Liebe Ushebtifreunde, Nauna wies mich auf die Schrift von H.A. Schlögl "Arbeiter des Jenseits" (Zürich 1984) hin, die vielleicht weiterhelfen könnte. Ich fand darin die in Turin ausgestellte Ushebtifigur tatsächlich erwähnt und mit ausführlichem Kommentar und Bildern sowie Literatur. Auf die Schnelle ist es zu viel, um alles jetzt gleich hier zu bringen, bemerkenswert jedoch ist Schlögls Resultat aus der Vergleichung mit drei anderen Figuren, dass die Figur der Dame Qedet eine Fälschung sein muss! Er vermutet, dass der Bildhauer und Sammler J.J. Rifaud, der viele Stücke aus Drovettis Sammlung fand, der Hersteller gewesen sein könnte, zumindest hatte er gute einschlägige Kenntnisse und Fähigkeiten und auch zeitlich könnte es stimmen. 1983 wurde das Stück in einer Münchner Ausstellung über Fälschungen gezeigt, die Turiner Ausstellungsmacher sind offenbar anderer Meinung. Mehr dazu kommt bald noch von mir. Menna 29.06. Schlögl berichtet über das Ushebti der Dame Qedet das Folgende: Die Figur wurde 1867 von H.C. Escher-Züblin der Antiquarischen Gesellschaft Zürich geschenkt. Mehr ist über die Herkunft des Stückes nicht bekannt. Es ist 18,6 cm hoch und besteht aus gelb-bräunlichem Kalkstein, ein Material, das sehr selten für Kleinplastiken oder Ushebtis verwendet wurde. Schlögl hat zwei andere, ganz ähnliche und aus demselben Stein gefertigte Ushebtis ausfindig gemacht, eins in Toulouse (T) und eins in Kairo (K), sowie eine drittes Stück aus Chicago (C), das aus Alabaster besteht und viele auffällige Ähnlichkeiten aufweist. Der Vergleich dieser vier Stücke (die Abb. sind in der Reihenfolge Z, T, K, C; Profil: Z, T) legt den Schluss nahe, dass zumindest die drei Z, T, K vom selben Künstler hergestellt wurden und als neuzeitliche Falsifikate angesehen werden müssen. Übrigens ist für keine der vier Figuren die Herkunft aus einer Grabung belegt. Schlögl begründet diese Ansicht mit den folgenden Argumenten: 1. Der Text: er ist ein Unikat! Auch wohl insbesondere deshalb ist über Z schon mehrfach publiziert worden. Der Text lautet auf Z, T und K ganz ähnlich und stammt offenbar von einem echten Skarabäus aus der Sammlung Drovetti (heute in Turin, Nr. 5993). Text: "Ein Opfer, das der König gibt für den lebenden Aton, der die ganze Erde durch seine Schönheit erleuchtet. Er möge geben den süssen Hauch des Nordwindes, Libationen, Wein, Milch (und) Gaben von allen frischen Pflanzen für den Ka seiner Schwester, der Herrin des Hauses, Kedet." Dieser als typischer Amarna-Text angesehene Spruch macht wohl auch verständlich, dass das Stück in Turin in der Echnaton-Ausstellung gezeigt wurde. Dieser Text findet sich ausschließlich auf diesen vier Figuren, sonst nie wieder. Ein von dem Skarabäus übernommener Schreibfehler auf T zeigt die Herkunft von dieser Vorlage eindeutig an. 2. Die drei gleichartigen Stücke Z, T, K nennen jeweils andere Eigentümernamen, für die es aber sonst keine anderen Ushebtis gibt - ebenfalls eine einzigartige Gegebenheit. (Sonst findet sich sehr oft der Totenbuchspruch Kap.6 auf Ushebtis). 3. Betrachtet man die drei Figuren Z, T, K im Vergleich, so fällt die sehr große Ähnlichkeit der Kopfform, der Perücken, der Ohren und der Handhaltung auf, ebenso in der Seitenansicht die hoch angesetzten Glutäen. 4. Das Tragegerät mit den zwei Täschchen bei Z und angedeutet bei C ist ebenfalls einzigartig. Tragstöcke finden sich sonst nur auf dem Rücken von Ushebtis oder als Joch oben vor der Brust, nicht am Bauch. Schlögl meint: falls C wirklich alt ist, so könnte seine Verzierung mit Tragstock und Täschchen/Körbchen auf den alten Korpus neuzeitlich aufgetragen worden sein. 5. Es gibt nur ganz wenige andere Ushebtis, die eine Opferformel und Arbeitsgeräte (hier Handpflüge) tragen: man müsste dann hier gleich vier Ausnahmen innerhalb einer Gruppe annehmen. Schlögl fragt dann, wer der Hersteller solcher Falsifikate sein könnte. Er hält J.J. Rifaud für einen möglichen Kandidaten, da er ausreichend ägyptische Kenntnisse besaß, Hieroglyphen beherrschte, es möglich ist, dass er den Skarabäus mit der Textvorlage kannte, er hatte wohl auch künstlerische einschlägige Fähigkeiten und seine Lebensdaten stehen damit in Einklang, er starb 1852 in Genf. Es wird von Schlögl eine naturwissenschaftliche Untersuchung durch H.U. Nissen des Züricher Ushebtis angekündigt, die ich noch nicht gefunden habe. Menna
> Antwort auf Beitrag vom: 21.06.2009 um 20:06:22
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