Hallo zusammen, die revidierte ägyptische Chronologie von David Rohl ist ja eigentlich bereits ein alter Hut. Nichtsdestotrotz wird in Fachkreisen eifrig und konträr darüber diskutiert. Der Tagungsband "Biblische Archäologie am Scheideweg?" (2002) zeigt das deutlich. In den darin enthaltenen Beiträgen argumentieren die Verfechter beider Lager gegeneinander. Rohl zieht zur Untermauerung seiner revidierten Chronologie in "Pharaonen und Propheten" u.a. auch Belege aus Assyrien heran und hat in Bernard Newgrosh einen Mitstreiter gefunden, der im obigen Tagungsband mit zwei Artikeln vertreten ist, in denen es um die assyrische Chronologie und die daraus abgeleiteten Folgen für die ägyptische Chronologie geht. Soviel zur (etwas lang gewordenen ) Einleitung meiner eigentlichen Frage: Im Jahr 2002 fanden Tübinger Archäologen in Qatna/Syrien in den Ruinen des dortigen Königspalastes um die 60 Keilschrifttafeln. Nachstehend ein Auszug aus einem Artikel im Ä-Blatt vom 19.01.20031: Einige Schrifttafeln scheinen die komplette Geschichte der hethitischen Eroberung um der Region 1340 v.Chr. zu erzählen - aufgeschrieben möglicherweise von einem Diplomaten oder Geheimdienstbeamten. Er beschreibt, wie die Hethiter mit einer Riesenarmee und einer großen Anzahl von Streitwagen viele Städte zerstörten, einschließlich einer Stadt etwa 100 km nördlich von Qatna. Er fleht den König von Qatna - einen gewissen Idanda - an, seine Verteidigung zu verstärken. In einem anderen Brief von einem befreundeten König im nördlichen Syrien an Idanda wird beschrieben, wie ein hethischer General durchs Land marschiert, beladen mit Kriegsbeute, wahrscheinlich aus geplünderten Städten. Weiterhin berichten die Tafeln von Idandas Raktion: er befiehlt, 40.000 Ziegel herzustellen, vielleicht um die Stadtmauer zu verstärken. Ein anderer Befehl ergeht an die Handwerker, 18.600 Schwerter anzufertigen. Es werden auch die Namen der 25 Militärs genannt, die diese Waffen erhalten sollen. Offensichtlich erreichte die Armee der Hethiter Qatna und nahm es ein - trotz der neuen Waffen der Verteidiger. Der Palast und wahrscheinlich auch die Stadt wurden zerstört. Ironischerweise bewahrte diese Zerstörung jedoch die Bibliothek. Als alles in Flammen aufging, stürzte der Fußboden ein und die Schrifttafeln fielen vier Meter in die Tiefe und wurden mit Schutt bedeckt. Ausser diplomatischen und geheimdienstlichen Briefen enthält die Bibliothek auch Berichte und Anweisungen in wirtschaftlichen und rechtlichen Fragen. Z.B. besagt der Text einer Tafel, dass eine Dame des Palastes, Napshi-Abi, sehr reich war und 200 Messer mit Goldgriff, Ebenholzstühle und Messer, eingelegt mit Lapislazuli, ihr eigen nannte. Die Briefe und Berichte sind auch deshalb einzigartig, weil sie in einer bisher unbekannten Sprache, einer Mischung aus Akkadisch und Hurritisch, abgefaßt sind. Ich habe bisher nichts über eine Publikation der Texte gelesen. Meine Internet-Recherche war auch erfolglos. Hat irgendjemand eine Ahnung, ob die Texte inzwischen detailliert ausgewertet sind (vielleicht NebTauiAmunRe?). Es ist ja nicht ausgeschlossen, dass die Texte wichtige Informationen, evtl. sogar missing links, im Hinblick auf die assyrische und damit auch auf die ägyptische Chronologie enthalten. Gitta
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