Hallo 4U2, die Bohrtechnik bei der Opferplatte und bei Deinen Objekten ist zwar die gleiche, aber der Zweck und die zeitliche Stellung scheint mir doch ganz verschieden. Bei der Opferplatte handelt es sich um primäre Mulden, deren Zweck - wie schon Naunakhte darlegte - durch die Inschriften erklärt wird. Zumindest bei Deinem ersten Beispiel sieht die Sache allerdings völlig anders aus: Die große, mit dem Spitzmeißel herausgearbeitete Mulde wurde zuerst angefertigt. Erst später wurden die randlichen Bohrungen gemacht, ebenso die zentrale in der Mulde. Da die Spitzmeißelspuren bereits völlig verwaschen sind, andererseits aber zwischen der Mulde und den kleineren Bohrungen noch scharfe Grate bestehen, entstanden die kleineren Mulden sehr viel später als die Mittelmulde. Die Bohrungen am Rand überschneiden sich. Darin unterscheiden sie sich von Mulden zur Aufnahme von Flüssigkeiten (Ölen oder Fetten - etwa für Talglichter; sogen. Lichtersteine, wie sie im europ. Mittelalter beim Totenkult verwendet wurden), wie gerade der Vergleich mit der Opferplatte zeigt. Die kleineren Bohrungen gehören sicher nicht zu einem Kultgerät, es erinnert eher an eine unfertige steinmetztechnische Lösung (zB Loch-an-Loch-Bohrungen). Über diesen Zweck gibt vielleicht die 2. Platte Auskunft: Auf den ersten Blick erinnert mich der Stein mit seinen zahlreichen, flächendeckenden Bohrungen an die seit der Urzeit bekannten Schalensteine. Auch hier fällt aber auf, daß sie zwar in einem bis zur Unidentifizierbarkeit verwitterten Architekturteil eingebohrt wurden, aber dennoch relativ scharfkantige Ränder aufweisen. Das zeitliche Verhältnis zwischen Architekturteil und sekundären Mulden dürfte ähnlich sein, wie beim Objekt 1. Die Oberfläche des Steins 2 war wahrscheinlich zur Zeit der Bohrungen bereits so abgewittert aus wie heute. Wieder scheint mir die Verwendung als Kultgerät eher unwahrscheinlich. Möglicherweise kann man diese eigenartigen Mulden aber mit den schon einmal hier erwähnten Schleifrillen und näpfchenartigen Vertiefungen sehen. Mir fallen dazu spontan jene völlig willkürlich angeordneten Bohrlöcher an den Wänden des 1. Hofes in Karnak ein, die Du mir vor längerer Zeit geschickt hast. Ich erlaube mit hier davon ein Thumbnail anzuhängen. Ich sehe hier eine vergleichbare Größe und eine ebenso unregelmäßige Anordnung. Einige der Löcher sind nur ganz seicht eingetieft - und dort sieht man, daß es keine Kernbohrungen sind, sondern Vollbohrungen mit schüsselartigem Bohrgrund. Hier verwendete man demnach ähnliche Werkzeuge. Wozu aber die ganze Mühe mit den Löchern? - bohrte man hier professioneller als die Rillenschleifer nach Steinmehl? Grüße Dirk P. S.: wie ich sehe, zauberst Du wieder so einiges rätselhaftes aus dem "Schwarzen Zylinder"
> Antwort auf Beitrag vom: 29.06.2006 um 19:08:36
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