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Ägyptologie Forum >> Nachbarländer


1) Lapislazuli - Das eigentliche "Fleisch" der Götter
 NebTauiAmunRe am 08.02.2003 um 16:28:27

Ich habe vor kurzem eine Dokumentation über Afghanistan gesehen. Ich kannte sie bereits von früher. Dabei wurde auch der Reichtum an Lapislazuli beschrieben, der in Afghanistan noch heute vorherrscht. Leider wurde in dem Beitrag nur Ägypten als Absatzmarkt erwähnt. Nicht falsch verstehen. In Ägypten tauchten wirklich wunderbare Stücke aus Lapislazuli auf (Totenmaske des Tutanchamun etc.).

Aber leider vergißt man immer einen zweiten Absatzmarkt, der ebensoviel in dieser Hinsicht bietet. Es handelt sich um Mesopotamien. Schon in den ältesten Schichten tauchten Objekte aus Lapislazuli auf. Ich denke da auch an den Königsfriedhof von Ur. Dort entdeckte der Ausgräber Woolley die wunderbarsten Objekte, wie ein Ziegenbock mit Applikationen aus Lapislazuli, der sich gegen einen Baum stützt. Weiters gibt es eine Unmenge von Siegelzylindern, die aus Lapislazuli gefertigt sind.

Meiner Meinung nach fand Lapislazuli zuallererst in Mesopotamien bei den Sumerern Absatz. Dort erfreute er sich besonderer Beliebtheit und wurde auch für Schmuck und allerlei anderer Dinge eingesetzt. Besonders beliebt waren Ketten aus Lapislazuli, Gold und Karneol. Diese drei Farben spielten eine große Rolle. Als der erste Fernhandel begann, kamen sicherlich einige Stücke, darunter auch Rollsiegel nach Ägypten. Dies geschah sicher auch bereits zu früher Zeit. Es wurden in Ägypten bereits einige Rollsiegel gefunden.

Ich halte das für sehr wahrscheinlich. Es ergäbe keinen Sinn, wenn sich Lapislazuli zuerst in Ägypten großer Beliebtheit erfüllt und erst dann in Mesopotamien benutzt wird.

NebTauiAmunRe


2) Re: Lapislazuli - Das eigentliche "Fleisch" der Gö
 Ptah am 08.02.2003 um 18:30:12

Hallo Neb!

Toll, danke für deine Erläuternung!
Die Doku hab ich auch gesehn.  
Aber (vielleicht hab ichs falsch aufgefasst) von der Doku hab ich den Eindruck, als wären die "Mienen der Pharaonen" in Afghanistan die einzige Quelle des ägyptischen Lapislazuli gewesen.
War das wirklich der Fall? Wurde der gesamt Lapislazuli in Ägypten aus dieser Region importiert, oder gab es sehrwohl noch andere, nähergelegene Abbaumöglichkeiten, etwa in Nubien?


Grüsse,
Ptah

> Antwort auf Beitrag vom: 08.02.2003 um 16:28:27


3) Re: Lapislazuli - Das eigentliche "Fleisch" der Gö
 NebTauiAmunRe am 08.02.2003 um 18:44:48

Hallo Ptah!

Ja, das hab ich mich auch gefragt. Aber scheinbar ist Afghanistan bis jetzt das einzige Abbaugebiet, das wirklich mit so großen Mengen dienen kann. Lapislazuli ist ja nicht gerade häufig.

NebTauiAmunRe

> Antwort auf Beitrag vom: 08.02.2003 um 18:30:12


4) Re: Lapislazuli - Das eigentliche "Fleisch" der Gö
Gitta am 08.02.2003 um 21:01:54

Komischerweise habe ich mir die gleiche Frage auch schon gestellt. Bei dem Bedarf an Lapis, den Ägypten hatte, muss es doch Handel mit Afghanistan gegeben. In Ägypten gab es dieses Material m.E. nicht.

Gitta

> Antwort auf Beitrag vom: 08.02.2003 um 18:44:48


5) Re: Lapislazuli - Das eigentliche "Fleisch" der Gö
 NebTauiAmunRe am 08.02.2003 um 22:26:37

Den Handel gab es sicherlich. Den musste es geben. Denn auch in Mesopotamien war Lapislazuli mehr als nur beliebt. Es gibt unzählige Objekte aus Lapislazuli. Oder man nehme mal Persepolis her. Dort fand man Fragmente von Haarteilen aus Lapislazuli. Die wurden als Applikationen für die großen Kapitelle im Apadana gebraucht. Ursprünglich wurden dort Tonnen von Lapislazuli verwendet, alleine um nur die Kapitelle zu schmücken.

NebTauiAmunRe

> Antwort auf Beitrag vom: 08.02.2003 um 21:01:54


6) Re: Lapislazuli - Das eigentliche "Fleisch" der Gö
 Iufaa am 08.02.2003 um 22:41:12

Jau,

nach dem gLÄ gibt es keine Quelle in Ägypten, das Mineral kam aus Nordafghanistan, via Handelswege am Kaspischen Meer und schließlich über den Sinai. Daher führte die Hathor in Sarbut el Chadim nicht nur den Namen "Herrin des Türkises" sondern auch den der "Herrin des Lapislazuli".

Iufaa

> Antwort auf Beitrag vom: 08.02.2003 um 22:26:37


7) Re: Lapislazuli - Das eigentliche
 Apedemak am 14.02.2003 um 12:38:01


Zitat:
oder gab es sehrwohl noch andere, nähergelegene Abbaumöglichkeiten, etwa in Nubien?

Soweit mir bekannt gibt es dort kein Lapislazuli. Ich konnte jedenfalls überhaupt nichts finden. Hier1 noch der Link zur Dokumentation die Neb sicher meinte. In Uganda soll es übrigens auch welchen geben ...

> Antwort auf Beitrag vom: 08.02.2003 um 18:30:12


1: http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/0,1872,2003529,00.html


8) Re: Lapislazuli - Das eigentliche
 NebTauiAmunRe am 14.02.2003 um 16:58:09

Hallo Apedemak!

Ja, diese Dokumentation meinte ich. Von den Minen sah man leider nur wenig, aber es war eine durchaus interessante Doku.

Weisst du übrigens, wie groß die Vorkommen in Uganda sind, und ob es Hinweise auf einen antiken Abbau gibt?

Liebe Grüße

NebTauiAmunRe

> Antwort auf Beitrag vom: 14.02.2003 um 12:38:01


9) Re: Lapislazuli - Das eigentliche
 Apedemak am 14.02.2003 um 17:29:16

Leider kann ich dir darüber auch nichts genaueres sagen. Vielleicht finde ich noch etwas was die Größe der Vorkommen betrifft.

> Antwort auf Beitrag vom: 14.02.2003 um 16:58:09


10) Re: Lapislazuli - Das eigentliche
 manetho am 15.02.2003 um 11:57:12

zumindest - wenn ein relevanter antiker Abbau stattgefunden hat - ist davon nichts nach Ägypten gelangt, bzw. davon nichts bekannt (oder aber die entsprechenden Stücke sind nicht analysiert worden).
Aus den Materialien lassen sich Rückschlüsse auf das Abbaugebiet ziehen und die weisen in andere Gegenden.

> Antwort auf Beitrag vom: 14.02.2003 um 16:58:09


11) Re: Lapislazuli - Das eigentliche
 NebTauiAmunRe am 15.02.2003 um 12:20:57

Ja, das stimmt. Man kann auch bei Stücken aus anderen Materialien Rückschlüsse auf die Herkunft ziehen. Aber Proben zu entnehmen, ist nur selten möglich.

NebTauiAmunRe

> Antwort auf Beitrag vom: 15.02.2003 um 11:57:12


12) Re: Lapislazuli - Das eigentliche
Benne am 18.03.2003 um 20:20:36

Hi

In der Inschrift f von Dareios I. aus Susa macht der Großkönig folgende Anmerkungen über seine Bautätigkeiten: „.... Gold, das hier bearbeitet wurde, holte man aus Lydien und Baktrien; Edelsteine, nämlich Lapislazuli und Karneol, aus Sogdien; Türkise aus Chorasmie; Silber und Ebenholz aus Ägypten. ...“ die Satrapie Sogdien lag nördlich von Kabul. Was für den Palast in Susa gilt, kann auch für die Bauwerke in Persepolis angenommen werden. Liegt um die Ecke. Die Achämeniden waren was die logistische Organisierung ihres Imperiums betraf, wohl weltweit führend. Hier sei an die schwimmende Brücke erinnert die beim Feldzug gegen das Griechische Mutterland zwischen Asien nach Europa errichtet wurde. Der Athosdurchstich, der schon seit längerem auch archäologisch Belegt ist. Der Kanal der das Rote Meer mit dem Mittelmeer verband. Etc.. Man muß sich in diesem Zusammenhang neben dem immensen Reichtum der Perser, auch die personellen Ressourcen vor Augen führen die den Großkönigen zur Verfügung standen. Ionier, Ägypter, Phoinikier, Assyrer und Babylonier waren ihnen zu Diensten. Kunsthandwerk, Architektur, Geisteswissenschaften und  Transportwesen. Schon bevor diese Länder unterworfen wurde, waren sie in diesen Disziplinen unübertroffen.

Grüße Benne


> Antwort auf Beitrag vom: 15.02.2003 um 12:20:57


13) Re: Lapislazuli - Das eigentliche
 NebTauiAmunRe am 18.03.2003 um 21:04:46

Hallo Benne!

Es freut mich, dass du dich für die Achämeniden interessierst. Ich besuche in diesem Semester ein Seminar über die DB (Bisotun)-Inschrift von Dārayavauš. Mein Professor betrachtet sie als die "Königin aller Inschriften". Aber du hast ja die DSf-Inschrift desselben Königs angesprochen. Der Text gefällt mir ganz besonders. Bauinschriften sind ja nicht gerade sehr häufig bei den Achämeniden. Du kennst sicher die beiden Gründungstafeln des Apadana. Die enthalten ja so gut wie nichts über den Bau, geschweige denn von den Materialien, die herbeigeschafft werden mussten. Und der Apadana war sicherlich mindestens so prunkvoll ausgestaltet wie der Palast in Susa, das ja nicht das Zentrum des Reiches markierte. Ich weiß nicht, ob du dieses Buch kennst:

Schweiger, Günter ...... Kritische Neuedition der achaemenidischen Keilinschriften (1998)

Falls nicht, dann kann ich es dir sehr empfehlen. Es wird zwar nicht die Bisotun-Inschrift behandelt, da diese in anderen Büchern und Artikeln reichlich behandelt ist, jedoch werden alle bis dato gefundenen Keilinschriften, sei es auf Gründungstafeln, oder auf Vasen, beschrieben. Jedoch werden nur die königlichen Inschriften behandelt, nicht zB Siegelinschriften von Geschäftsleuten. Obwohl auf solchen Siegeln auch häufig eine Huldigung an den König angegeben ist. Behandelt wird der altpersische Teil der Inschriften. Für elamische oder akkadische Fassungen muss man andere Literatur heranziehen. Aber die beiden Bände dieses Buches sind sehr umfangreich. Im zweiten Band ist eine Transliteration sowie archäologische Beschreibungen wiedergegeben, auch ganz besonders nützlich.

Naja, wie gesagt. Lapislazuli (ap. kapautaka) stammt laut Dareios aus Sogdien (Sugudā). Dieses Gebiet wird in der Region südöstlich des Aral-Sees vermutet, und zwar nördlich von Baktrien.

Baga vazạrka Auramazdā haya imām būmim adā
haya avam asmānam adā haya martiyam adā
haya šiyātim adā martiyahạyā haya Dārayavaum
xšāyaθiyam akunauš aivam parūnām xšāyaθiyam
aivam parūnām framātāram

(= Ein großer Gott ist Ahuramazda, der diese Erde schuf,
der jenen Himmel schuf, der den Menschen erschuf,
der dem Menschen die Glückseligkeit schuf, der den Dareios
zum König machte, einen König über viele, einen Herrn
über viele. ;  = "Ahuramazda-Formular")

Liebe Grüße

NebTauiAmunRe

> Antwort auf Beitrag vom: 18.03.2003 um 20:20:36


14) Re: Lapislazuli - Das eigentliche
Benne am 19.03.2003 um 16:29:37

Hi Neb

Mein aktueller Stand was die Edition altpersischer Keilschriftinschriften betrifft ist Weissbacher(?)(1911). Aber eine Neuausgabe ist ja überfällig. Von der die du erwähnst wußte ich bisher noch nichts.

Von den Platten auf der Apadana habe ich gehört. Da steht wirklich nicht viel drauf.

Die Bisutuninschrift war ja die Grundlage zur Entzifferung der Keilschrift. Von daher hat sie schon einen zentralen Stellenwert in der Geschichte der Archäologie. Eine längere Abhandlung über ihre Entstehungsgeschichte habe ich bei Josef Wiesehöfer, Das antike Persien, gelesen. Sehr interessantes Buch. Das kennst du abe sicherlich.

Zu den Achemäniden lese ich immer mal wieder was. Diese interessieren mich am meisten. Die Parther, Arkasiden und Sassaniden nicht so. Wahrscheinlich weil sie nichts mit Ägypten zu tun haben

Grüße Benne

> Antwort auf Beitrag vom: 18.03.2003 um 21:04:46


15) Re: Lapislazuli - Das eigentliche
 NebTauiAmunRe am 19.03.2003 um 20:39:35

Hallo Benne!

Ja, das Buch von Wiesehöfer ist wirklich ein Muss, wenn man sich mit den alten Persern beschäftigen will, zudem es noch ziemlich neu ist und Wiesehöfer wirklich als Kapazität angesehen werden kann. Die Parther etc. haben wirklich nur wenig mit Ägypten zu tun.

Hast du dich auch schon mit der elamischen Sprache beschäftigt? Ich habe letztes Semester eine Blockveranstaltung zu dieser Sprache besucht. Wir werden dieses Semester die Bisotun-Inschrift ua. auch auf Elamisch lesen und sie mit der altpersischen und akkadischen Fassung vergleichen.

Liebe Grüße

NebTauiAmunRe

> Antwort auf Beitrag vom: 19.03.2003 um 16:29:37


16) Re: Lapislazuli - Das eigentliche
Benne am 25.03.2003 um 19:25:23

Hi

Ich habe dazu noch folgendes gefunden. Und zwar einen Auszug aus der „Hymne auf Eridu“, übersetzt von A. Falkenstein. Es handelt sich hier um einen sumerischen Mythos.

„Da baute der Herr des Abzu, der König Enki,
Enki, der Herr, der die Schicksale entscheidet,
sein Haus ganz aus Silber und Lapislazuli.
In Silber und Lapislazuli, die wie der Tag leuchten,
ist das Haus im Abzu mit aller Schönheit geziert.
......
Aus Silber hat er das Haus gebaut, es mit Lapislazuli geziert,
es großartig mit Gold überzogen.
In Eridu hat er das Haus an Ufer (des Meeres) gebaut.“

Das heißt nicht daß es ein solches Haus gegeben haben muß. In Mythen wird gerne übertrieben. Ein Grund warum ich sie so gerne lese. Die Quelle hierzu ist, ‚Sumer 7, 1951‘. Handelt es sich hier um eine Fachzeitschrift oder so was?

Grüße Benne

> Antwort auf Beitrag vom: 19.03.2003 um 20:39:35


17) Re: Lapislazuli - Das eigentliche
 NebTauiAmunRe am 25.03.2003 um 19:44:06 - Anhang: GudTel.jpg

Hallo Benne!

Ein sehr schönes Beispiel hast du da angeführt. Das Problem bei den sumerischen Mythen ist, dass sie auf sumerisch sind . Man versteht Sumerisch zwar schon, aber einige grammatikalische Dinge sind noch ziemlich unklar und besser gesagt, noch nicht vollständig geklärt.

Danke, dass du auch die Quelle angegeben hast. "Sumer" ist tatsächlich eine Fachzeitschrift. Die Ausgaben sind meistens geteilt arabisch und englisch. Es ist eigentlich eine recht gute Zeitschrift. Ich hab sie schon öfters zu Rate gezogen, wenn ich etwas gebraucht habe. Obwohl ich Arabisch lerne, verstehe ich aber trotzdem noch nicht alles in den Artikeln des arabischen Teils. Aber zumindest kann man sie als Quellen anführen.

Morgen muss ich kurz in die Institutsbibliothek. Da werd ich mal dort nachschauen. Es ist sicher auch eine Umschrift angegeben. Falkenstein ist in solchen Dingen sehr genau.

Morgen hab ich übrigens auch wieder Sumerisch, ein Proseminar und eine Übung. Im Proseminar nehmen wir gerade die Beischrift der Statue B von Gudea von Lagaš durch. Von dem hast du, Benne, sicher schon was gehört. Er ist einer der Lieblinge des Alten Orients . Die Beischrift von Statue B ist ziemlich lang. Ich hab mir heute von Falkenstein die Grammatik der Sprache des Gudea kopiert. Das ist eine kleine Hilfe bei komplizierten Ausdrücken.

Bis dann

NebTauiAmunRe

P.S. @Benne: Wieso lässt du dich hier nicht registrieren. Dann könnte ich dir, falls ich mal was interessantes habe, oder du etwas wissen willst, eine Kurzmitteilung schicken. Du kannst mir auch eine E-Mail schreiben. Es ist nämlich schön, hier auch jemanden zu finden, der sich neben Ägypten auch für den Alten Orient interessiert, ohne dass ich jetzt andere vor den Kopf stoßen möchte.

> Antwort auf Beitrag vom: 25.03.2003 um 19:25:23


18) Re: Lapislazuli - Das eigentliche
Benne am 25.03.2003 um 20:10:04

Hi Neb

Ich bin registriert. Nur vergesse ich leider mich manchmal einzuloggen. Meine e-mail ist .

Die Statue kenne ich. Ein sehr schönes Stück, das in vielen Büchern zum alten Mesopotamien abgebildet sind.

Das die Übersetzungen mit Zweifeln behaftet sind habe ich schon gehört. Zum Teil werden auch Metaphern benutzt die nicht direkt einsichtig sind. Oder Namen von Tieren und Pflanzen genannt die man nicht zuordnen kann. Wie ich schon geschrieben habe kann ich die Sprachen nicht lesen. Der große Wurf zum Zweistromland ist daher von mir nicht zu erwarten. Den mußt du schreiben. Aber so daß man es versteht.
Ich befasse mich Hobbymäßig mit dem Thema. Doch gehört für mich zu jeder guten Übersetzung auch ein Anhang in dem die umstrittenen Wörter und Stellen behandelt werden.

Grüße Benne

> Antwort auf Beitrag vom: 25.03.2003 um 19:44:06


19) Re: Lapislazuli - Das eigentliche
 NebTauiAmunRe am 26.03.2003 um 20:53:32

Hi Benne!

Übersetzer können leider sehr viele Fehler machen. In früheren Publikationen findet man häufig eine recht "blumige" Sprache. Heute würde man da anders übersetzen. Eigentlich ist es immer gut, wenn so nah wie möglich am Text bleibt. Das ist leider, oder wegen der Spannung gott sei dank so, dass man beim Sumerischen oft spekulieren muss.
Die Zeichen kann man so gut wie immer halbwegs richtig lesen. Das ist zwar im Akkadischen wesentlich einfacher, aber das Sumerische bietet da auch zumindest ein wenig Sicherheit, überhaupt bei Begriffen und Ausdrücken, die öfters wiederkehren, kann man generalisieren. Das wirklich schwierige am Sumerischen ist die Analyse. Ich geb hier nur ein sehr leichtes Beispiel:

lugal-Urim{ki}-ma-ke4

Das {ki} ist der Determinativ für Ort. lugal heisst König. Urim ist der Name der Stadt Ur. Das m im Zeichen /ma/ greift hier das m am Ende von Urim auf. Das a von /ma/ und das k vom nächsten Zeichen gehören zusammen. Das ist der Genitiv ak. /e/ ist der Ergativ (Subjekt eines transitiven Verbs). Die 4 in ke4 steht nur für das Keilschriftzeichen, da es ja mehrere Zeichen gibt, die den Lautwerk /ke/ haben. Bei Verben kann das wahnsinnig komplex werden, weil Infixe auch manchmal von Konsonanten "verschluckt" werden.

Die Statue, die ich oben abgebildet habe, ich wirklich sehr häufig in den Kunstgeschichten publiziert. Es handelt sich um die Statue I. Sie befindet sich im Louvre und ist somit sicherlich ein Original, das bei den französischen Grabungen in Tello/Girsu gefunden wurde. Bei Gudea (Gù-dé-a) muss man sehr aufpassen. Es kamen auch viele Statuen und -fragmente in den Kunsthandel. Und man ist zumindest bei einigen sicher, dass sie nicht antik sind. Das heisst nicht, dass alle Statuen des Gudea, die nicht im Louvre gezeigt werden, falsch sind. Aber bei bestimmten Details (zB Buckellöckchen der Breitrandkappe) merkt man schon Abweichungen.

Liebe Grüße

Neb

P.S. Deine E-Mail-Adresse hab ich mir schon eingespeichert. Danke. In die Zeitschrift Sumer versuche ich morgen nachzuschauen. Heute hatte ich keine Zeit dafür. Ich musste mir Unterlagen für ein Referat über eine Sanherib-Inschrift kopieren.

> Antwort auf Beitrag vom: 25.03.2003 um 20:10:04


20) Re: Lapislazuli - Das eigentliche
Benne am 27.03.2003 um 15:58:32

Hi Neb

Danke für deine Ausführungen.

Ich habe noch einige Sachen zu Lapislazuli gefunden. Mein Schlußfolgerungen aus den letzten 2 Wochen ist, das zumindest vorläufig alle Wege des Lapislazulihandels nach Afghanistan führen.

Und wieder mal bei Erik Hornungs, „Das Geheime Wissen der Ägypter“ gefunden. Das lese ich nämlich zur Zeit:

„Mineralien waren für Ägypter lebendige Wesenheiten, schon in den Pyramidentexten (§ 513) „wächst“ der Lapislazuli wie eine Pflanze. Dazu kommt, daß der Leib der Götter aus kostbarem Material besteht, aus Gold und Lapislazuli, und so formt Ptah-Tatenen im schon erwähnten Dekret des Ptah auch den Leib des Königs entsprechend:

Ich habe deinen Leib aus Gold gebildet
Und deine Knochen aus Bronze
Deinen Arm aus Erz...“ (S. 43)

Ta-tenen bedeutet ‚Die Erde die sich erhebt‘. Er gilt auch als Schutzherr der Handwerker und Herr der Materie. Aus diesem Grund übersetzten ihn die Griechen mit Hephaistos.

Im gleichen Buch findet sich auch ein Auszug aus der Weiheinschrift des Month-Tempels in Karnak in dem Amenophis III. verkündet wieviel Kostbarkeiten er verbaut hat:

djam-Gold              31485 2/3 deben
nebui-Gold  ---------------      25 182 ¾ deben
Schwarzes Kupfer        4620 2/3 deben
Lapislazuli  ---------------      6406 deben
Jaspis                  1731 2/3 deben
Türkis  ---------------------      1075 2/3 deben... (Urk. IV 1668)

1 deben = 91g

Das heißt das im Month-Tempel rund 0,58 t Lapislazuli verbaut wurde. Leider findet man nichts über die Herkunft des Steines.

Bei djam-Gold handelt es sich um Elektron, ein Gold-Silbergemisch.
Nebui Gold ist normales Gold mit dem der gesamte Boden des Tempels ausgelegt war. *glitzer*

Mir ist auch noch ein Artikel aus AiD 2/2002 in die Hände gekommen. Den habe ich mir damals kopiert weil bei uns im Saarland seit der Römerzeit ein Lapislazuli-Ersatz abgebaut worden ist. Und zwar Azurit. „Dieses himmelblaue Kupferkarbonat kommt zusammen mit dem grünen, chemisch identischen Malachit in Kupferlagerstätten vor, aber meist so verwachsen, dass eine Trennung als Pigment kaum möglich war.“ (S. 8) In St. Babara, im sog. Emilianus-Bergwerk, kam Azurit in Linsenform vor. Aber auch Konkretionen bis Faustgröße sollen gefunden worden sein. Abgebaut wurde es bis in die Frühe Neuzeit. Wie oben schon erwähnt diente es als Farbpigment. Einer der bekanntesten Abnehmer war der Papst, oder Gegenpapst, wie immer man das sehen will, der in Avingion die Decken seines Palastes damit ausmalen lies. Dazu wurde eine halbe Tonne ‚Wallerfanger Blau‘ geordert, das auch den Namen Bergblau trug. In römischer Zeit auch den Namen ägyptisch-blau. Sein Wert war 10mal so hoch wie der von Kupfer. Auch aus Lapislazuli wurden Farbpigmente hergestellt das unter dem Namen Ultramarin bekannt ist und bis in die frühe Neuzeit mit Gold aufgewogen wurde.
In dem Artikel ist auf S. 9 eine Axt abgebildet die folgenden Untertitel trägt: „Die von Heinrich Schliemann 1890 in Troja gefundene Lapislazuli-Prunkaxt ist 1,34 kg schwer. Nach heutigem Forschungsstand stammt das Mineral aus einer von Troja über 4000 km entfernten Lagerstätte im nördlichen Afghanistan, aus der immer noch fast aller im Handel befindliche Lasurit stammt.“
Wenn ich schon mal dabei bin. In dem Buch „Farben und ihre Geschichte“ von H. H. Vogt steht noch folgendes dazu: „Blautöne waren früher im Sortiment der Erdfarben selten...Azurit [das auch in Kristallform vorkam] oder Bergblau ließ sich zwar aus einheimischen Mineralien gewinnen, doch schlug das Pigment leicht nach Grün um und war daher bei Malern nicht sehr beliebt. Ein beständiges blau lieferte der echte Lapislazuli – aber dieser Stein war außergewöhnlich teuer! Er wird heute noch als Halbedelstein geführt. Größere Lager kannte man im Altertum nur aus dem Vorderen Orient, aus Indien und dem Hindukusch.... Ultramain nannte man die Farbe, weil sie von jenseits des Meeres (ultra mare) kam.“ (S. 27) Anfang des 19. Jahrhunderts ging man dann daran ein Verfahren zu entwickeln um diese Farbe künstlich herzustellen. Und im Jahre 1834 gründete Carl Leverkus die erste Ultramarinfabrik.

Nach 2 Wochen scheint es mir so daß bei der Frage der Herkunft des Lapislazuli alle Wege nach Afghanistan führen.
Grüße Benne


> Antwort auf Beitrag vom: 26.03.2003 um 20:53:32