Noch einmal zu der Frage: Zitat:
kann man bei dieser Situation eigentlich noch von einem Gegentempel sprechen? |
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Inzwischen habe ich in Fragmenten etwas zu Gegentempel oder besser "der Gebetsfrömmigkeit von Laien im Tempelbezirk" gefunden. Demnach können beim Bau des Tempels bereits eine oder mehrere Stellen als Orte der Andacht des einfachen Volkes festgelegt werden. Dies geschieht oftmals durch Hervorhebung von Götterbilder, u.a. durch Metallbeschlag und durch Einsetzung anderer Steinsorten (hierzu hätte ich durchaus eigene Fragen, die eventuell an anderer Stelle gestellt werden). Es können aber auch später vom Publikum erkorene Andachtsstellen sanktioniert werden. Diese Stellen liegen an Orten die dem Publikum offen sind. Es muss sich dabei nicht immer um einen ausgebauten Gegentempel handeln wie wir ihn aus DeM oder von Chonstempel in Karnak kennen. Häufig wird die Umfassungsmauer als Andachtsort genutzt. Wenn wir uns nun die Stelle in Kom Ombo betrachten, besonders an dem Plan von Lauer, dann ist es zeitweise zumindest die Außenseite der Umfassungsmauer gewesen, an der die Andachtsstelle liegt. Nach der Zufügung einer weiteren Umfassungsmauer (ich weiß nicht wann die Dekoration erfolgte), befand sich die Nische noch immer in einem Bereich, inden man problemlos das Publikum hätte reinlassen können. Der Zugang erfolgte über einen umlaufenden Gang aus dem ersten Hof heraus. Handelt es sich um eine Andachtsstätte für Laien? Die Lage, in der Nähe des Allerheiligsten und für Publikum zu erreichen, spricht dafür. Die Ausschmückung, die Ohren, kennen wir von Ohrenstelen. Die Ohren dieser Stelen werden gedeutet als verstärkendes Element das den angerufenen Gott veranlassen soll die Bitten und Gebete des Stelenerrichters/Anrufenden zu erhören. Übertragen auf die Ohren an der Nische, würden diese die Bitten der dort Betenden unterstützen. Gegentempel, oder sprechen wir nur von Andachtsstätten sollen den offiziellen Tempelkult ergänzen. Es sind die Götter denen der Tempel geweiht ist, die an diesen Stätten verehrt werden. Die beiden Götterabbildungen rechts und links der Nische sind nicht komplett erhalten. Doch ist im Norden, passend zum entsprechenden Sanktuar?) Haroeris dargestellt. Der im Süden stehende Gott kann durchaus Sobek sein. Wir hätten demnach das im Tempel verehrte Götterpaar. Wenn ich die Aussagen der von mir eingesehenen Literatur (die Kom Ombo leider nicht erwähnt) auf die Gegebenheiten dort übertrage, scheint es mir zu passen. Während ich an anderer Stelle zu den gemachten Aussagen eher etwas mit den Zähnen knirsche. Gruß nauna Literaurhinweise zum Thema Gegentempel (nicht alle von mir eingesehen): Arnold, Dieter: s.v. Goldverkleidung, LÄ II, Sp. 755 Borchardt, L.: Allerhand Kleinigkeiten, Leipzig 1933, S. 9 Fazzini, R.A.: Report on the 1983 Season of Excavation at the Precint of the Goddess Mut, in: ASAE 70, 1984-1985, S. 293 Guglielmi, Waltraud: Die Funktion von Tempeleingang und Gegentempel als Gebetsort. HÄB 37 S. 55 ff Gutbub, A. El´ments ptolemaiques prefigurant le relief cultuel de Kom Ombo in: H. Maehler - V.M. Strocka, Das ptolemäische Ägypten, Mainz 1978, S. 165-176 Traunecker, C. - F. Laroche: La chapelle adossee au temple de Khonsou, Karnak VI, 1973-1977, Kairo 1980, S. 167-196 Wildung, Dietrich: s.v. Götterbilder, volkstümlich verehrte; LÄ II, Sp. 672-674 Wildung, Dietrich: Imhotep und Amenhotep, Gottwerdung im Alten Ägypten, MÄS 36, 1977 S. 201-06
> Antwort auf Beitrag vom: 01.01.2008 um 18:51:50
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