Zu Libyen und seinen Bewohnern: Man weiß in der Tat sehr wenig über die Libyer. Über ihre politische Organisation, über ihre Sprache und über ihre Religion weiß man nichts bis sehr wenig. Libyer tauchen aber unter verschiedenen Bezeichnungen im Alten, Mittleren und Neuen Reich auf. Libyer ist die griechische Version von rbw= rebu/ Libu Für Ägypter waren die rbw bzw. Libyer ein bestimmter Stamm, westlich vom Nildelta. Die Griechen allerdings (Hekataios und Herodot) bezeichneten ganz Nordafrika (ohne Ägypten) als Libyen. Weitere Bezeichnungen für Libyer sind thnw =Tjehenu und tmhw =Temehu. Eine wichtige Bezeichnung, die später immer wieder in Inschriften auftaucht, ist der Name mšwš =Meschwesch (oder Maschwesch); taucht auch sehr häufig als M[a] bzw. 'Leute der M[a]' auf. Libyer treten seit dem Ende des Neuen Reiches verstärkt in den Mittelpunkt des Geschehens. Denn mit dem Beginn der Spätzeit haben wir libysche Pharaonen auf dem ägyptischen Thron sitzen. Die Macht wurde von den Libyen aus dem Inneren heraus ergriffen, d.h. Libyer müssen schon lange in Ägypten heimisch gewesen sein. Daß es sich eindeutig um Libyer handelt, zeigen ihre Namen, die klar libysch sind. Auffallend ist ihre schnelle, gründliche Akkulturation. ِAußer in der Namensgebung und in der Herrschaftsorganisation gibt es keine eindeutigen 'fremden' Merkmale. Sie waren fast vollständig ägyptisiert. Die 21.- 24. Dynastie waren libyschen Ursprungs, die 25. war kuschitisch, die 26. Dynastie (Saiten) wiederum libysch. Zur Religion läßt sich sagen, daß die Gottheiten ɜš =Asch und ḥɜ=Ha vermutlich libysche Gottheiten sind. Die Forschung im Zeitraum des spätzeitlichen Ägypten bzw. der Dritten Zwischen Zeit befindet sich -nach Jahrzehntelanger Vernachlässigung- noch in den Anfängen. Literaturhinweise: Zu den Bezeichnungen Libyer rbw =Rebu/Libu oder tmhw =Temehu verweise ich auf den Lexikoneintrag "Libyer" in Lekikon der Ägyptologie. Zu Libyer in Ägypten: - G. Vittmann, Ägypten und die Fremden im 1. vorchristlichen Jahrtausend, Mainz 2003. - K. Mysliwiec, Herr beider Länder. Ägypten im 1. Jahrtausend v. Chr., Mainz 1998. - K.J. Winkeln, Das Ende des Neuen Reiches, ZÄS (119) 1992, S. 22 – 37. - I.E.S. Edwards, Egypt: from the Twenty-Second to the Twenty-Fourth Dynasty. In: CAH III/1. The prehistory of the Balkans, and the Middle East and the Aegean world, tenth to eighth centuries B.C, hrsg. von J. Boardman et al., Cambridge 21982, S. 534 – 581
> Antwort auf Beitrag vom: 12.02.2008 um 14:01:51
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