Dagegen sei nach neueren minimalistischen Auffassungen die Quellenlage zu problematisch, um diese Tradition als historisch anzusehen. So ist nach Lemche die Tatsache, dass keine zeitnahe ägyptische Quelle einen Aufenthalt Israels in Ägypten oder seinen Auszug belegt, ein „Hindernis für den Begriff des 400-jährigen Aufenthalts Israels in Ägypten“. Ähnliche Argumente haben Finkelstein und Silberman vorgetragen: die Widersprüchlichkeit der biblischen Texte; das Fehlen ägyptischer Belege von einem Aufenthalt Israels in Ägypten; die Unwahrscheinlichkeit eines Massenauszugs in der Zeit von Ramses II., der den ägyptischen militärischen Aufstellungen und Befestigungen hätte entkommen können; die ausgebliebenen archäologischen Nachweise der biblischen Tradition der Wüstenwanderung. Mehrere Autoren haben für die Tradition von dem Exodus eine späte Datierung als einzige vertretbare angegeben. So, zum Beispiel, haben Finkelstein und Silberman basierend auf Donald Redford die Meinung vertreten, dass diese Tradition sich im Kontext der politischen Gegebenheiten im Südreich Juda des späten 7. Jahrhunderts vor Chr. geformt habe und allenfalls Elemente einer bestehenden „Sage von der Befreiung aus Ägypten“ übernommen habe. Diese „Sage“ sei im Wesentlichen eine von Kanaaniten bewahrte Erinnerung an den Aufstieg und die Vertreibung der Hyksos aus Ägypten. |