Hallo, Ich nehme an, das Foto der Steintüre aus Saqqara zeigt ein Detail aus der südlichen Kapellenreihe. Der Befund scheint ja weitgehend authentisch zu sein, wenngleich das Gebäude ziemlich restauriert aussieht. Zu unserer Fragestellung "baulicher Befund oder bildliche Darstellung?" würde ich dieses Exemplar zu den Bilddarstellungen zählen: Der Türflügel ist für mich eigentlich nichts anderes als die Übersetzung der Darstellungsweise aus Wandmalerei und Papyri ins Hochrelief. Zitat:
Dirk-Zitat: (Nebenbei bemerkt erinnert mich das an die Form der Himmelshieroglyphe) Naunakhte: "naja, ne halbe" |
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Ich beziehe mich dabei auf die Darstellung "Abb. 7 Nefer-renpet vor dem noch verschlossenen Himmelstor" (H. Brunner, Symbolon NF6, 1982, S. 57), welche beide Türflügel unten mit der vollständigen "Himmelshieroglyphe" zeigt. Mir will scheinen, daß bei den Darstellungen von Toren der Symbolismus eine Rolle spielt. Brunner bringt in Abb. 5, S. 56, "Drei Darstellungen des östlichen Himmelstores", welche eine auffallende Gestaltung des Türstaffels zeigen. Dieser ist - für mich gesehen - in der Mitte unten ausgetreten. Man kennt ja solche abgetretenen Stellen in der Mitte alter Türstaffel aus Sandstein etc. zB bei m Zugang zur Wendeltreppe die in unseren mittelalterlichen Kirchen auf die Orgelempore führen. Aber so realistisch ist die Darstellung gar nicht, wenn ich dann bei Brunner (zu Abb. 5, S. 40) lese: Zitat:
Links das geschlossene Tor, das auf dem östlichen Wüstengebirge aufruht, ... rechts der Sonnengott im offenen Tor, wieder auf der Ostwüste. |
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R. H. Wilkinson, die Welt der Tempel im alten Ägypten [2005, die m. E. schlampige Übersetzung d. engl. Originals] bringt S. 77 die "achet- oder Horizont-Hieroglyphe", welche ganz nebenbei gleichsam wie unsere abgetretenen Türstaffel + Sonnenscheibe aussieht. Er meint: Zitat:
Die achet- oder Horizont-Hieroglyphe spiegelt sich in den enormen Eingangspylonen ... in Medinet Habu und anderen Tempeln wider. |
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Meine Schlußfolgerung aus Brunner und Wilkinson wäre, daß auf den Darstellungen - anders als in der realen Ausführung der Tempeltor-Konstruktionen - manches aus Gründen des Symbolismus anders abgebildet wird, als es letztlich gebaut wurde. Vielleicht erklärt sich daraus die Diskrepanz zwischen baulichem Befund und Bildquellen, zu denen ich auch die reliefierte Türdarstellung in Saqqara zählen möchte. Dennoch hat sich diese ikonologisch begründete Torkonstruktion als scheinbar einzig reale Möglichkeit in die Rekonstruktionen eingeschlichen. Das ist meiner Ansicht nach nicht der einzige Fall, wo im Zusammenhang mit den Torkonstruktionen Unklarheiten bestehen. So bringt etwa Wilkinson (op. zit., S. 67) eine Abbildung mit folgendem Begleittext: Zitat:
Oben: Rinnen im Durchmesser [sic!] des ersten Pylons im Tempel Ramses' III. in Medinet Habu verankerten die massiven Tore, die den Eingang verschlossen |
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Die vier Balkenkanäle gehen aber quer durch die Hieroglyphen und machen eigentlich nur dann Sinn, wenn sie als Teil einer Scharnierartigen Konstruktion interpretiert werden. Es stellt sich also die Frage, ob diese Balkenkanäle die ursprüngliche Konstruktion repräsentieren, oder nicht doch einer späteren Zeit angehören, als man Tempeltore mit Scharnieren verwendete (nachägyptische Nutzung der Tempel ). Grüße Dirk Nachtrag: anbei die beiden Bilder zu Brunner.
> Antwort auf Beitrag vom: 15.01.2008 um 23:35:20
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