Hallo Lutz, Zur Datierung der beiden Zeichen in Kom Ombo: die Zeichen stellen offensichtlich das gleiche Symbol dar, wenngleich sie etwas unterschiedlich in der Sorgfalt der Ausführung sind. Da sie lagemäßig um 90 Grad gegeneinander verdreht sind, bleibt unklar, wie die reguläre Form zu lesen wäre. Da man Zeichen - sofern sie sich nicht eine Richtungsangabe darstellen - normalerweise in der gleichen Lage appliziert, kann man wohl annehmen, daß die beiden Zeichen in Kom Ombo vor dem Versetzen angebracht wurden. Sie dürften daher zeitgleich mit der Architektur sein (keine Spolien). Weitere Argumente für eine antike Datierung wären: Der Mauerzug mit den Zeichen lag bis ins 19. Jhdt. unter meterhohen Sandmassen. Die Gepflogenheit, Antiquitäten und Architekturteile nachträglich mit einem Besitzerzeichen zu versehen - wie etwa Belzoni's Namenszüge etc. -, kann man daher aufgrund des Zeichentyps ausschließen. Dritte Möglichkeit wäre, daß die Zeichen erst beim Teilabbruch des Tempels vor der Versandung angebracht wurden (im Sinne von: "dieser Teil der Ruine ist mein Steinbruchrevier"). Dagegen spricht allerdings die Art der Anbringung (siehe oben). Gleiches gilt für spätere Pilgerzeichen etc. Meiner Ansicht nach ist daher für die Zeichen die Datierung der Tempelmauer ausschlaggebend. Dafür spricht weiters, daß die Zeichen zwar an weit auseinander liegenden Stellen zu finden sind, jedoch im selben Mauerverband. (Siehe Abb. im Anhang) Ob es noch weiter Fundstellen von Zeichen dieser Art in Kom Ombo gibt, weiß ich allerdings nicht; es war ein "Zufallsfund", da ich mich normalerweise nicht mit diesem Thema beschäftige. Ich kann mir aber vorstellen, daß in den diesbezüglichen monographischen Publikationen und Grabungsberichten sicher weitere Befunde und Interpretationen vorhanden sind - ich bin da sicher nicht der "Entdecker", aber für intensivere "Studien" fehlt mit die Zeit und der Zugang zu Literatur. Zur zweiten Frage: Steinmetzzeichen - "Steinmetzzeichen" - oder ein anderes Zeichen? Das hängt natürlich zunächst von der Definition ab. Unter "Steinmetzzeichen" wären m. E. alle Zeichen und Marken zu verstehen, die mit einer Person oder Personengruppe zusammen hängt, welche bei der Produktion des Architekturteiles beteiligt sind. Darunter fallen "echte" Steinmetzzeichen (= persönliches Zeichen des produzierend Steinmetzens) und "Team-Marks" (siehe Arnold, Lexikon d. äg. Baukunst, 2000, S. 133f.). Letztere fehlen z.B. im mittlalterl. Bauwesen. Den Rest bildet jene Gruppe, die zwar mit dem Baubetrieb in Verbindung stehen, jedoch nicht unmittelbar an eine Person gebunden sind. Bezüglich der ägypt. Baukunst sei hier nochmals auf Arnold (aaO: Stichwort Kontrollmarken) verwiesen: Transportmarken, Versatzmarken, Höhen- und Tiefenmarken etc. Sie unterscheiden sich allerdings alle vom Typus der Zeichen auf meinen Abbildungen, da sie entweder literale Informationen enthalten oder in anderen Techniken und Zusammenhang angebracht werden. Es spricht also vieles dafür meine Kom Ombo-Exemplare als "Steinmetzzeichen" zu interpretieren. Wie schon oben angedeutet, bin ich da wahrscheinlich nicht der Einzige. Hinzu kommt noch, daß der Typus (Piktogramm) und die Größe (größer 15 - 20 cm) sehr gut zu zahlreichen anderen Beispielen aus der Antike (Griechenland etc.) passt. Sogar in der Romanik und der Frühgotik könnte ich ein ziemlich ähnliches Beispiel anführen (Straßburger Münster, s. K. Friederich, Die Steinbearbeitung in ihrer Entwicklung vom 11. bis zum 18. Jh., Augsburg 1932, Nachdruck 1988, Taf. I.). Darauf einzugehen, würde allerdings die Diskussion zu weit ins off-topic dieses ägyptologischen Forums führen. Ich erwähne es hier nur deshalb, weil die Idee, Steinmetzarbeiten in dieser Weise zu markieren, offensichtlich ein Phänomen menschlichen Verhaltens ist, daß sich quer durch die Jahrhunderte zieht, ohne daß man deshalb gleich kulturelle Kontakte oder "Weltverschwörungen" postuliern muß. Was den Pfeil in Karnak betrifft, habe ich meine Bedenken geäußert, doch auch hier gäbe es (Schein-) Parallelen bis ins Mittelalter ... Grüße Dirk (P. S. Bin ab morgen längere Zeit offline)
> Antwort auf Beitrag vom: 26.07.2007 um 23:14:30
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