OK, wenn niemand etwas zur Ausstellung sagen kann oder möchte, dann werde ich es nun selber tun. Gestern traf ich mich mit Haremhab und anderen Freunden zum Besuch der Ausstellung in Karlsruhe. Außer Haremhab waren es interessierte Laien ohne großartige ägyptologische Vorbildung – im Grunde die Zielgruppe von Ausstellungen. Zuerst ein persönlicher Eindruck: Die gezeigten Stücke sind mir nicht schon aus vielen anderen Ausstellungen bekannt. Eher handelt es sich hier um allgemein weniger bekannte, doch nicht minder interessante Exponate. Ein Blick in den Ausstellungskatalog zeigt, dass die meisten der Stücke mit Literaturangaben versehen sind – also durchaus schon ausgestellt, beschrieben oder erwähnt wurden. Es werden schöne, durchaus sehenswerte Exponate ausgestellt. Der Besuch der Ausstellung war für mich durchaus lohnenswert. Die lange Rückfahrt bot eine gute Möglichkeit im Gespräch mit meinen Bekannten deren Eindruck zu erfahren. Dieser deckt sich mit meinen Überlegungen, was ich ohne große Vorbildung zum Thema – rein aus der Ausstellung heraus – mitnehmen würde. Leider wenig. Die Exponate waren größtenteils sehr schön und großzügig präsentiert. Die Ausstellung war über mehrere Räume verteilt, die durch Wandbeschriftung verschiedenen Themen unterstehen sollte. Trotz großzügig vorhandener Wandflächen fehlten hier nähere Erläuterungen und auch ich musste gar manchmal überlegen wie ich das Exponat in den großen Kontext der Raumüberschrift einfügen soll. Überflüssig fand ich mehrere raumdominierende Naophore. Die Vergöttlichung Ramses II. hätten auch ein oder zwei gezeigt. Schön war eine Wandkarte mit Handelsrouten und Einflussgebieten. Ein recht kleines Bild der Israelstele an der Wand wäre mir fast völlig entgangen. Sehr schön war die Animation zur Kadesch-schlacht. Bei den Keilschrifttafeln wäre es schön gewesen mal ein Bruchstück unter eine Lupe zu legen um dem Betrachter diese Schrift im Original zu zeigen. So lagen in der Vitrine vollgeschriebene Tafeln mit winzigen Keilschriftzeichen, die durch die Entfernung von Vitrinenglas zum Objekt nur schwerlich genauer zu betrachten waren. Wenigstens meine Bekannten (ich auch) hätten sich für einen genaueren Blick auf die Zeichen interessiert. Ich habe auch Neues erfahren – ich gestehe – das der älteste Friedensvertrag um Hauptgebäude der UN ausgestellt ist war mir neu. Das er jedoch in Hieroglyphischen Abschriften auch in Ägypten zu finden ist, wäre eine nette Info gewesen. Vielleicht bekommt man diese Hinweise und Informationen wenn man sich mit Audioguide durch die Ausstellung bewegt. Uns liegt solch ein Kopfhörerbesuch nicht. Wir hätten uns mehr Infos im Raum oder an den Objekten gewünscht. Mir ist klar, dass man zu Steuerung des Besucherstromes lange Aufenthalte am Objekt nicht gerade wünscht, doch die Frage ist doch: wer sind die Besucher die die Eintrittsgelder zahlen? Nur wegen schöner Stücke, ohne etwas über ihre Bestimmung (möglichst einfach zu erfahren) gehen nicht Viele wiederholt in Ausstellungen. Solche interessierten Besucher verliert man so für weitere Ausstellungen. Unser Besuch hat ca. 3 Stunden gedauert. Wir standen jedoch auch vor jeder Vitrine und ich habe, mit Haremhabs Unterstützung, versucht weitere Infos zu geben, auf Besonderheiten hinzuweisen und die Stücke näher in das Thema einzuhängen. Meine Freunde resümierten: ohne mich hätten sie nur ein Fünftel der Zeit gebraucht! Jedoch wollen sie gerne mit mir wieder eine Ausstellung besuchen
> Antwort auf Beitrag vom: 30.03.2017 um 13:59:28
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