Hallo Iufaa, selbst für die europäischen Schleifrillen gibt es kaum schriftliche Belege - und wenn doch, dann kaum solche von wissenschaftlicher Glaubwürdigkeit. Ich habe diesbezüglich die einschlägigen Handbücher zu Aberglauben und Volksglauben durchforstet, aber über mehr als ein paar vage Hinweise, die hier bereits genannt wurden, bn ich nicht hinaus gekommen. Auffallend sind allerdings zwei Momente: 1. die Schleifrillen etc. sind eigentlich nur auf Kalkstein, Kalksandstein und Sandstein zu finden. Mir sind zB. in D, A, I, H und Ägypten bisher keine Belege für Schleifrillen auf Hartgesteinen wie Granit, Gneis, kristalinen Gesteinen (Marmor, Alabaster) oder etwa Porphyr aufgefallen. Möglicherweise gilt das auch für Quarzsandsteine und ähnliches, die ja normalerweise für Schleifsteine (bei uns für Sicheln und Sensen!) verwendet werden. 2. Im Gegensatz zu europäischen Bauwerken, finden sich an den ägyptischen Tempeln die Schleifrillen in einer derartig dichten Verteilung und Häufigkeit, daß es kaum vorstellbar ist, daß hier Steinmehl lediglich für "Heilige Zwecke" oder für die volkstümliche Humanmedizin gewonnen wurde. Die "Kundschaft" für das Steinmehl muß entweder sehr groß gewesen sein, oder die benötigten Mengen waren beträchtlich. In dem zitierten Schleifrillen-Thread1bin ich auf die ausgeschabten Gesichter in Kom Ombo gestoßen. Leider erwies sich die kolportierte Behauptung, daß hier die ptolemäischen Priester "Heiligen Sand" schürften, als geradezu skuriller Riesen-Flopp (siehe: " Kom Ombo und die Legende vom "Heiligen Sand"2). Als Nebenprodukt ergab sich jedoch die Beobachtung, daß in Kom Ombo die Schleifrillen stratigraphisch mit den sogenannten "Steinösen" zusammen zu sehen sind. Diese Steinösen stammen erst aus nachpharaonischer Zeit, als man die Tempelanlage schon lange als Steinbruch devastiert hatte. Schleifrillen und Steinösen folgen den Versandungshorizonten, gehören also in die islamische Epoche. Die Ösen wurden offensichtlich von Hirten, Viehtreibern und Bauern zum Anbinden ihres Viehs eingestemmt. Es sind also die islamischen Ägypter, die hier fleißig Steinmehl produzierten - und zwar in beachtlicher Menge. Es liegt der Schluß nahe, daß wegen der intensiven "Sand-Bewirtschaftung" der Tempelwände, möglicherweise nicht der Mensch direkt (Volksmedizin), sondern das Vieh der Endabnehmer war. Ich denke dabei an Futterzusätze. Vielleicht suchen wir in der falschen Richtung und man sollte die historischen Gepflogenheiten bei der Tierhaltung näher "abklopfen". Leider ist uns da die moderne Entwicklung der letzten 100 Jahre dazwischen gekommen, welche das ländliche Leben total umgekrempelt hat. Was man von der angeblichen Überlieferung durch die Ägypter halten kann, zeigt am besten mein Flopp von Kom Ombo, wo die Legendenbildung schon nach wenigen Jahrzehnten alle historschen Spuren verwischt. Grüße Dirk
> Antwort auf Beitrag vom: 18.02.2007 um 15:18:32
|