de/egypt/3.html

> Antwort auf Beitrag vom: 29.05.2003 um 20:14:31


6) Re: sonnenwunder in Abu Simbel
 Taharqa am 01.06.2003 um 21:05:14

Hallo!
Noch eine kleine Randbemerkung:
Durch die Versetzung des Tempels hat sich eine Abweichung des Datums ergeben. Das ganze Schauspiel beginnt jetzt einen Tag später, also jeweils am 21.2. und am 21.10.
Einer der Tage war möglicherweise der Krönungstag von Ramses II.
Taharqa

> Antwort auf Beitrag vom: 29.05.2003 um 20:36:49


7) Re: sonnenwunder in Abu Simbel
Christina am 01.06.2003 um 21:53:45

das ist ja wohl der springender Punkt

und weil ich eben alles ganz gerne ergründe..........
wollte ich es wissen !!!!!!

im engl. Bereich wird es sehr viel besser wiedergegeben als in den 4 dt. hp´s

tausend Dank für den Hinweis !!!!!!


er wird vielen weiterhelfen !!!!!!

> Antwort auf Beitrag vom: 01.06.2003 um 21:05:14


8) Re: sonnenwunder in Abu Simbel
 Cherubim am 14.11.2004 um 12:13:03

Hallo   ,

Deine Frage ist berechtigt. Ich habe, um diesem Blödsinn, der da hinsichtlich Abu Simpel immer wieder verzapft wird, im Forum unter Reise / Re: Seth in etwas geschrieben, vielleicht beantwortet das auch deine Frage.

Gruß
Cherubim

> Antwort auf Beitrag vom: 29.05.2003 um 15:41:45


9) Re: Sonnenwunder in Abu Simbel
 Lutz am 19.06.2010 um 21:39:06

Hallo zusammen !

Ist zwar ein schon etwas betagter Thread ... Aber da das Thema in einem englisch-sprachigem Forum gerade diskutiert wird, habe ich bei meiner - teilweise verwirrenden und frustierenden - Quellensuche folgenden, wie ich finde, sehr interessanten Artikel gefunden :

Manfred Bauer : "Verschiebung des Sonnenwunders von Abu Simbel durch die Versetzung der Tempel. Versuch einer Richtigstellung"1

Bauer war Professor für Vermessungstechnik in Hamburg und als Student von Oktober 1965 bis September 1966 in Abu Simbel tätig.

Gruß, Lutz.

> Antwort auf Beitrag vom: 14.11.2004 um 12:13:03


1: http://www.cjkchristina.de/egypt/change.pdf


10) Re: Sonnenwunder in Abu Simbel
 menna am 30.09.2010 um 16:19:34

Nochmal eine wenn auch späte Nachfrage zum schönen Artikel von Bauer: Gibt es dazu eine Quellenzitation?
fragt
Menna

> Antwort auf Beitrag vom: 19.06.2010 um 21:39:06


11) Re: Sonnenwunder in Abu Simbel
 pjrooster am 22.01.2019 um 18:51:16

Das Sonnenwunder entspricht dem "Sonnenwunder" von Karnak. Die Erklärung ist recht einfach: Die Achse des Tempels von Karnak ist exakt zum Sonnenaufgang der Wintersonnenwende ausgerichtet mit dem Azimut (gegen Nord) von 118 Grad. Welche Sonnenrichtung bei Abu Simbel vorlag, entzieht sich meiner Kenntnis. Ein gutes Astro-Programm (z.B. „Guide 9.0“) ist für die Ägyptologie unverzichtbar!
Gruß
pj

> Antwort auf Beitrag vom: 30.09.2010 um 16:19:34


12) Re: Sonnenwunder in Abu Simbel
 naunakhte am 23.01.2019 um 14:12:11

Hallo pjrooster.

Der Begriff des sog. "Sonnenwunders" bezieht sich auf ein bestimmtes Phänomen, das in zwei ägyptischen Tempeln (Abu Simbel und Deir el-Bahri) zu beobachten ist.
Diese Tempel sind Ost-West orientiert (Allerheiligstes im Westen). An zwei Terminen im Jahr scheint die Sonne durch die Tempelachse hindurch bis in das Allerheiligste. An den restlichen Tagen liegt das Innere des Allerheiligsten im Dunklen verborgen.

Ein Sonnenaufgang im Karnaktempel, bei dem man zum passenden Zeitpunkt HEUTE die Sonne vom Tempeleingang aus am Ende der Tempelachse sehen kann hat nichts mit dem oben beschriebenen  sog. "Sonnenwunder" zu tun.
Der Karnaktempel ist West-Ost orientiert. D.h. sein Eingang liegt im Westen und man durchquert ihn Richtung Osten. Dort im Osten befand sich ehemals auch sein Allerheiligstes (heute ein ptol. Einbau). Das Allerheiligste war
a.) im Osten verschlossen (durch Mauer) und über die Westseite zu betreten. Es konnte demnach kein Strahl der aufgehenden Sonne in das Allerheigste scheinen.
b.) fanden sich hinter dem Allerheiligsten weitere Gebäude (z. B. das Achmenu) die die Sonnenstrahlen abgefangen hätten.
c.) hatte der unzerstörte Karnaktempel zahlreiche Einbauten mit unterschiedlichen Deckenhöhen (nach Westen hin ansteigend) und geschlossenen Decken, die die HEUTE zu beobachtende Sonne in der Achse des ruinösen Karnaktempels SO nicht möglich machten.

nauna

> Antwort auf Beitrag vom: 22.01.2019 um 18:51:16


13) Re: Sonnenwunder in Abu Simbel
 pjrooster am 23.01.2019 um 19:02:17

Schönen Dank für die Antwort!

Das besagte Phänomen von Abu-Simbel bedeutet, dass zu einem bestimmten Sonnenaufgang (hier um den 21. Oktober sowie den 21. Februar) die Lichtstrahlen der aufgehenden Sonne exakt entlang der Tempel-Achse in das Innere einfallen und dort die sitzenden Statuen erleuchten. Beim Karnak-Tempel haben wir astronomisch den identischen Effekt, dass zum Sonnenaufgang der Wintersonnenwende die Lichtstrahlen der aufgehenden Sonne ebenfalls exakt entlang der Tempel-Achse in die Tempelanlage einfallen, das "Sonnenwunder von Karnak".

Astronomisch besteht zwischen Abu-Simbel und Karnak also „nur“ der Unterschied, dass die Ausrichtung der Längsachse im Fall Karnak eine definierte und besondere(!) Horizontrichtung markiert, nämlich die exakte Richtung zur Wintersonnenwende. Im Fall von Abu-Simbel hat die „schiefe“ astronomische Ausrichtung bis dato noch keine Erklärung!

Beide Tempelanlagen sind eben nicht West-Ost bzw. Ost-West orientiert: Karnak peilt auf den Azimut 28 Grad gegen Ost, also nach Süd-Ost, aber eben konkret exakt zur Wintersonnenwende. Als Karnak erbaut wurde, war diese Visier-Linie mit Sicherheit offen und sichtfrei.

Auch Abu-Simbel ist nicht Ost-West orientiert. Per Astro-Programm lässt sich die Achse des Tempels aus den Sonnenaufgängen um den 21.Okt./21.Febr. genau bestimmen: Die Achse „zielt“ schräg auf 13 Grad gegen Ost, also um 13 Grad aus der Richtung Ost nach Süden geschwenkt. Diese Schieflage ist bislang wohl noch keinem Wissenschaftler aufgefallen! Jedenfall findet sie bislang keinerlei Diskussion/Erklärung/Begründung.

Diese Schieflage scheint geradezu sinnlos! Haben die „Alten Ägypter“ also den Tempel grad so in die Landschaft „geschmissen“ oder sich bei diesem „schiefen“ Winkel doch etwas gedacht? Warum wählten sie nicht viel einfacher den Azimut Null, also exakt Ost? Hatten sie zuviel Alkohol im Blut?

EINE Erklärung: Abu-Simbel soll im 13. Jahrhundert v. Chr. unter Pharao Ramses II. erbaut worden sein. Und per Astro-Programm finden wir, dass just 1.300 v.Chr. dieser Azimut von +13 Grad (gegen Ost) auch genau den Sternenaufgang der drei Gürtelsterne des Orion markierte. Tja, diese Gürtelsterne und die Pyramiden von Gizeh - eine Geschichte für sich! Es darf eben alles nur Zufall sein!

Viele Grüße
pj

> Antwort auf Beitrag vom: 23.01.2019 um 14:12:11


14) Re: Sonnenwunder in Abu Simbel
 Lutz am 26.01.2019 um 14:09:30

Juan Antonio Belmonte / Mosalam Shaltout / Magdi Fekri : Astronomy, Landscape and Symbolism - A Study of the Orientation of Ancient Egyptian Temples. - In: In Search of Cosmic Order - Selected Essays on Egyptian Archaeoastronomy. - Cairo : AUC Press, 2010. - ISBN : 9774794834. - S. 215 - 283. - Seite 231 :


- Vollbild -


Juan Antonio Belmonte / Mosalam Shaltout : On the Orientation of Ancient Egyptian Temples - (1) Upper Egypt and Lower Nubia. - In: Journal for the History of Astronomy - JHA 36. - 2005. - S. 273 - 298. - Seite 283 :
Zitat:
... 2.1. Ipet-sut: The Amon Complex at Karnak ... However, the Middle Kingdom temple, and later enlargements by Amenhotep I and the two first Thutmoses, had faced west, towards the hill of Thebes. ...

“King” Hatshepsut built a new temple to Amon-Re-who-hears-the-prayers exactly on the same axis but open to the east thus being the first structure at Karnak actually orientated towards sunrise at the winter solstice (see Table 1). ...

Gruß, Lutz.

> Antwort auf Beitrag vom: 23.01.2019 um 19:02:17


15) Re: Sonnenwunder in Abu Simbel
 pjrooster am 27.01.2019 um 12:23:45 - Anhang: Aufgangsazimut_Guertelsterne.jpg

Schönen Dank,

     lieber Lutz,

für den Hinweis auf weitere „schiefe“ Tempelanlagen. So kann wohl geschlossen werden, dass diese Anlagen auf gleiche Art und Weise ausgerichtet wurden. Allerdings kann eine solare Orientierung auch weiterhin nicht überzeugen: Die Tage um den 21. Februar bzw. 21. Oktober lassen im Sonnenjahr nicht die geringste Besonderheit/Bedeutung erkennen. Auch eine Hypothese, die Priester hätten so entschieden, würde nicht weiterhelfen: Entscheidung nach Willkür? Oder nicht? Und schon würde sich die Frage nach der Begründung wieder in den Schwanz beißen. Weiterer Schönheitsfleck einer solaren Deutung: Die Ausrichtungen sind keineswegs gleich! Zum Beispiel: Großer Aton = 12,25 Grad. Kleiner Aton = 14,64 Grad. Den ägyptischen Baumeistern diese Unstimmigkeiten als Fehler, gar entsprechende Unfähigkeit zu unterstellen, steht uns wohl sicherlich nicht zu. Womit diese Differenzen gar umso mehr besondere Bedeutung erlangen würden, denn mit der Hypothese, die Tempelausrichtungen seien stellar (z.B. die Orientierung zum Aufgang der Gürtelsterne), wären  diese Differenzen gar zwangsläufig als Folge der Präzession. Man könnte gar schließen, der "Kleine Aton“ wäre um -1.890 erbaut worden und der „Große Aton“ um -1.430. Weitere Spekulationen machen aber sicherlich noch eine Vorort-Studie erforderlich insbesondere zur Frage der Horizont-Höhe in Amarna. (Die angefügte Skizze definiert den Azimut als den des mittleren Gürtelsternes Alnitam sobald der untere Stern Alnitak die Höhe Null schneidet.)

Gruß

pj

> Antwort auf Beitrag vom: 26.01.2019 um 14:09:30


16) Re: Sonnenwunder in Abu Simbel
 Lutz am 30.01.2019 um 01:10:10


Zitat:
... Allerdings kann eine solare Orientierung auch weiterhin nicht überzeugen: Die Tage um den 21. Februar bzw. 21. Oktober lassen im Sonnenjahr nicht die geringste Besonderheit/Bedeutung erkennen. Auch eine Hypothese, die Priester hätten so entschieden, würde nicht weiterhelfen: Entscheidung nach Willkür? Oder nicht? ...

Ähmmm ... Siehe dazu den (nachträglich) farblich hervorgehobenen Text in Belmonte / Shaltout / Fekri : Astronomy, Landscape and Symbolism, 2010, S. 231.

Gruß, Lutz.

> Antwort auf Beitrag vom: 27.01.2019 um 12:23:45


17) Re: Sonnenwunder in Abu Simbel
 pjrooster am 30.01.2019 um 17:58:40

Schönen Dank, lieber Lutz, für Deine Antwort! Leider habe ich Deine farbliche Markierung nicht finden können. So nehme ich mal an, dass Du auf die alternative Deutung „akhet-sign“ anspielst. Im Grunde kann man eine solche alternative Deutung auch akzeptieren, nur wäre das ein wenig „doppelt-gemoppelt“, denn die Ausrichtung ist ja doch hinsichtlich Sonnenlauf auch durch die Tempelachse definiert. In Prosa: „Seht mal entlang der Tempelachse, da könnt ihre dahinten eine Kerbe im Horizont erkennen.“ Was aber insbesondere bei dieser Deutung stört ist, dass es ja doch viele ähnliche Orientierungen gibt, bis hin zu Abu-Simbel. Sollen also all diese anderen durch die Horizont-Kerbe des Großen Aton „normiert“ sein. Was soll denn aber der knapp 600 km Luftlinie entfernte Tempel von Abu-Simbel mit der Horizont-Kerbe des Großen Aton zu tun haben? Und Horizont-Kerben gibt es entlang des langen Nils viiiiele. Noch störender: Warum nutzt der nur 640 m entfernte Kleine Aton mit seiner ähnlichen Orientierung wie der „Große“ nicht AUCH eben DIESE Kerbe im Horizont? Beide Orientierungen sind nämlich hinsichtlich des östlichen Horizontes definitiv divergent! Ob es ein Foto vom Horizont des Großen Aton gibt – mit dieser „Kerbe“?

Viele Grüße
pj

> Antwort auf Beitrag vom: 30.01.2019 um 01:10:10


18) Re: Sonnenwunder in Abu Simbel
 Lutz am 30.01.2019 um 23:15:36


Zitat:
... Leider habe ich Deine farbliche Markierung nicht finden können. ...

Komisch ... Noch Gelber kann ich nicht ... "Catch" Deines Browsers leeren, um erste Fassung des Dokumentes zu löschen ?

Hier noch einmal der Abschnitt, den ich meine ...


- Vollbild -

Belmonte, et. al, unterstellen hier ja wohl nicht eine Orientierung Sonnenwunder Abu Simbel nach Akhet in Amarna.

Sie vermuten die Ausrichtung nach zwei wichtigen Fixpunkten des "landwirtschaftlichen" Jahres, nach "... harbingers of the real sowing and harvest season ...", was für mich (gerade mit Blick auf die, freundlich ausgedrückt, komplizierte Kalendersituation im Alten Ägypten) durchaus mehr Sinn ergibt, als jede andere bisher gelesene Erklärung (a la Geburtstag / Krönungstag Ramses II).


Zitat:
... Warum nutzt der nur 640 m entfernte Kleine Aton mit seiner ähnlichen Orientierung wie der „Große“ nicht AUCH eben DIESE Kerbe im Horizont? ...

 Genau der, also der Kleine Aton Tempel, besitzt doch diese spezielle Ausrichtung :


- Vollbild -

(Belmonte / Shaltout / Fekri : Astronomy, Landscape and Symbolism, 2010, S. 232)

Was wohl auch der Grund für die Vermutung seiner möglichen Funktion als Gedächtnistempel für Echnaton (analog der Tempel der Könige in Theben - West) sein dürfte (Orientierung auf "akhet - Hiero" UND Eingang zum Royal Wadi mit Königsgrab).

Gruß, Lutz.

> Antwort auf Beitrag vom: 30.01.2019 um 17:58:40


19) Re: Sonnenwunder in Abu Simbel
 pjrooster am 03.02.2019 um 13:46:57

Ein sehr schönes Foto,

lieber Lutz!

Ein herzliches Dankeschön!

Soso: Also der „Kleine Aton“! Danke für die Korrektur! Tja, nur kehrt sich nun halt die Frage um: Warum nutzt der benachbarte „Große Aton“ nicht AUCH diese „Kerbe“; groß genug müsste sie doch sein, um sich auch (640 m nördlich) vom Großen Aton aus gesehen wenigstens noch schwach abzubilden, dann allerdings unter einer Richtung 19,5 Grad gegen Ost (Google Earth). Passt also nicht. Was aber auffällt: Auch die Ruinen des „Kleinen Aton“ zielen NICHT auf Horizont-Delle nebst Sonne sondern zielen deutlich rechts dran vorbei! Schon das Foto zeigt diesen „Fehler“ auf den ersten Blick. Mit „Bleistift und Lineal“ lässt sich dieser Fehler auf dem PC gar ausmessen zu zwei Sonnendurchmessern - entsprechend also 1 Grad. Und dieser Fehler-Winkel von einem Grad wird auch durch Google Earth bescheinigt. Nun wäre eine absolut perfekte Ausrichtung des „Kleinen Aton“ auf eben diese Horizont-Delle wirklich das einfachste Kinderspiel, gar für „Fast“-Blinde mit Krückstock, sodass die Vermutung, die Ägypter hätten mal grad eben einen solchen Fehler gemacht, einer Beleidigung gleichkäme. Eine gleiche Beleidigung wäre die zweite Alternative, es wäre den Ägyptern grad egal und wurscht gewesen. Bleibt nur die 3. Alternative, die Abweichung sei bewusst auf ein ANDERES Ziel angelegt und die Ausrichtung des „Kleinen Aton“  sollte exakt dorthin zielen, wohin sie es denn auch tatsächlich tut. So denkt jedenfalls jemand, der genügend Kriminalromane gelesen hat.

Bezüglich „Peret & Shemu, Nil, Saat, Ernte, Heiß und Kalt usw.“ reichen einige Klicks im Internet um festzustellen, dass das alles hinten und vorn nicht mit dem 20. Februar resp. 22. Oktober zusammenpasst. Archäologie ist halt leider (zum großen Teil) Vermutungswissenschaft.

Viele Grüße
pj

> Antwort auf Beitrag vom: 30.01.2019 um 23:15:36


20) Re: Sonnenwunder in Abu Simbel
 Lutz am 03.02.2019 um 14:55:16

Wie ich persönlich feststellen konnte, ist der Kleine Aton Tempel schon recht genau auf die "Akhet-Hiero" ausgerichtet ...


- Vollbild -

Ansonsten kann ich zum Thema nur nochmals auf die Publikationen von Juan Antonio Belmonte & Kollegen1 verweisen. Langjähriger Forschungsarbeit vor Ort in Ägypten vertraue ich persönlich mehr als "einigen Klicks im Internet".

Gruß, Lutz.

> Antwort auf Beitrag vom: 03.02.2019 um 13:46:57


1: https://iac.academia.edu/JuanAntonioBelmonte


21) Re: Sonnenwunder in Abu Simbel
 pjrooster am 06.02.2019 um 17:19:09 - Anhang: 2 Anhänge

Ein Super-Foto, lieber Lutz!

Bin wohl sicher, dass Sie das selbst sind! Ja, da kommt Heimweh nach Ägypten auf. Auch meine Reise dorthin war ein unvergessliches Erlebnis. Nur schade, dass man als Tourist so oberflächlich bleiben muß.

Wie ich schon schrieb, verbleibt die Ausrichtung des „Kleinen Aton“ eben nicht „recht genau“, mit einem Fehler von mindestens 1 Grad sogar unbefriedigend, siehe die beiden Internet-Fotos. Bei diesem fest im Horizont verankerten Ziel würde gar jeder halbwegs handwerklich begabte Pennäler die Null Grad hinbekommen. Angefügte Fotos zeigen, dass der Tempel sogar gerade auf einen „ungekerbten“ Horizont zeigt. Die Sonnenaufgänge der Tempelachse lassen sich auf den 17. Februar bzw. 24. Oktober berechnen, also 58 Tage vor/nach der Wintersonnenwende. So kommt man wenigstens mit „Shemu“ in die Nähe des Bereichs fürs Nil-Delta „Mitte Februar“. Komisch: Hätte man den Tempel um ca. 150 m nach Norden parallel versetzt gebaut, so hätte die Richtung „17. Februar“ exakt die Wadi-Öffnung getroffen.
Gruß
pj

> Antwort auf Beitrag vom: 03.02.2019 um 14:55:16

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22) Re: Sonnenwunder in Abu Simbel
 Lutz am 08.02.2019 um 10:18:57

R. A. Wells :

The Amarna M,X,K Boundary Stelae Date - A Modern Calendar Equivalent1. - In: Studien zur Altägyptischen Kultur - SAK 14. - 1987. - S. 313 - 333

The Amarna M,X,K Boundary Stelae Date - Ḥwt-ı͗tn Ceremonial Altar Initial Results of a New Survey2. - In: Studien zur Altägyptischen Kultur - SAK 16. - 1989. - S. 289 - 327 :


- Vollbild -


- Vollbild -

Gruß, Lutz.

> Antwort auf Beitrag vom: 06.02.2019 um 17:19:09


1: https://www.jstor.org/stable/44322903?seq=1#page_scan_tab_contents
2: https://www.jstor.org/stable/25150139?seq=1#page_scan_tab_contents


23) Re: Sonnenwunder in Abu Simbel
 pjrooster am 10.02.2019 um 16:39:41 - Anhang: Verwirrung.pdf

Verwirrung:
Wo sind denn in der Rekonstruktion die beiden großen Säulen geblieben?

Gruß
pj

> Antwort auf Beitrag vom: 08.02.2019 um 10:18:57


24) Re: Sonnenwunder in Abu Simbel
 Lutz am 10.02.2019 um 16:56:17


Zitat:
Verwirrung ...

Artikel1 lesen könnte hilfreich sein. Schon der kurze einführende Text auf Seite 289 sollte eigentlich Deine Frage beantworten ...

Gruß,

Lutz

> Antwort auf Beitrag vom: 10.02.2019 um 16:39:41


1: https://www.jstor.org/stable/25150139?seq=1#page_scan_tab_contents


25) Re: Sonnenwunder in Abu Simbel
 pjrooster am 10.02.2019 um 18:57:30

Na dann bin ich ja beruhigt, dass der „vorhandene Tempel“ halt doch schief liegt.
Gruß
pj

> Antwort auf Beitrag vom: 10.02.2019 um 16:56:17