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   Echnaton und das Marfahn-Syndrom (27)
  Autor/in  Thema: Echnaton und das Marfahn-Syndrom
Christina K.  
Gast - Themenstarter

  
Echnaton und das Marfahn-Syndrom 
« Antwort #15, Datum: 08.07.2003 um 14:15:02 »     

Also verstehe ich richtig, dass ihr die Theorie genauso skeptisch betrachtet wie ich?

Wie schon gesagt, habe ich mich gewundert, dass dies in einigen Büchern dargestellt, als wäre es bewiesen.


Zitat:
jo, und das ist das Problem, wenn Du Dich mal umschaust, wirst Du auch bei anderen Pharaonen nur wenige Darstellungen aus ihrer Kindheit finden


Aber das dies so selten, bzw. normal ist wusste ich noch gar nicht.

Man lernt nie aus!
> Antwort auf Beitrag vom: 08.07.2003 um 12:33:14  Gehe zu Beitrag
Horus20  
Gast

  
Echnaton und das Marfahn-Syndrom 
« Antwort #16, Datum: 09.07.2003 um 00:45:09 »     

Hier in diesem Forum habe ich wieder einmal das komplizierte an der Ägyptologie festgestellt:
Es gibt zu allem Tausend Theorien die sich teilweise mit allem drum und dran super logisch anhören und dagegen gibt es tausend Argumente, die sich genauso logisch anhören
> Antwort auf Beitrag vom: 08.07.2003 um 12:30:23  Gehe zu Beitrag
kamose  
Gast

  
Echnaton und das Marfahn-Syndrom 
« Antwort #17, Datum: 01.08.2003 um 19:57:13 »     

Hallo zusammen

Als Mediziner interessiere ich mich selbstverständlich für die diagnostische Etikette, die dem lieben Echnaton angehängt werden soll. Verschiedene historische Persönlichkeiten kamen so oder ähnlich zu einer posthumen Krankengeschichte – ob das was bringt, sei dahingestellt.

Was mich an der Diagnose Marfan-Syndrom bei Echnaton stört, ist weniger die Diagnose als solche (vielleicht litt er ja wirklich an einem Marfan Syndrom), als vielmehr der Weg, der zur Diagnose führte.

Eine Diagnose wird in der Medizin (und da gehört sie schliesslich auch hin) aufgrund von Anamnese (=Krankengeschichte, einschliesslich Familienanamnese), körperlichem und psychischem Befund (Untersuchungsbefunde werden teilweise nach einem Schema, bei gewissen Verdachtsdiagnosen aber auch gezielt erhoben) und Zusatsuntersuchungen (Röntgenuntrsuchungen, Labor, genetische Analysen, histologische Untersuchungen etc.) gestellt.
Die Blickdiagnose ist zwar eine coole Sache, ist aber äusserst selten angebracht und muss immer durch die oben erwähnten Schritte bestätigt werden.

Wenn wir nun bei Echnaton eine saubere Diagnose stellen wollen, müssen wir genauso vorgehen, wie oben geschildert.

1. Krankengeschichte (Anamnese): Es liegen nur sogenannte fremdanamnestische Angaben vor. Meines Wissens (das ist aber leider nur sehr rudimentär) wurde nie eine Überstreckbarkeit der Gelenke, eine Kyphoskoliose (pathologische Verkrümmung der Wirbelsäule) oder eine Sehstörung (durch eine Linsenluxation) erwähnt. Auch scheint die Familienanamnese bland zu sein.
2. Körperlicher Befund: Dieser entfällt, da die Mumie Echnatons bis heute noch nicht gefunden wurde. Eine körperliche Untersuchung von Statuen und Abbildungen ist ungenau und scheitert vollends am fehlenden oder zumindest fragwürdigen Realismus der Amarnakunst. Es gibt zudem keine eindeutige Stigmata, die einen Marfan beweisen oder ausschliessen. Eine ärztliche Diagnose lässt sich so nicht stellen.
3. Zusatzuntersuchungen: Da die Mumie fehlt, sind solche nicht möglich. Auch der Nachweis eines Marfan bei einem direkten Verwandten (Mumie vom Vater, Mutter, Geschwister, Kinder) wäre nicht beweisend, da die Vererbung nicht 100%ig ist, wäre aber mindestens ein guter Hinweis.

Also, aus dem oben dargestellten folgt ganz klar und medizinisch einwandfrei: Die Diagnose Marfan-Syndrom darf bei Echnaton nicht gestellt werden.

Der Versuch, aus dem Krankheitsbewältigungsprozess ‚moderner‘ Marfan-Patienten, auf einen solchen bei einem ägyptischen Pharao zu schliessen und sogar als Indiz pro Marfan zu werten, ist wirklich kreuzfalsch (und leider auch sehr dumm).
Wie Menschen mit Krankheit umgehen, ist individuell sehr unterschiedlich, ist abhängig von Kultur, von Bildung, sozialem Status, gesellschaftlichen Interaktionen usw.

Viele Pharaonen waren krank, viele auch sichtbar, und wir wissen es, weil wir ihre Mumien untersuchen konnten (z.B. Bilharziose). Bis wir die von Echnaton zweifelsfrei identifiziert haben und medizinisch untersucht haben, können und sollen wir keine Pseudo-Diagnosen stellen.
Vielleicht sollten wir einfach die Kunst als Kunst betrachten und versuchen, so unseren Weg zum Phänomen Echnaton zu finden.
> Antwort auf Beitrag vom: 04.07.2003 um 13:59:35  Gehe zu Beitrag
Gitta  
Gast

  
Echnaton und das Marfahn-Syndrom 
« Antwort #18, Datum: 01.08.2003 um 22:54:15 »     

Hallo Kamose,


Zitat:
1. Krankengeschichte (Anamnese): Es liegen nur sogenannte fremdanamnestische Angaben vor. Meines Wissens (das ist aber leider nur sehr rudimentär) wurde nie eine Überstreckbarkeit der Gelenke, eine Kyphoskoliose (pathologische Verkrümmung der Wirbelsäule) oder eine Sehstörung (durch eine Linsenluxation) erwähnt. Auch scheint die Familienanamnese bland zu sein.


Interessanterweise wurde vor einiger Zeit Klippel-Feil und Skoliose bei Tutanchamun vermutet - allerdings nur an Hand der vorliegenden Röntgenbilder. Siehe

Litt Tutanchamun an Rückgratverkrümmung

Man vermutet ja eine verwandtschaftliche Beziehung zwischen Echnaton und Tutanchamun - auch wenn man sie nicht sicher nachweisen kann. Aber - Achtung, Spekulation! - wenn Skoliose bei Tut und verwandtschaftliche Beziehung, könnte man dann daraus nicht Rückschlüsse ziehen?

Ein Sehstörung nachzuweisen, dürfte wohl ein Ding der Unmöglichkeit sein. Aber es gibt auch noch die ewige Suche nach der Todesursache von Tut. Die Kopfverletzung könnte von einem Sturz herrühren - vielleicht ausgelöst durch von Dir beschriebenen Gebrechen? Mir ist klar, dass ich mich damit weit vom Boden der Wissenschaft entferne. Auf der anderen Seite ist Archäologie und Ägyptologie ein riesiges Puzzle. Ein Stück kommt zum anderen und irgendwann kann man vorher Unerklärliches plausibel machen.

Gitta
> Antwort auf Beitrag vom: 01.08.2003 um 19:57:13  Gehe zu Beitrag
kamose  
Gast

  
Re: Echnaton und das Marfahn-Syndrom 
« Antwort #19, Datum: 23.08.2003 um 12:53:19 »     

Hallo Gitta

Wenn die hochgelehrten Doctores aus Amerika dem armen Tuti einen Klippel-Feil anhängen, dann will ich mich dem nicht entgegenstellen (auch wenn es auch hier berechtigte Zweifel gibt). Es ist im Falle Tutanchamuns auch nicht von so entscheidender Bedeutung wie bei Echnaton.
Echnaton eine Pathologie, anhängen hat extreme kunsthistorische Bedeutung, daran ist kaum zu zweifeln, genau deshalb braucht es bei ihm etwas mehr Vorsicht als bei Tutanchamun.
Das Klippel-Feil-Syndrom ist dann allerdings tausend Meilen weit weg vom Marfan . Sprich: Das sind zwei ganz andere Erkrankungen und die Symptomatologie eines Klippel-Feils deckt sich nicht mit den Echnaton-Sttuen der Amarnazeit.

Grüsse Kamose

P.S. Ein bisschen rumspekulieren find ich schon o.k., allerdings sollten wir uns bewusstsein, dass es eben nicht viel mehr ist...(auch wenn es manchmal zu echten Resultaten führen kann).
> Antwort auf Beitrag vom: 01.08.2003 um 22:54:15  Gehe zu Beitrag
Gitta  
Gast

  
Re: Echnaton und das Marfahn-Syndrom 
« Antwort #20, Datum: 24.08.2003 um 17:11:01 »     

Hallo Kamose,

danke für die fachliche Aufklärung. Sowas ist sehr hilfreich, um sich neu zu sortieren


Zitat:
Ein bisschen rumspekulieren find ich schon o.k., allerdings sollten wir uns bewusstsein, dass es eben nicht viel mehr ist...(auch wenn es manchmal zu echten Resultaten führen kann).


Das sehe ich ganz genauso.

Gitta
> Antwort auf Beitrag vom: 23.08.2003 um 12:53:19  Gehe zu Beitrag
Anch-cheperu-Re  
Gast

  
Re: Echnaton und das Marfahn-Syndrom 
« Antwort #21, Datum: 26.08.2003 um 12:22:53 »     

Hallo, ich bin per Zufall das erste Mal in Eurem Forum gelandet. Ich wundere mich, dass man sich offensichtlich auch heute noch ernsthaft Gedanken über angebliche "Anomalien" hinsichtlich des Echnaton und seiner Familie macht. Ein kleiner Hinweis auf die angeblich "fratzenhafte" Darstellung des Königs in der frühen Amarnaphase: am Beispiel der Monumentalfiguren, die sich als Fragmente des Großen Aton-Tempels in Karnak-Ost fanden, wurde deutlich (die Figuren waren über 4 m hoch), dass die Physiognomie des Königs nicht auf die "en-face"-Betrachtung ausgelegt war. Betrachtet man sie nämlich von unten - und das war ja auch nur geplant -, dann gewinnen sie einen gütigen, fast milden Ausdruck, so als würde ein Schäfer seine Herde betrachten.
Überhaupt muß man im Amarna-Stil nicht Abbild sondern Sinnbild sehen. Es war dies ein vom König selbst geschaffenes (dies betonen ja auch alle von ihm Unterwiesenen) Programm, das uns - aus welchen Gründen auch immer - vermutlich für immer verschlossen bleiben wird. Überhaupt kann man nicht genug betonen, dass es den Amarnastil eigentlich nicht gibt, denn er verkörpert nur eine etwa 17jährige Phase des Suchens und Experimentierens.
Zu den von einigen anderen Forum-Mitgliedern geaüßerten Vermutungen, Echnaton sei während der Regierungszeit von Amenophis III. nicht dargestellt worden, sei nur auf das heute zu Recht angeführte Argument einer Mitregentschaft hingewiesen.
Es ist richtig, dass es Siegelaufschriften mit dem Namen von Echnaton als Prinz (belegt von W.C. Hayes im Journal Of Near Eastern Studys, fig. 27 KK) gibt. Es wird dort ein pr des Amenophis erwähnt.
Viel interessanter scheinen mir jedoch Dokumentensiegel, die ihn bereits mit seinem Thronnamen ausweisen, ihn aber als Kind (!) determinieren (op.cit. fig. 33, S 97) oder aber mit einem bisher absolut einmaligen Epitheton "heka sak Itn" (op.cit. S 120) - Hayes konnte dazu keine schlüssige Übersetzung liefern, vermutlich dürfte man "Herrscher, der den Aton zusammenfügt" o.ä. unterstellen - wiederum mit einem Kinddeterminativ.
Last but not least möchte ich auf den Umstand verweisen, dass sich Echnaton zu Beginn seiner (Mit-)Regentschaft, so weist es ein Fragment eines Reliefs aus, das sich im Fitzwiliam Museum befindet, als "Oberster Gottesdiener des Nefer-cheperu-Re Wa-enRe" bezeichnet.
Dies spricht nicht nur nicht für eine wie auch immer geartete Bescheidenheit, sondern läßt hinter dieser Person wohl kaum eine degenerierte, häßliche und von seiner Familie verstoßene Persönlichkeit vermuten!
> Antwort auf Beitrag vom: 06.07.2003 um 18:10:26  Gehe zu Beitrag
meri-wenenut  
Gast

  
Re: Echnaton und das Marfahn-Syndrom achnaton_und_nofret.gif - 29 KB
« Antwort #22, Datum: 10.09.2003 um 15:39:03 »     

Ich halte Echnaton auch nicht für einen hässlichen, verstoßenen und kranken Jungen, ich sehe hier, was v.a. seine Kolosse angeht Nofretete mit im spiel.
Wie euch ja bekannt ist, nahm Nofretete einen ausergewöhnlich hohen stellenwert ein, denkt doch nur mal an das Relief, dass sie beim Erschlagen eines Feindes zeigt! Laut der GEO-EPOCHE, Heft 3, 2002 gibt es Sphingen, die unter Echi aufgestellt wurden, die zur hälfte die Gesichtszüge Echis, zur anderen Hälfte die der Nofre. zeigen.
Für mich ist das ja schon fast ein direktes Zeichen für Emanzipation, wenn nicht sogar schon stille Herrschaft der Nofretete, schließlich überwiegen ihre Abbildungen auf Tempeln etc. ja bei weitem die Echnatons.
Und dann gibt es ja immer noch dieses Relief (siehe unten!), von dem nicht weiß, wen es darsteltt, Echnaton und Semenchkare (in solcher Position mit streicheleien?), oder um Echi und Nofi, was ich für wahrscheinlicher halte.
Allein die Kronen wären dann ein Beweis für die Gleichberechtigung Nofretes. Warum soll Echnaton nicht dieses Sphix-Schema auch auf seine Kolosse übertragen haben? So nach dem Motto Echis Gesicht auf dem Körper seiner Frau, schließlich sind einige dieser Kolosse, die ihn nackt darstellen ohne ersichtliches Geschlecht geschaffen!
Ein Symbol für die gleichheit und Verschmelzung des Königspaares?
Was auch noch gegen eine Krankheit spricht, ist die Tatsache, dass Echnaton gegen Ende wieder zur halbwegs "normalen Kunst", besser gesagt einer Soft-Version seiner Kunst zurückkehrte, was Statuen belegen, sie lassen zwar immer noch eine Wampe erkennen, sind aber sonst, als würde man einen normalen Menschen ansehen, doch der Bauch beweist, dass es nicht beschönigt ist.
Aber auf alle Fälle nicht so verändert, wie zu Beginn und Mitte seiner Regierung.
Warum er sein Gesicht allerdings so darstellen ließ, wie wir es gewohnt sind, das weiß ich jetzt selber nicht zu sagen. Sicher ist nur, es wird noch lange Grund für viele Theorien und Spekulationen liefern, bis wenigstens die sterblichen Überreste des Herrschers auftauchen, falls es sie noch gibt.

Grüße an euch alle, meri  

> Antwort auf Beitrag vom: 26.08.2003 um 12:22:53  Gehe zu Beitrag
meri-wenenut  
Gast

  
Re: Echnaton und das Marfahn-Syndrom Echnaton-Ende-Regierungszeit.jpg - 42 KB
« Antwort #23, Datum: 10.09.2003 um 15:44:01 »     

So, habe jetzt noch das Bild, das Echi normal zeigt, und ihn gegen Ende seiner Regierung zeigt rausgesucht. Vergleicht selbst. Vgl. Oben

> Antwort auf Beitrag vom: 10.09.2003 um 15:39:03  Gehe zu Beitrag
Claus Schroeter  
Gast

  
Echnaton und das Marfahn-Syndrom 
« Antwort #24, Datum: 14.04.2005 um 19:11:27 »     

Liebe Kollegen, eure Diskussion ist sehr spannend, aber auch voller Mißverständnisse, da die Definition der Krankheit "Marfan-Syndrom" (nicht mit "h" geschrieben) nicht einbezogen ist. Hier ist diese:
MARFAN-SYNDROM
FIBRILLOPATHIEN

Aktuelle Definition vom 14.04.2005

Die HISTORISCHEN Definition zu Marfan-Syndrom (Medizinische Wörterbücher, Syndrombücher p.p.) sind, spätestens seit 1992/93 (Entdeckung des Fibrillin-Gens) in vielen Fällen nicht mehr auf dem aktuellen Stand.

Aus unserer Arbeit (15 Jahre über Marfan-Syndrom; besser über „die Krankheiten des Marfan-Phänotyp“) ergibt sich z.Zt. eine aktuelle und vollständige Definition (Stand: APR 2005) wie folgt:

"Das Marfan-Syndrom ist Hauptvertreter einer Krankheitsgruppe mit dem neuen Namen FIBRILLOPATHIEN (Veränderungen der faserbildenden Proteine im Binde- und Stützgewebe). Marfan-Syndrom ist eine systemische Erkrankung des Bindegewebes mit einem Defekt der Mikrofibrillen (Faserbündel bildende Proteine) und kann sich an vielen Körperstellen zugleich oder nacheinander manifestieren.

Manifestationsorte der Krankheit:
Haut, (Striae, Wundheilungsstörungen, Verschieblichkeit), Gelenke Überstreckbarkeit),
Herzklappen (nachlassende Dichtigkeit; Einriß, Verdickung des Klappenrandes),
Zonulafasern im Auge (Ausleiern, Reißen),
Gefäßwand (Bereich der Aorta und andere Bereiche, in wenigen Fällen auch Bauch- und Oberschenkelaterien); und zwar Ausdehnung, anderes Bewegungsmuster und Einrisse (falsche Lumen und Ruptur bei Belastung),
innere Organe und
Längswachstum der Knochen (Größe des Menschen, Länge der Finger, Thorax-Deformitäten, Kiel- oder Trichterbrust, Veränderungen an der Wirbelsäule/Skoliose).
Lebensbedrohlich ist die Ausweitung der Gefäßwand an der Aorta, die bei sportlicher Belastung und in Streßsituationen (auch in Verbindung mit einer typischen Wetterlage) zum Einreißen (Ruptur) oder zu Sickerblutungen neigt.
Vom Marfan-Syndrom Betroffene sind besonders groß und schlank (Leptosomie und Muskelhypertonie), entsprechen aber auch dem heutigen "Schönheitsideal" (groß und schlank) und setzen sich infolge Ihrer "sportlich positiven" Konstitution in Unkenntnis den Belastungsrisiken des Leistungssports aus (Basketball, Fußball, Leichtathletik). Bei bekannten Fällen (kontinuierliche kardiologische Überwachung, gegef. geplante Operation –Aortenersatz bei zunehmender Rupturneigung; Annäherung des Aortendurchmessers an einen Grenzwert) ist heute die Lebenserwartung kaum eingeschränkt. Unabgeklärte Merkmalsträger unterliegen einem hohen Mortalitätsrisiko. Eine geplante Operation an der Aorta ist zwar ein großer umfänglicher Eingriff, weist aber nur ein geringes Risiko auf; eine Notoperation hat dagegen ein hohes Mortalitätsrisiko; notwendige operative Eingriffe bei Marfan-Syndrom sollten nur an dafür spezialisierten Zentren vorgenommen werden (!).

Phänotyp der Merkmalsträger:
Körpergröße (Wachstumsgeschwindigkeit und Endgröße über/bis weit über Durchschnitt Normalbevölkerung), Körperproportionen: Beine, Arme, Fuß, Hand, Finger (im Verhältnis zu lang)
Kopfform (lang, ausdrucksstark), Gesichtsform (prominent, ausdrucksstark wegen fehlendem Unterhautfettgewebe), Ohrenform (überschüssige hängende Bindegewebs- und Knorpelmasse - nur bei einem Teil der Betroffenen).
Neonatales Marfan-Syndrom (nMFS): in Fällen von Neumutationen (nicht vererbte Fälle) kann (sehr selten) eine Vollausprägung bei Geburt sichtbar sein (schlechte Prognose; aktuell: Herz- und Aorten-Transplantation erstmals vorgenommen).

Abgrenzbare Parallelkrankheiten zu Marfan-Syndrom:
CCA-Syndrom (Beals-Hecht-Syndrom)
Camurati-Engelmann-Syndrom
Achard-Syndrom (Verwechselungsgefahr; es existieren 2 Krankheiten mit diesem Namen)
Homocystinurie (Stoffwechselkrankheit)
Weill-Marchesani-Syndrom (gleicher/ähnlicher Defekt des Bindegewebes, jedoch gekoppelt mit Normal- oder Kleinwuchs).
Hinweis: Zufallsmanifestationen von Einzelsymptomen ebenfalls möglich.  

Hinweise:
Humangenetische Beratung ist bei den vererbten Fällen angeraten; jedoch viele Neumutationen. Bei Familien mit Erbgang ist pränatale Diagnose sowie PID (in Deutschland nicht zugelassen) möglich.
Das Marfan-Syndrom ist noch unheilbar; jedoch ist inzwischen, beginnend bereits bei kleinen Kindern, eine Dauermedikation mit ß-Blockern üblich (dadurch Verringerung des kardialen Risikos).
Eine somatische Gentherapie dürfte nach heutigem Erkenntnisstand nicht realistisch sein (Krankheit ist wahrscheinlich nicht monogen); inzwischen sind weltweit ca. 800 Punktmutationen (auf dem Fibrillin-1 oder -2 Gen, teils zusammen mit solchen auf dem Fibulin-Gen) bekannt; jedoch: jede betroffenen Familie prägt eine eigene Mutationsvariante, und selbst in der gleichen Familie äußert sich die Krankheit im Falle mehrerer Betroffener unterschiedlich (Symptomenkomplex, zeitlicher Verlauf, Progredienz, Zufallsereignisse).

Berühmte Persönlichkeiten, wie Abraham Lincoln und Niccolò Paganini sollen an dem Syndrom gelitten haben.
Neben der Familie ägyptischer Herrscher werden auch aus mehreren anderen Kulturkreisen Verdachtsfälle von Herrscherfamilien mit Marfan-Syndrom diskutiert (Körpergröße als Indikator des Machterhalts ?).

Weltweit werden jährlich ca. 10 überraschende Todesfälle durch Marfan-Syndrom bei Leistungssportlern bekannt, die zuvor nicht abgeklärt waren (überwiegend Basketball).
 
Aufgestellt: Claus Schroeter, Münster/Hamm
(Gründer/Vorsitzender der BAG Bundsearbeitsgemeinschaft MarfanHilfe e.V. Förderverein Forschung
> Antwort auf Beitrag vom: 04.07.2003 um 13:59:35  Gehe zu Beitrag
Iufaa  maennlich
Moderator



Re: Echnaton und das Marfahn-Syndrom 
« Antwort #25, Datum: 14.04.2005 um 20:03:08 »   

Lieber Herr Schröter,

wenn Sie die Beiträge aufmerksam gelesen hätten, wäre Ihnen nicht entgangen, dass in diesem Thread schon seit Herbst 2003 keine Diskussion mehr stattgefunden hat.

Dies ist, wie Sie ebenfalls aus den Beiträgen hätten entnehmen können, auch nicht verwunderlich, da es sich hier um eine der üblichen überflüssigen Spekulationen (eine Diskussion kann man das mangels Fakten nicht nennen) zur Amarnaperiode, insbesondere zur Darstellung der Königsfamilie, handelt. Einem Mediziner der ohne üppige Verwendung des Konjunktivs aus rund 3000 Jahren Entfernung aufgrund von Statuen und Reliefs eine medizinische Diagnose zum Habitus der Könisgfamilie wagt, sollte man sofort die Approbation entziehen. Derartige Spekulation schießen in regelmäßigen Abständen ebenso ins Kraut, wie die Frage, wer, wie, wo, warum und womit Tutankhamun ermordet hat.

Mit anderen Worten, Ihr Beitrag ist wenig hilfreich, da er neue Fakten (äygptologisch oder medizinische) auch nicht liefert.

Gruss, Iufaa
> Antwort auf Beitrag vom: 14.04.2005 um 19:11:27  Gehe zu Beitrag
Sobeknefer  weiblich
Member



Re: Echnaton und das Marfahn-Syndrom 
« Antwort #26, Datum: 17.04.2005 um 15:36:27 »   

ich weiß nicht ob es schon genannt wurde, aber zu "warum haben sich alle so darstellen lassen?" gibt es "klare" Beweise.
Echnaton führte diese Art ein, wohl wegen seinem natürlichen Äußeren.
Im Grab eines höheren Beamten gibt es in der einen Hälfte die "normale" Darstellung VOR Echnaton, und in der anderen Hälfte die Darstellung WÄHREND Echnaton -  ab da lies sich der Grabherr ebenfalls mit dieser Physiognomie darstellen.
In meiner Facharbeit über die Kunststile lies sich allgemein sagen, dass wenn etwas "Mode" war oder vom König angeordnet wurde, dann wurde es zu einer neuen Norm für die Künstler.
Bestes Beispiel ist eben das oben erwähnte Grab.

Das sollte die Frage nach dem "warum alle so" klären.
> Antwort auf Beitrag vom: 08.07.2003 um 12:30:23  Gehe zu Beitrag
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