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Ägyptologie Forum >> Architektur & Kunst


1) Stele Siptah
 Nefer-Aton am 27.08.2009 um 20:00:08 - Anhang: Bild_stele_siptah_1.jpg

Hallo!

Im Buch "Ägypten: Geschichte - Kunst - Menschen / Klett-Cotta-Verlag" hat mein Mann Johnny das Bild einer Stele von König Siptah entdeckt.
Es handelt sich um eine Stele mit den Kartuschen König Siptahs in einem eher provinziellen Stils.

Johnnys Vermutung nach handelt es sich um eine der beiden aus dem Totentempel König Sethos I. in Qurna stammenden Stelen König Amenmesses, die von Siptah usurpiert wurden.

Leider gibt das Buch keinen Kommentar dazu und unsere Fähigkeit Hieroglyphen zu lesen, reicht leider hier nicht aus.

Kann jemand die Inschrift übersetzen oder hat nähere Informationen dazu? Für eure Hilfe wären wir sehr dankbar.

LG
Nefer und Johnny


2) Re: Stele Siptah
 Michael Tilgner am 27.08.2009 um 21:34:24

Liebe Nefer, lieber Johnny,

zu einer ähnlichen Frage hatte ich im "Magier-Forum" die Umzeichnungen der beiden Stelen von Amenmesse aus Qurna gestellt, die von Siptah usurpiert wurden. Man kann unschwer erkennen, daß keine der beiden dieser hier gleicht!

Es handelt sich um eine Stele aus Karnak, über die in den Cahiers de Karnak1 berichtet wird; im Artikel Jean Lauffray, Ramadan Sa'ad, Serge Saunereon, Rapport sur les travaux de Karnak. Activités du Centre Franco-Egyptien en 1970-1972, in: Karnak V, S. 1-42 (1975) [Achtung: etwa 6.6 MB!]. Dort finden sich eine kurze Bemerkung auf S. 28 sowie ein Photo auf Tafel 9.

Zitat:
Deux stèles, trouvées dans des déblais, se rapportent au rempart. L'une est au nom de Akhenre'-Setepenre' Merenptah-Siptah, et date de la fin de la XIXe dynastie. Elle commémore des travaux exécutés dans les remparts et se rapporte certainement à l'un des états de l'enceinte à bastions, sans qu'on puisse actuellement préciser lequel.

In etwa: "Zwei Stelen, im Abraum gefunden, beziehen sich auf die Befestigungsanlage [rempart]. Die eine ist auf den Namen Siptah ausgestellt und datiert auf das Ende der 19. Dyn. Sie gedenkt der in der Anlage ausgeführten Arbeiten und bezieht sich sicherlich auf eine der Umfassungsmauern, ohne daß man gegenwärtig genauer angeben könnte, welche."

Vielleicht wagen sich einige aus diesem Form an eine Übersetzung?

Viele Grüße,
Michael Tilgner

> Antwort auf Beitrag vom: 27.08.2009 um 20:00:08


1: http://www.cfeetk.cnrs.fr/uk/index.php?page=cahiers-de-karnak


3) Re: Stele Siptah
 Seschen am 29.08.2009 um 09:55:39


Zitat:
Kann jemand die Inschrift übersetzen

Zitat:
Vielleicht wagen sich einige aus diesem Form an eine Übersetzung?

Hallo allerseits,
ich wage mich mal an die Inschrift!

Im oberen Bereich der Stele sind die beiden linken Spalten von rechts nach links zu lesen. Sie beziehen sich auf Amun.
Die drei Spalten über dem König sind von links nach rechts zu lesen.
Der Kopfschmuck der weiblichen Figur und die rechts davor stehenden Zeichen bilden eine eigenständige Einheit.
Unter der Personendarstellung sind zwei Textzeilen, die von rechts nach links zu lesen sind.

Umschrift und Übersetzung als versteckter Text

über Amun:
Versteckten Text anzeigen...
dj.n(=j) n=k on(.t) nx(.t) nb(.t)
(Ich) habe dir alle Kraft (und) Stärke gegeben.

Jmn-Ra nsw-nTr.w nb-p.t  HoA-nTr.w
Aumun-Re, König der Götter, Herr des Himmels (und) Herrscher der Götter


über dem König:
Versteckten Text anzeigen...
nb tA.wj Ax-n-Ra stp-n-Ra
Herr der Beiden Länder, Emanation des Re, Auserwählter des Re (Thronname Siptahs ab dem 3. Regierungsjahr)

nb-xa.w  mr.j-n-PtH sA-PtH
Herr der Kronen, geliebt von Ptah, Sohn des Ptah (Eigenname Siptahs ab dem 3. Regierungsjahr)

dj anx mj Ra D.t
dem Leben gegeben sei wie Re, ewiglich


unten:
Versteckten Text anzeigen...
Ca. in der Mitte der 1. Zeile ist ein Zeichen schwer identifizierbar; es ist W 11.

anx nTr nfr jrj(.n) Ax.t n jt=f  Jmn dj(.n) sw Hr ns.t=f  nsw-bjt.j nb tA.wj Ax-n-Ra stp-n-Ra
Es möge leben der gute Gott, der Herrliches machte für seinen Vater Amun, der ihn auf seinen Thron gesetzt hat, der König von Ober- und Unterägypten, Herr der Beiden Länder: Emanation des Re, Auserwählter des Re,

sA-Ra  nb xa.w mr.j-n-PtH sA-PtH dj anx  jrj.n=f  m mn.w=f  n  jt=f  Jmn-Ra
der Sohn des Re, Herr der Kronen, Merenptah Siptah, dem Leben gegeben sei. Er errichtete (es) als sein Denkmal für seinen Vater Amun-Re.


über der Göttin...
Versteckten Text anzeigen...
...die eine Personifikation der Stadt Theben ist! (Hannig S. 1197).
Der Kopfschmuck ist mitzulesen - wieder mal eine harmonische Einheit von Bild und Text.
Die Lesung beginnt mit dem Kopfschmuck und wird rechts davon, von oben nach unten fortgesetzt:

WAs.t-nxt.t  nb.t xpS
Das siegreiche Theben, die Herrin der Kraft


Ein schönes Wochenende!
Gruß, Seschen

> Antwort auf Beitrag vom: 27.08.2009 um 21:34:24


4) Re: Stele Siptah
 thomas am 29.08.2009 um 12:40:41

Hallo zusammen,

ich bin nicht so schnell wie Seschen, aber auch ich möchte diese Übung nutzen. Also – etwas Geduld noch, und an dieser Stelle taucht meine Lesung als versteckter Text auf

Gruss
thomas

Was ich schon mal habe ist die "Sprechblase" über Amun:
Versteckten Text anzeigen...

D.n=i n=k qn.t nx.t nb.t
Ich habe Dir Kraft und jeden Sieg gegeben
sDm.n=f = perfekt aktiv


imn-ra nsw nTr.w nb-p.t HqA x.wt nTr
Amun-Ra, König der Götter, Herr des Himmels, Herrscher des Gefolge des Gottes.


> Antwort auf Beitrag vom: 29.08.2009 um 09:55:39


5) Re: Stele Siptah
 Lutz am 29.08.2009 um 12:50:31

Hallo Nefer-Aton !

Bietet

Parra-Alédo, Michèlle : Ägypten - Geschichte, Kunst, Menschen. - Stuttgart: Klett-Cotta, 1984. - ISBN: 360876190X. - 9783608761900. - 222 S.

eventuell weiterführende Angaben zum Stück (Fundort/gegenwärtiger Standort/Inventar Nummer/etc.) ?

Die Ikonografie ist nämlich wirklich ungewöhnlich : die Göttin, also "Das siegreiche Theben", wendet sich vom König ab ...





Seeehr seltsam und so von mir noch nirgends in dieser Art gesehen ...

Gruß, Lutz.

> Antwort auf Beitrag vom: 27.08.2009 um 20:00:08


6) Re: Stele Siptah
 Iufaa am 29.08.2009 um 13:09:58 - Anhang: vat_stele.jpg

Hallo Lutz,
auch sehr ungewöhnlich, etwas älter, und von wem bloss

Vatikan-Stele: Cheftet-her-neb-s (xftt-Hr-nb-s)
(Foto: Haremhab)

Literatur zu der Stele: Cozi, M., Khefethernebes et la Stele de Hatschepsut, GM 143, 1994

> Antwort auf Beitrag vom: 29.08.2009 um 12:50:31


7) Re: Stele Siptah
 Lutz am 29.08.2009 um 14:01:55 - Anhang: no_Cozi_La_necropole_de_Khefethernebes_GM_151_1996_S.43.jpg

Hallo Iufaa,

das sie sich von diesem merkwürdigem, "Wider die Maat" handelnden, Pärchen abwendet kann nicht wirklich überraschen ...      

Nein, im Ernst, schon seltsam ... Vielleicht soll die Göttin die agierenden Personen schützen (so zu sagen, den Rücken frei halten ...    ) ?
Oder ich interpretiere schlicht und ergreifend zu viel rein.  

Zitat:
... Cozi, M., Khefethernebes et la Stele de Hatschepsut, GM 143, 1994

Hab` zwar online Zugang zu GM, bin jedoch der Sprache des Erbfeindes leider nicht mächtig ...  

Gruß, Lutz.


Nachtrag :

Aus Cozi, Massimo : La nécropole de Khefethernebes. - Göttingen: Universität / Ägyptologisches Seminar, 1996. - ISSN: 0344-385X. - Göttinger Miszellen - GM - 151. - S. 43, Umzeichnung einer Szene aus Karnak :


- Vollbild -

Man beachte die zwei Darstellungen der Göttin ganz rechts.




> Antwort auf Beitrag vom: 29.08.2009 um 13:09:58


8) Re: Stele Siptah
 Nefer-Aton am 29.08.2009 um 21:59:29

Hallo Lutz!


Zitat:
Bietet

Parra-Alédo, Michèlle : Ägypten - Geschichte, Kunst, Menschen. - Stuttgart: Klett-Cotta, 1984. - ISBN: 360876190X. - 9783608761900. - 222 S.

eventuell weiterführende Angaben zum Stück (Fundort/gegenwärtiger Standort/Inventar Nummer/etc.)


Nein, der Artikel "Die Epigraphik - ein Fachgebiet der Ägyptologie" von Michelle Parra-Aledo im obigen Buch führt die Abbildungen nur als erklärendes Beispiel auf.
Die einzige Beischrift zu dieser Abbildung der Siptah-Stele ist:

Zitat:
Umzeichnung einer Stele des Königs Achenre-Septah (19. Dynastie). Für eine königliche Stele ist sie recht grob gearbeitet. Die zerstörten Teile sind in der Umzeichnung nicht ergänzt worden.
- Das ist alles dazu!

LG
Nefer

> Antwort auf Beitrag vom: 29.08.2009 um 12:50:31


9) Re: Stele Siptah
 Michael Tilgner am 30.08.2009 um 09:05:25

Lieber Lutz,

Zitat:
eventuell weiterführende Angaben zum Stück (Fundort/gegenwärtiger Standort/Inventar Nummer/etc.) ?

Zum Fundort ist auf den von mir bereits erwähnten Artikel von Lauffray, Sa'ad und Sauneron (Karnak V) zu verweisen. Ergänzend zu meinen Angaben:

Der Fund wird beschrieben im Abschnitt "6 Fouilles à l'Est du lac sacré" (S. 26-30), dazu gehören die Abb. 13 (Karte) und die Tafeln VIII-XI, also "Grabungen im Osten des Heiligen Sees", die ab Sommer 1970 stattfanden. Im Zusammenhang mit den Aufräumarbeiten 1971 werden die beiden Stelen genannt, von denen die eine die diskutierte ist.

Wo diese Stele jetzt abgeblieben ist, weiß ich leider nicht.

@Nefer: Vielleicht steht noch eine Information im Abbildungsverzeichnis irgendwo am Ende des Buches?

Viele Grüße,
Michael Tilgner


> Antwort auf Beitrag vom: 29.08.2009 um 21:59:29


10) Re: Stele Siptah
 Michael Tilgner am 30.08.2009 um 10:07:53

Liebe Seschen, lieber Thomas,

hier meine Bemerkungen zur "Sprechblase" über Amun:

Versteckten Text anzeigen...
dj.n(=j) n=k qn(.t) nxt nb(.t)
"ich gebe / verleihe dir jegliche Kraft (und) jeglichen Sieg" oder "alle Kraft (und) allen Sieg"

Es handelt sich um eine oft verwendete Formel auf den Reliefs.

D37 "Arm mit Brot" steht oft für rdj / dj (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 1036-1037). Lesung rdj bzw. dj ist die mittelägyptische Aussprache, während es im Altägyptischen rDj bzw. Dj hieß. Zur Schreibung dieses unregelmäßigen Verbs: Gardiner, Egyptian Grammar, § 289, 1 mit dem Hinweis: "... it seems wise to omit r in transliteration wherever it is not written ..."

Zur Zeitform ist auf Gardiner, § 414 "Affirmative uses of the cDm.n=f form", Abschnitt 5 zu achten:

Zitat:
On a different footing is the common use of the cDm.n=f form in ritual texts and scenes to express an action simultaneously spoken of and performed ... In this usage there seems no notion of past time, so that the cDm.n=f form here appears to retain its primitive force of stressing the merely occurrent; such a translation as 'herewith I give to thee' renders the sense closely."

qn.t "Kraft" (Hannig, S. 858-859) - Man beachte auch den Hinweis im Wb. V, 45: "oft seit D.19 auch ohne t geschrieben"; daher hier zu ergänzen

nxt "Kraft, Stärke" (Hannig, S. 428) - Laut TLA ist es ein maskulines Substantiv; vermutlich weil es vom Verb nxt "stark sein" abgeleitet ist.

nb "jeder, alle" - die Femininendung wird oft weggelassen (Gardiner, § 48, 1) oder wird wegen des maskulinen nxt nicht benötigt.

Jmn-Ra nsw-nTr.w nb p.t HqA psD.t
"Amun-Re, König der Götter, Herr des Himmels, Herrscher der Neunheit"

Jmn-Ra-nsw-ntr.w wird auch oft mit "Amunrasonther" (Hannig, S. 1188) übersetzt, nach der griechischen Form (LÄ II, 717, Stichwort: "Göttertitulatur").

psD.t "Neunheit (der Götter)" (Hannig, S. 296). Zur Schreibung siehe auch Wb. I, 559. In der Umzeichnung ist N9 bzw. N10 nicht geschrieben. Im Photo meine ich den Strich im Mondzeichen zu erkennen (Tafel IX, wie oben angegeben).


Viele Grüße,
Michael Tilgner

> Antwort auf Beitrag vom: 29.08.2009 um 12:40:41


11) Re: Stele Siptah
 Nefer-Aton am 30.08.2009 um 14:13:19

Hallo Michael!


Zitat:
@Nefer: Vielleicht steht noch eine Information im Abbildungsverzeichnis irgendwo am Ende des Buches?


Leider steht auf Seite 222 des betr. Buches nur eine halbe Seite und betr. der Bilder (auch Seite 207) nur:

Zitat:
Die Epigraphe auf dem Vorsatzblatt sowie auf den Seiten 207, 211, 213 sind Originalepigraphe von Frau Francoise Le Saout, Epigraphikerin in dem Centre franco-egyptien in Karnak......Die Autoren

Das ist leider alles!

LG
Nefer

> Antwort auf Beitrag vom: 30.08.2009 um 09:05:25


12) Re: Stele Siptah
 thomas am 30.08.2009 um 18:39:24

Hallo,

weiter geht es mit der "Sprechblase" über dem König:

Versteckten Text anzeigen...

nb tA.wi Ax n.i ra stp.n ra

Herr der beiden Länder <name>Verklärter des Ra (und) erwählt von Ra</name>


nb xaw.w mr.n=i nTr-sA

Herr der Kronen <name>Ich habe Gottes Sohn geliebt </name>

Anmerkung: Ich kann hier kein Zeichen für den Gott Ptah erkennen, obwohl dies zu erwarten wäre. Fast könnte man meinen, es stünde dort C1D am Anfang, also Ra mit Sonnenscheibe über dem Kopf. Auch kann das letzte Zeichen kein "Gotteszeichen" sein, weil es sonst vor dem sA stehen müsste (glaube ich jedenfalls)



Di anx mi ra D.t

(ihm möge) Leben gegeben (sein) wie Ras Ewigkeit


Gruss
Thomas

> Antwort auf Beitrag vom: 29.08.2009 um 09:55:39


13) Re: Stele Siptah
 Michael Tilgner am 30.08.2009 um 22:29:45

Hallo, Leute,

ich folge Thomas zur "Sprechblase" über dem König:

Versteckten Text anzeigen...
Der Thronname ist Ax-n-Ra stp-n-Ra (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 1277) - siehe auch von Beckerath, Handbuch der Königsnamen, S. 162-163, der diesen Thronnamen für den 2. Regierungsabschnitt (Jahr 2-6) angibt. Laut LÄ V, 955-956, Stichwort "Siptah" bzw. Schneider, Lexikon der Pharaonen, S. 275 erst ab Jahr 3. Eine Ergänzung =j bei Ax-n-Ra ist nicht nötig. Man beachte die jeweilige ehrenvolle Voranstellung des Gottesnamens Re!

Mit Schneiders Übersetzung "Emanation des Re" kann ich mich nicht so recht anfreunden. "Nützlich dem Re" würde ich ganz traditionell übersetzen; Ax "nützlich sein" (Hannig, S. 11). "Verklärter / Ach des Re" ist auch möglich.

nb xa.w "Herr der Kronen" (Hannig, S. 586) - Laut Zettelarchiv zur Schreibung sind Singular und Plural "nicht klar zu scheiden"; also nicht xaw.w.

Der Eigenname ist sA-Ptah mrj.n-Pth - es gelten die gleichen Zeitangaben wie oben. Bei dem Zeichen handelt es sich offentlich um C102a der Extended Library. Im von Beckerath wird C102 verwendet, mit dem Was-Zeichen auf dem Knie. Auf dem Photo und der Umzeichnung ist dieses Zeichen nicht leicht zu erkennen. Der Beiname mrj.n-Pth gilt nach von Beckerath usw. als vorangestellt. Zur Form: Es handelt sich ein perfektisches passives Partizip (Gardiner, Egyptian Grammar, § 361 3ae inf.), das meist mit der Endung =y oder =w geschrieben wird.

Zitat:
Examples have also been given of writings without either =y or =w; often no reason can be assigned for these ... And again, when the preposition n follows ...

dj anx mj Ra D.t
"dem Leben gegeben sei wie Re ewiglich"

In der hieroglyphischen Schreibung ist Re vorangestellt!
mj Ra D.t "wie Re ewiglich" (Hannig, S. 991); D.t gilt hier als Adverb. Hierzu Gardiner, § 88 "Adverbial uses of nouns" (ähnlich § 205, 6):

Zitat:
Indications of time are often expressed by a noun used absolutely, i.e. without preposition. The normal position of such a noun is towards the end of the sentence, in the position regularly occupied by adverbs ... Very common adverbs are D.t 'eternally', lit. 'eternity' and ra nb 'every day'.


Viele Grüße,
Michael Tilgner

> Antwort auf Beitrag vom: 30.08.2009 um 18:39:24


14) Re: Stele Siptah
 thomas am 31.08.2009 um 21:13:52

Hallo,

hier denn nun der Part über der Göttin:

Versteckten Text anzeigen...

wAs.t nxt.ti nb.t xpS

Theben ist siegreich, (die) Herrin (der) Kraft


Das über dem Kopf der Figur die Hieroglyphen stehen, ist mir nur durch die Diskussion aufgegangen. Eigentlich hätte ich da auch selbst drauf kommen können, denn im Amduat ist das ja fast pausenlos so…


Für den Rest brauche ich definitiv noch mehr Zeit, da ich beruflich ziemlich viel unterwegs sein werde. Wenn die Auflösung noch bis nächsten Montag Zeit hat, dann könnte ich am Wochenende den Rest büffeln…

Bis dahin

Lieben Gruss an alle
Thomas

> Antwort auf Beitrag vom: 27.08.2009 um 20:00:08


15) Re: Stele Siptah
 Michael Tilgner am 02.09.2009 um 11:07:04

Hallo, Thomas,

Versteckten Text anzeigen...
spontan war ich der Meinung, daß diese Passage mit WAs.t nxt.t "siegreiches Theben" zu übersetzen ist, wie es auch Seschen vorgeschlagen hat. Doch dann fand ich im Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 428 WAs.t nxt.tj "Theben ist siegreich (Titel der Stadt)". Siehe dazu auch WB I, 260 und II, 314 mit eben dieser Schreibung und den Parallelen mit ausgeschriebenem .tj. Die Schreibung T für das Pseudopartizip 3. Person Singular feminin ist in späten Texten oft belegt (Karl Jansen-Winkeln, Spätmittelägyptische Grammatik der Texte der 3. Zwischenzeit, Wiesbaden, 1996, § 120), während die Endung Singular feminin bei Adjektiven überwiegend mit einfachem t geschrieben wird oder wegfällt (§ 171). Im LGG II1 werden auf S. 255 beide Übersetzungsmöglichkeiten aufgeführt.


Viele Grüße,
Michael Tilgner

> Antwort auf Beitrag vom: 31.08.2009 um 21:13:52


1: http://books.google.com/books?id=rrk9_E_D9AMC


16) Re: Stele Siptah
 thomas am 02.09.2009 um 15:36:13

Hallo,

ich habe im Hotel etwas Zeit gefunden. Ich kann hier leider keine Hieros vorbereiten, aber die Umschrift wird es auch tun. Hier also der Rest des Textes:


Versteckten Text anzeigen...
anx nTr nfr jr Ax.t ntf jmn
der gute Gott (wird) leben (und) nützliches tun, (denn) er (ist) Amun

dj sw Hr ns.t=f nsw-bjt.j nb tA.wj Ax-n-ra stp-n-ra
er gibt seinen Thron, (dem) König von Ober- und Unterägypten, Herr der Beiden Länder <Name>

sA-Ra nb xa.w mr.j-n-ptH sA-ptH dj anx
Sohn des Re, Herr der Kronen, <Name>, dem Leben gegeben sei.

jr.n=f m mn.w=f ntf jmn-ra
Er hat es als sein Denkmal errichtet, (denn) er (ist) Amun-Ra


Gruss
Thomas

> Antwort auf Beitrag vom: 29.08.2009 um 09:55:39


17) Re: Stele Siptah
 Michael Tilgner am 02.09.2009 um 21:29:29

Liebe Seschen, lieber thomas,

mit dem zweizeiligen Haupttext ist die Übersetzung der Stele abgeschlossen. Eure Ergebnisse stimmen im Großen und Ganzen überein. Es folgen meine Anmerkungen zum Text:

Versteckten Text anzeigen...
ntr-nfr "der Gute Gott" ist ein Beiwort des Königs (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 444); er kann auch bei einem Gott stehen (besonders Osiris). Ergibt das Sinn, einem Gott zu wünschen, er möge leben?

Die in der Zeile 1 auftretenden Verbformen sind Partizipien (perfektische aktive). Nach Gardiner, Egyptian Grammar, § 359, unter 3ae inf. lautet es jr für das Verb jrj "machen", so daß der erste Teil lautet:

... nTr nfr jr AX.t ...
... der Gute Gott, der Nützliches gemacht hat ...

Ein ähnliches Beispiel findet sich in Gardiner, § 367: jr Ax.t n @r=f "who does good to his Horus (i.e. the king)"

Das zweite Partizip ist dj (Gardiner, gleicher §, unter anom.), wenn auch diese Form seltener gebraucht als rdj. Also:

... Jmn dj sw Hr ns.t=f ...
"... Amun, der ihm seinen Thron gegeben hat ..." (oder freier: "der ihn auf seinen Thron gesetzt hat")

M.E. geht dj sw "er gibt" nicht, das müßte dj=f heißen mit Suffixpronomen. Das abhängige Personalpronomen wird als Objekt eines Verbs verwendet (Gardiner, § 44, 1).

ntf oder n jt=f?
Das ist schon verwirrend! Die unterschiedlichen Schreibungen von jt "Vater" (Hannig, S. 110. Wb I, 141) lassen gerade einen Anfänger verzweifeln. Ist f nun Determinativ oder Suffixpronomen? Ich glaube, die Antwort lautet: Das hängt vom Kontext ab.

ntf Jmn "er ist Amun" ist prinzipiell möglich (siehe Gardiner, § 65, 1), aber es paßt nicht, denn der Gute Gott ist der König und nicht Amun!


Danke für Eure Beteiligung - wieder einmal ohne Netz und doppelten Boden!

Viele Grüße,
Michael Tilgner

> Antwort auf Beitrag vom: 02.09.2009 um 15:36:13


18) Re: Stele Siptah
 Michael Tilgner am 03.09.2009 um 11:33:47 - Anhang: LAe_I_651-654_Bauinschriften.pdf

Liebe Leute,

noch einige Anmerkungen zu dieser Stele:

Außer einigen formelhaften Wendungen und der Titulatur finden sich kaum Informationen. Der Name Siptah fällt, aber keine weitere Datierung. Es wird vage ein Bauereignis genannt ("er macht Nützliches für seinen Vater Amun"), ohne es näher zu spezifizieren. Hierzu müßte man den Aufstellungsort selbst in Betracht ziehen, wie es die Autoren in der oben zitierten Schrift aus Karnak V getan haben.

Als Übersetzungsübung war es allerdings von Vorteil, daß sie vorwiegend aus "Floskeln" bestand.

Speziell auf die Widmungsformel geht LÄ I, 651-654, Stichwort: "Bauinschriften" ein. Zudem gibt es eine Dissertation: Silke Grallert, Bauen - Stiften - Weihen. Die ägyptischen Bau- und Restaurierungsschriften von den Anfängen bis zur 30. Dynastie, Berlin, 2001. Bei 750 S. und 59 Tafeln dürfte wohl kaum eine Frage auf diesem Gebiet offen bleiben ...


Viele Grüße,
Michael Tilgner

> Antwort auf Beitrag vom: 02.09.2009 um 21:29:29


19) Re: Stele Siptah
 Michael Tilgner am 04.09.2009 um 14:11:37 - Anhang: Grallert_Bauen_Stiften_Weihen_Text_Berlin_2001_S_326_Siptah.jpg

Hallo,

dank Naunas Hilfe kann ich nun die Information aus Grallerts Untersuchung (S. 326) beifügen. Hieraus entnehme ich noch, daß es sich bei dieser Stele um den einzigen Beleg für Siptahs Bautätigkeit handelt!

Der beschädigte Rest am Ende der Zeile 2 wird zu nsw-nTr.w "König der Götter" ergänzt. Die verbliebenen Striche auf dem Photo passen dazu.

Viele Grüße,
Michael Tilgner

> Antwort auf Beitrag vom: 03.09.2009 um 11:33:47