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   Sahure in Frankfurt (1)
  Autor/in  Thema: Sahure in Frankfurt
naunakhte  weiblich
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Sahure in Frankfurt 
« Datum: 15.09.2010 um 09:07:45 »   

Noch bis Ende November läuft im Liebighaus in Frankfurt eine Ausstellung mit dem Titel:
Sahure. Tod und Leben eines grossen Pharao

Um es gleich vorweg zu nehmen: die Ausstellung ist alles andere als groß.

Wie heutzutage schon obligatorisch gibt es einen „Showroom“ in dem mehrere Werbefilme zur Planung der Ausstellung gezeigt werden. Darunter auch Bilder des Schauplatzes Abusir – dem Standort der Pyramide und des Totentempels von Sahure. Vinzenz Brinkmann, Kurator des Liebieghauses und Macher der Ausstellung, zeigt den Einsatz einer 3D-Kamera die zur Erstellung von Nachbildungen großer Reliefteile eingesetzt werden soll die noch in Abusir sind. Zudem sieht man ihn im Kairener Museum, beim zusammnstellen stellen einer „Wunschliste“ an Objekten für die Ausstellung. Beides versehen mit Bildern von Zahi Hawass und dem Hinweis auf dessen Entscheidungsmacht. – Auch wenn Hawass nun vergangene Woche die Ausstellung in Frankfurt besucht hat, er scheint Brinkmann nicht wohlgesonnen gewesen zu sein. Weder sind Nachbildungen der noch vor Ort in Abusir verbliebenen Reliefs in der Ausstellung zu sehen, noch hat es ein Kairener Stück nach Frankfurt geschafft.
Sorry, hierzu muss ich mich korigieren: einige Kairener Stücke haben es nach Frankfurt geschafft. Diese stammen aber nicht aus dem Ägyptischen Museum Kairo, sondern aus dem Schweizerischen Institut für Ägyptische Bauforschung und Altertumskunde, Kairo. Hierbei handelt es sich um eine Ausstellung im Untergeschoss des Liebieghauses, die dem Ehepaar Mimi und Ludwig Borchardt gewidmet ist – dem Aufhänger für diese Ausstellung in Frankfurt. Stammt Mimi doch aus der Mainmetropole und ist es den geflossenen finanziellen Unterstützungen ihrer Familie wahrscheinlich zu verdanken, dass sich in Frankfurt einige Originale aus dem Sahure-Tempel befinden. Reiseapotheke, Ludwigs Bücher speziell für Mimi gebunden und Tischservice des Ehepaares sind hier u. a. ausgestellt. Ob die Kiste der Deutschen Orient Gesellschaft – gefüllt mit einer Nachbildung der Berliner Büste der Nofretete – den Dialog mit Hawass fördern soll, bleibt offen.

Ein Stockwerk darüber befindet sich die Ausstellung die nun den Tempeln des Sahure und Niusere in Abusir gewidmet ist. Sie nimmt ein halbes Stockwerk ein und ist gefüllt mit Objekten deutscher, österreichischer und amerikanischer Museen. Die recht locker aufgestellten und aufgehängten Objekte sind Originale, Faksimiles und Modelle.
Die Tempelmodelle, zum Teil noch auf Borchardts Anregung hin entstanden, sind lohnenswert in ihrer genauen Betrachtung. Vermitteln sie dem Besucher einen Einblick in die Gesamtkonzeption der Tempelanlage.
Diesen Einblick vermisste ich bei der Ausstellung der Originalstücke. Bei ihnen handelt es sich in der Regel um SEHR kleinteilige Stücke, die den Zusammenhang in den sie gehören dem normalen Besucher nicht mal annähernd verraten.
Ein Relief mit Bat-Symbol, ein Igel im Gebüsch oder ein Frauenkopf mit ornamentalem Kopfschmuck, drei halbe Bären – die Stücke sind wunderschön anzuschauen – doch um sie sich im Kontext des Tempels, ihres ehemaligen Standortes vorzustellen fehlt es an Übersichtsdarstellungen.
Natürlich sind die gefundenen Reliefstücke des Sahuretempels sehr bruchstückhaft und haben zahlreiche Lücken die eine Gesamtdarstellung seiner Szenen aus den Originalen nicht zulassen. Dem Besucher würden hier sicherlich aber auch Bilder aus anderen Anlagen, ja auch anderen Zeiten, eine gute Hilfestellung geben. So dass nicht nur der gut belesene Besucher die Stücke in einen (Szenen-)Kontext stellen kann.
Gut belesen – das nächste Stichwort. Lobenswert sei erwähnt, dass in jedem Ausstellungsraum ein Katalog der Ausstellung zur Nutzung durch den Besucher liegt. Doch wer hat in einer Ausstellung Zeit und Muse einen mehrere Kilo schweren Katalog durchzuforsten? Der gut gemachte Katalog gibt zahlreiche und zum Verständniss wichtige Informationen. Er sollte VOR der Ausstellung gelesen werden. Im Buchhandel ist er zwar 5 Euro teurer als beim Kauf vor Ort – dieses Geld ist aber für die gelungenere Vorbereitung des Besuches gut investiert.

Ein letzter Punkt sind die 3D-Nachbildungen größerer Reliefwände z. Bsp. aus Berlin.
Erstaunlicherweise fand ich die Qualität der Nachbildungen deutlich unterschiedlich auch wenn ich den Grund warum dies so ist nicht benennen kann. Ein genaues Betrachten der in Schaumstoff/Styropor (?) gearbeiteten Reliefs zeigte wohl die Qualität der Messungen? Der im Original in der Regel glatt erscheinende Hintergrund sah aus wie eine Höhenkarte. In verschiedenen Abständenen zogen sich Absätze durchs Relief. Eventuell lag es daran, dass mir zumindest die Qualität der Flachreliefs so „mau“ erschien. Es fehlte an Schärfe, Details waren nur schwerlich auszumachen. Beim Original hilft in diesem Fall häufig ein Standortwechsel – bei diesen Nachbauten war dieser für mich nicht hilfreich. Im Gegensatz zum Original ist bei diesen Nachbauten auch kaum festzustellen ob das Relief an einer Stelle zerstört ist, oder ob hier vielleicht nur einfach das Relief nicht fertiggestellt wurde.
Es war recht interessant sich diese Art der Nachbildung zu betrachten – ich hoffe nur, sie ist noch deutlich zu verbessern.
« Letzte Änderung: 16.09.2010 um 09:29:20 von naunakhte »
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