Hallo Monster! Ich habe zwar nichts zur Herstellung der Doleritkugeln finden können, aber über ihre eventuelle Verwendung aus G.Goyon "Die Cheopspyramide" Kannten die Ägypter ein Verfahren zur Bearbeitung des Granits durch Hitzeeinwirkung? Neuerdings hat Engelbach eine andere Erklärung vorgeschlagen für die erstaunliche Leichtigkeit, mit der es den Ägyptern gelang, die großen Granitblöcke zu brechen. Als er den gigantischen unvollendeten Obelisken im Granitsteinbruch von Assuan an Ort und Stelle untersuchte, kam er zu der Ansicht, man müsse das Korn des Granits mit Hilfe eines kugelförmigen Schlagsteines aus Diorit mit einem Gewicht zwischen 3 und 5 kg zermalmt haben. Tatsächlich findet man um diese Arbeitsstätte herum eine große Zahl von Schlagsteinen. Nach unserem Dafürhalten hätte die Verwendung dieses Verfahrens schwere Nachteile mit sich gebracht. Denn nach jedem senkrecht geführten Schlag hätten die Arbeiter notwendigerweise sofort den Granitstaub fortfegen müssen, weil sich andernfalls eine Art Polster bildete, das den nächsten Schlag unwirksam gemacht hätte. Immer noch nach Engelbach nahm man, um den Monolith von seinem Lager loszulösen, das Behauen der Seiten auf dieselbe Weise vor. War man zu der erforderlichen Tiefe gelangt, so löste man ihn auf dieselbe Art ab, diesmal jedoch, indem man den Stein von unten bearbeitete. Wie beim Abbau in den Kalksteinbrüchen mußte die Arbeit im Akkord ausgeführt werden, und man hat mit roter Farbe gemalte Höhenzeichen oder Kennstriche des Vorarbeiters gefunden. Engelbach schätzte, daß die Ausführung des unvollendeten Obelisken von Assuan - er ist genauso groß wie der von San Giovanni in Laterano zu Rom (32 Meter) - nur dreizehn Monate Arbeit erfordert habe. Gleichwohl erwecken aus den oben dargelegten Gründen Engelbachs Erklärungen über das Zuhauen von Granit Zweifel. Gab es ein anderes, heute vergessenes Hauverfahren? Es ist anzunehmen, denn derselbe Autor macht auf Feuerspuren und auf die Vielzahl von Doleritkugeln auf diesem gleichen Arbeitsplatz von Assuan aufmerksam. Ihr Vorhandensein im Steinbruch von Assuan haben wir tatsächlich festgestellt. Engelbach zufolge wären die Verbrennungsspuren auf irgendein Verfahren zur Ebnung oder Reinigung der Granitoberfläche durch Einsatz von Feuer zurückzuführen. Ähnliche Überreste wurden indessen an zwei anderen Stellen gefunden, diesmal jedoch in der Tiefe. So konnten die gleichen charakteristischen Spuren auch bei Gise in einem Geländeschnitt beobachtet werden, den die ägyptische Altertümerverwaltung vornehmen ließ, um die nördliche Seite der Mykerinos-Pyramide freizulegen. Tatsächlich haben wir an der Grenze der bossiert verbliebenen, unvollendeten Verblendung und unterhalb des geglätteten und somit vollendeten Teils die gleichen Rückstände erhitzten Granits wahrgenommen. Sie waren gleichfalls mit Holzkohle und verbrannten Ziegeln vermengt. Hier jedoch konnte man, direkt mit dem Schutt vermischt, die gleichen Doleritkugeln sehen. Im vorliegenden Fall handelt es sich im Unterschied zu Assuan nicht um ein mögliches waagerechtes Abarbeiten der Oberfläche des Steinbruchs, sondern um ein Verfahren zum Glätten der unfertig (bossiert) gelassenen Granitblöcke. War das ein bisher unbekanntes Verfahren, das die Ägypter anwendeten, um den Granit zu behauen und zu glätten? War ein thermisches Verfahren in der gewöhnlichen Praxis ausführbar? Findet man in der Geschichte der Technik Beispiele dafür? Gewiß. Ein ähnliches Verfahren mit Verwendung des Feuers benutzte man in St. Petersburg anläßlich der Aufstellung der kolossalen (6 m hohen) Bronzestatue Peters des Großen im Jahre 1777, ausgeführt von dem französischen Bildhauer Etienne Falconet. Um der Statue einen ihrer Größe angemessenen Sockel zu geben, holte der mit der Ausführung beauftragte Ingenieur Marin Carburi von Cephalonia, genannt Graf von Lascaris, aus den Sümpfen des Finnischen Meerbusens einen Granitblock, der anfangs an die 2000 Tonnen wog. Um ihn zu behauen und ihm eine ebene Basis zu geben, benutzte er ein sehr heftiges Holzkohlenfeuer, das durch zwei große Schmiedebälge angefacht wurde. Das Feuer läßt die Oberfläche des Granits blasig werden. Einfache Schläge mit einem harten Gegenstand genügen, um eine Schicht des Steins abzuhauen. Das gleiche thermische Verfahren verwendet das moderne System »Rocjeta der Gesellschaft »L'Air liquide« aus Paris, und zwar nicht nur für die Oberflächenbearbeitung, sondern auch für das Zerschneiden und plastische Aushauen des Granits. Kannten die Ägypter demnach eine derartige Methode der Granitbearbeitung vor rund siebenundvierzig oder achtundvierzig Jahrhunderten? Man muß es annehmen. Vielleicht hilfts Dir ja weiter. Gruß Taharqa
> Antwort auf Beitrag vom: 22.07.2003 um 19:08:40
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