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Thema: Die Hieroglyphen-Schrift der Hethiter |
Lolli2u  Member
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Die Hieroglyphen-Schrift der Hethiter |  | |
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« Datum: 29.10.2024 um 16:45:16 » |
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Ähnlich den Ägyptern der pharaonischen Zeit verfügten auch die benachbarten Hethiter über eine Hieroglyphen-Schrift. Diesen interessanten Aspekt möchte ich hier kurz vorstellen. Als Charles Texier (1834) und William John Hamilton (1836) in Anatolien die Ruinen von Hattusa und Alaca Höyük entdeckten, waren sie damit auf die Hinterlassenschaften des bis dahin in Vergessenheit geratenen Reiches der Hethiter gestoßen. In den Jahren 1878 und 1880 gelang den Altorientalisten Archibald Henry Sayce und William Wright der Nachweis, dass sich die einstigen Hethiter- neben einem keilschriftlichen System - wie die Ägypter einer Hieroglyphenschrift bedienten. Dieses hieroglyphen-hethitische Schriftsystem wurde 1884 durch Sayce und Wright allgemein bekannt gemacht. Nachdem es Hugo Winckler und Emil Forrer, sowie Ignace Gelb und Hans Gustav Güterbock anhand von Tafel-, Siegel- und Inschriftenfunden gelungen war, die hethitische Hieroglyphenschrift ein Stück weit zu Entziffern, ermöglichte die 1947 durch Franz Steinherr und Helmuth Theodor Bossert am Karatepe entdeckte Bilingue schließlich den Durchbruch in der Lesung der hethitischen Hieroglyphen, sodass Emmanuel Laroche und Piero Meriggi das hieroglyphen-hethitische Schriftsystem in den 1960'er Jahren schließlich voll erschließen konnten. Heute kann das inzwischen zumeist als hieroglyphen-luwisch bezeichnete Schriftsystem von Hethitologen wie Massimo Poetto, Anna Bauer oder Annick Payne fast lückenlos gelesen werden. Emil Forrer erkannte bereits 1919, dass in der hethitischen Hieroglyphenschrift vier sprachliche Dialekte zum Ausdruck kamen, nämlich Hattisch (hattili), Palaisch (palaumnili), Luwisch (luwili) und Nesisch (nesumnili), wobei das hattili bereits in früher Zeit durch einen hurritischen Dialekt überformt worden ist. Das Hieroglyphen-hethitische Schriftsystem besteht aus den Vokalen a, e, i und u, sowie aus den Konsonanten h, k, l, m, n, p, r, s, t, w, y, z. Die sprachlichen Laute wurden mittels dieser Hieroglyphen zumeist in Silben-Zeichen (homophones) ausgedrückt, wobei die dazu gehörigen Vokale den Kern der jeweiligen Silbe bildeten. Ignace Gelb veröffentlichte 1942 erstmals ein Hieroglyphen-hethitisches Silben Alphabet, wobei die Konsonanten von ihm schematisch nach Vokalen angeordnet wurden. 1960 veröffentlichte Emmanuel Laroche ein weiteres Silben-Alphabet, welches einerseits auf das Alphabet von Gelb aufbaute und eine Vervollständigung desselben darstellte, andererseits jedoch auf den Vokal e verzichtete. Bis heute greifen die Hethitologen in ihren Übersetzungen regelmäßig auf diese beiden Alphabete zurück. Annick Payne etwa legte ihren Hieroglyphen-luwischen Untersuchungen eine von der Karls-Universität in Prag am Institut für Vergleichende Linguistik vorgenommene Bearbeitung des von Laroche erstellten Silben-Alphabets zugrunde. Beide Alphabete befinden sich inzwischen in public domain und sind also gemeinfrei, weshalb ich sie hier in den Anhang stelle. Gruß in die Runde Lolli  Quellen : * Forrer, Emil : Die acht Sprachen der Boghazköy-Inschriften. In: Sitzungsberichte der Preussischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 53, Teil 2, Berlin 1919, S. 1029 - 1041. https://archive.org/details/sitzungsberichte1919preu/page/1028/mode/2up?view=theater * Kammenhuber, Annelies : Hethitisch, Palaisch, Luwisch und Hieroglyphenluwisch, Teil 1 : Forschungslage. In: Bertold Spuler : Handbuch der Orientalistik, 1. Abt. 2. Band, Lieferung 2 : Altkleinasiatische Sprachen, Leiden 1969, S. 119 - 172. https://archive.org/details/altkleinasiatisc0000unse_g1d6/page/n3/mode/2up?view=theater * Gelb, Ignace : Hittite Hieroglyphs, Teil 3, University of Chicago Press, Chicago 1942. https://archive.org/details/Gelb19311942HittiteHieroglyphs/page/n195/mode/2up?view=theater * Laroche, Emmanuel : Les hiéroglyphes hittites, 1. Teil, Paris 1960, S. 263 - 264. https://ia601602.us.archive.org/21/items/les-hieroglyphes-hittites-premiere-partie/Les%20Hi%C3%A9roglyphes%20Hittites%2C%20Premi%C3%A8re%20partie%3B.pdf * Payne, Annick : Hieroglyphic Luwian. An Introduction with Original Texts, 2. Aufl. Wiesbaden 2010, S. 13 - 14. https://www.academia.edu/289048/Hieroglyphic_Luwian_An_Introduction_with_Original_Texts * Bauer, Anna : Morphosyntax of the Noun Phrase in Hieroglyphic Luwian, Leiden 2014, S. 6 - 9. https://books.google.de/books?id=EAqJBAAAQBAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false * Yakubovich, Ilya : Sociolinguistics of the Luvian Language, Leiden 2010, S. 3 - 4 u. S. 71 - 73. https://www.academia.edu/498331/Sociolinguistics_of_the_Luvian_Language * Yakubovich, Ilya : Luwian and the Luwians. In : The Oxford Handbook of Ancient Anatolia, Oxford 2011, S. 537 - 540. https://www.academia.edu/1045389/Luwian_and_the_Luwians
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