Hallo Naunakhte. In der jüngeren Literatur finden sich leider kaum Hinweise auf das Statuenprogramm des Ptah-Tempels. Hier eine kleine Ausnahme: „A l’interieur de la chapelle sud du temple de Ptah, les fouilles firent découvrir les vestiges d’une statue de Sakhmis qui terrfia les ouvriers et que l’on nomma „l’ogresse de Karnak“. Aujourd’hui, éclairée par une lucarne percée percée dans le plafond, la puissante Sakhmis, parèdre de Ptah, a repris sa place.“ (S. Aufère, J.-Cl. Golvin und J.-Cl. Goyon, L’Égypte Restituée, Paris 1991, S. 120) Interessant ist der beiläufige Kommentar M. Abd el-Raziqs (Der Tempel von Ptah in Karnak, in: ASAE 76 (2001), S. 105), dass 19 Statuen im Tempel von Rifaud (im Auftrag Drovettis) im Tempel gefunden und abtransportiert wurden. Hier gibt Abd el-Raziq einen Verweis auf P. Barguet, Le Temple d’Amon-Rê à Karnak, Kairo 1962, S. 13 Anm. 6 wo dieser schreibt: „Rifaud découvrit dans ce temple 19 statues en granit noir et une en calcaire (Rapport de la Commission nommée pour l’examen de la collection des dessins de M. Rifaud sur l’Egypte et la Nubie [1829]“. Für unser Problem entscheidend ist nun aber der weitere Text (S. 14): „Il (der Ptah-Tempel) est célèbre par sa statue de Sekhmet trouvée in situ dans la chapelle Sud.“ Entscheidend ist hier die Angabe in situ . Die Statue scheint tatsächlich im Sanktuar des Ptahtempel aufgefunden worden zu sein. Obwohl scheinbar eine ganze Anzahl Statuenfragmente geborgen wurden (nicht katalogisiert – und damit verschollen), ließ man die Sachmet-Statue neben der Ptahstatue als einzige im Tempelbereich. Eine Erklärung hierfür habe ich trotz Durchsicht aller Grabungspublikationen Legrains und Chevriers nicht gefunden. Allerdings gibt das „in situ“ des obigen Zitats keine Hinweise WIE die Statue aufgefunden wurde (aufrecht stehend? am heutigen Platz? vergraben? später verschleppt...). Allein aus den vagen Angaben der genannten Autoren ist es nicht möglich hier abschließend ein Urteil zu fällen. Die Bezeichnung in situ ist somit für diese Diskussion mehr oder weniger wertlos! Da keiner der Texte im Tempel die Göttin Sachmet erwähnt, ist eine Bezeichnung der Anlage als „Sachmet-Tempel“ sicher unzutreffend. Diesen Namen allein aus dem Fund der Statue zu schliessen wäre völlig willkürlich und mißachtet die Textbefunde wie auch die kultische Funktion des Tempels. Wir kämen ja auch nicht auf den Gedanken, den Amun-Tempel von Karnak als Min-Tempel zu bezeichnen (obwohl dieser Gott dort in den Reliefs zahlreich vertreten ist und in der Theologie des Karnak-Tempels eine wichtige Rolle spielt). Eine recht gute Möglichkeit zu „Gegenkontrolle“ der Rekonstruktion des Sanktuarkultes bietet der „Gegentempel“ des Ptahtempels. Wie hier im Forum bereits im Zusammenhang mit dem Deir el-Medineh-Tempel angsprochen, entspricht die Götterkonstellation eines Gegentempels i.d.R. derjenigen des Sanktuarkultes. Und auch im Gegentempel des Ptahtempels (D. Wildung, Imhotep und Amenhotep, MÄS 36, München-Berlin 1977, S. 201- finden sich ausschließlich die Gottheiten Ptah, Hathor (an der Spitze von Theben), Harsomtus, Imhotep und Amenophis Sa Hapu. Auch hier von Sachmet keine Spur! Im Tempel selbst befindet sich eine Priesterliste (G. Legrain, Temple de Ptah ris-anbou-f dans Thebes, in: ASAE 3 (1902), S. 100), die offenbar den Personenhaushalt des Tempels darstellt. In dieser Liste wird ausschließlich Hathor als Berufsgottheit der Priester genannt. Das Argument es handle sich um ein populäres Heiligtum am Rande des Karnak-Tempels, das durch seine exzentrische Lage auch niederen Bevölkerunggruppen den Zugang und die Anrufung eines Gottes erlaube ist schlichtweg hypothetisch. Zum einen wissen wir über die Zugangsberechtigung bestimmter sozialer Gruppen so gut wie nichts. Auch die massenhaften Graffiti die im Bereich zwischen dem Ptah-Tempel und dem Amun-Tempel zu finden sind lassen keine breite soziale Streuung vermuten. Nach Aussage von Traunecker, in: BSFE 85 (1979), S. 24 lassen sich die Graffiti folgenden Berufen zuordnen: Von 109 ramessidischen Graffiti sind 25 ohne Titelangabe, 54 gehören Schreibern und 15 Wab-Priestern, 9 Graffiti sind mit mittleren und hohen Titeln in Verbindung zu bringen. 6 Graffiti sind Handwerkern zuzuordnen. Berücksichtigt man die enge Verbindung von Schreibern und Wab-Priestern, die ja beide derselben sozialen Gruppe zuzurechnen sind und ähnliche Aufgaben im Tempel ausgeübt haben dürften kommen wir auf eine signifikante Mehrzahl von mittelpositionierten Tempelbediensteten. Die Behauptung der Sachmet-Tempel sei also v.a. von einfachen Gläubigen oder von Soldaten als „Berufs-/Pilgerheiligtum“ genutzt worden ist nicht haltbar. Wenn wir weiter die Texte aus dem Ptah-Tempel zu Rate ziehen stellt sich heraus, dass bei den frühesten Belegen aus dem Tempel (Thutmosis III.) kein einziger Hinweis auf einen Sachmet-Kult existierte. Die sog. Ptah-Stele Thutmosis’ III. (Kairo, CG 34013; A. Klug, Königliche Stelen, Brepols 2000, S. 137ff.) nennt als „Tempeleigentümer“ ausschliesslich Ptah. Sachmet wird mit keinem Wort erwähnt. Auch hier findet sich Hathor als Empfängerin von Stiftungen (Z. 24f.) wieder, die als „Mutter (des Pharao)“ bezeichnet wird. Auch Amun ist prominent in dem Stelentext als Empfänger eines Kultes im Tempel vertreten. Auch die Haremhab-Stele die in die innere Umfassungsmauer vermauert war nennt neben Amun(-Re) und Ptah die Göttin Hathor. In einer Genealogie-Passage wird auch die Göttin Mut erwähnt, die auch in der sogenannten Ptah-Stele (Legrain, S. 113) neben Amun-Re und Chons als Kultempfänger und Teil der thebanische Triade genannt ist. ...
> Antwort auf Beitrag vom: 13.06.2004 um 08:02:58
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