Autor/in |
Thema: Neue Zuordnung Statuenkopf (Inv.Nr. Berlin 21245) |
Astrodoc Member
|
|
Neue Zuordnung Statuenkopf (Inv.Nr. Berlin 21245) |
|
« Datum: 28.08.2005 um 19:10:03 » |
|
Hallo allerseits! Ich war jetzt nach langer Zeit wieder einmal im Ägyptischen Museum Berlin. Dabei bin ich auf folgendes gestoßen: Woher stammt jetzt diese neue Zuordnung? Ich dachte, der Porträtkopf wäre ganz einwand- und zweifelsfrei als Meritaton oder Anchesenamun oder Anchesenpaaton identifiziert worden Welcher Ägyptologe (doch nicht etwa Herr D.W. ) hatte denn hier wieder eine Vision Schöne Grüße Astrodoc
|
|
|
Lutz Member
|
|
Re: Neue Zuordnung Statuenkopf (Inv.Nr. Berlin 212 |
|
« Antwort #1, Datum: 28.08.2005 um 19:29:46 » |
|
Hallo Astrodoc, Hallo zusammen, das Gesamtkonzept und die Präsentation der einzelnen Stücke der Berliner Ausstellung sind unzweifelhaft überaus gelungen. Um so mehr stört auch mich die fehlerhafte und teilweise recht spekulativ-gewagte Beschilderung. Das von Dir gebrachte Beispiel ist leider nicht das einzige (mir fallen spontan die ineinander gelegten Hände ein). Mehrere der Amarna-Köpfe werden ohne zumindest ein Fragezeichen dahinter zu setzen eindeutig bestimmten Personen zugeordnet. Schlichtweg falsch ist meines Wissens nach ein Relief aus dem Sakkara-Grab des Maja beschriftet. Es wird in die 19.Dynastie datiert. Mir ist nicht bekannt das Maja unter Ramses I noch belegt ist ... Grüße, Lutz.
|
|
|
Gitta Gast
|
|
Re: Neue Zuordnung Statuenkopf (Inv.Nr. Berlin 212 |
|
« Antwort #2, Datum: 29.08.2005 um 19:47:12 » |
|
Hallo Astrodoc, Ägyptologie und die damit einhergehende Kunstgeschichte ist ja keine Sackgasse. Warum sollte es nicht tatsächlich neue Erkenntnisse geben, die eine andere Zuordnung rechtfertigen? Ich kenne die Hintergründe zwar nicht, aber reine Willkür wird es nicht sein. Ich erinnere an unsere riesige Büste des Tutanchamun Gefunden wurde das Stück von Lepsius 1844 nördlich Medinet Habu. 100 Jahre später wurde der Fundort von Wissenschaftlern des Oriental Institute als der von Haremhab erweiterte Totentempel des Eje identifiziert, errichtet über einem unfertig gebliebenen Totentempel des Tutanchamun. Der restaurierte(!) Torso wurde von Vandier und Aldred Eje zugeschrieben. Letzterer verglich Fotos des Stückes mit der Mumie des Juja, Vater der Teje, und schlossen daraus messerscharf die Abstammung des Eje aus der Familie der Teje. Im Jahr 2000 wurde der Torso "entrestauriert" und entpuppte sich als Tutanchamun (siehe D. Wildung in Amun Nr. 10, 2001). Gitta
|
|
|
Geistsucher Member
|
|
Re: Neue Zuordnung Statuenkopf (Inv.Nr. Berlin 212 |
|
« Antwort #3, Datum: 29.08.2005 um 19:56:22 » |
|
Ist das jene original über 5 m große Sitzstatue in Berlin ? Meines Wissens ist allerdings immer noch sogar auch Harem- hab dafür im Gespräch
|
|
|
Gitta Gast
|
|
Re: Neue Zuordnung Statuenkopf (Inv.Nr. Berlin 212 |
|
« Antwort #4, Datum: 29.08.2005 um 20:24:19 » |
|
Dass Haremhab dafür im Gespräch war, findet nirgends Erwähnung. Davon weiß ich jedenfalls nichts Gitta
|
|
|
Gitta Gast
|
|
Re: Neue Zuordnung Statuenkopf (Inv.Nr. Berlin 212 |
|
« Antwort #6, Datum: 30.08.2005 um 20:33:13 » |
|
Hallo Astro, ich habe keine Ahnung, ob es neuere Arbeiten dazu gibt. Schreib doch einfach mal eine E-Mail ans Museum. Da müsste man das ja erklären können. Wenn ich dran denke und Gelegenheit habe, frage ich auch gern mal nach. Gitta
|
|
|
Ahhotep Gast
|
|
Re: Neue Zuordnung Statuenkopf (Inv.Nr. Berlin 212 |
|
« Antwort #7, Datum: 30.08.2005 um 21:05:28 » |
|
Hi ihr alle, ich finde (kann mich ja auch irren), wenn ich mir diese Büste so anschaue, hat sie starke Ähnlichkeiten mit Nofretete. Liebe Grüße Andrea!
|
|
|
Lutz Member
|
|
Re: Neue Zuordnung Statuenkopf (Inv.Nr. Berlin 212 |
|
« Antwort #8, Datum: 01.09.2005 um 03:29:22 » |
|
Hallo zusammen, im Katalog zur Münchner Ausstellung "Das Geheimnis des goldenen Sarges" werden von A.Grimm die in KV 55 gefundenen Kanopen Kija zugeordnet. Das Metropolitan in New York, welches eine der vier gefundenen Kanopen besitzt, ist offensichtlich anderer Meinung : "Canopic Jar with a Lid in the Shape of a Royal Woman's Head , ca. 1349–1336 B.C.E. or shortly after; Dynasty 18, late reign of Akhenaten; New Kingdom Egyptian; Western Thebes ... " : Kanope KV 55 Metropolitan New York Folgt man Grimm hätte man in den Kanopendeckeln die einzigen bekannten Darstellungen der Kija mit porträthaften Zügen. Die Darstellungen auf den Talatat kann man wohl für eine Identifizierung nach Ähnlichkeit der Gesichtszüge - und nur um eine solche kann es sich ja wohl handeln, da der Kopf aus der Werkstatt des Thutmosis keine Inschriften trägt - nicht ernsthaft in Betracht ziehen. Gruß, Lutz.
|
|
|
Lutz Member
|
|
Re: Neue Zuordnung Statuenkopf (Inv.Nr. Berlin 212 |
|
« Antwort #10, Datum: 01.09.2005 um 11:13:55 » |
|
Hi Iufaa, Hallo zusammen, Zitat:
wo siehst Du den Widerspruch? |
|
da habe ich wohl etwas unglücklich formuliert (um halb vier morgens, nach 11 Stunden Kino), sorry. Die Zuordnungen widersprechen sich natürlich nicht. Aber darum gings mir nicht. Ich wollte mit meinem Beitrag : a) die wohl einzige mögliche Grundlage für eine Zuordnung des Berliner Kopfes zu Kija nennen und b) auch auf eine für mich seriösere Beschilderungstechnik im Museum hinweisen. Denn wie Du ja schreibst : Zitat:
Das MMA bezeichnet den Kopf als Darstellung einer "kgl. Frau der späten Amarna-Periode" und listet weiter unten die bisherigen Zuordnungsversuche (Tiye, Nefertiti, Kiya, Meritaton) auf. |
|
Genau das ist es was ich in Berlin vermisse. Wobei dieser Kopf kein gutes Beispiel ist. Wenn die Kanope Kija zeigt (worauf die korrigierten Inschriften ja hindeuten), dann ist auch der Kopf als Kija zu identifizieren. Die Ähnlichkeit ist schon verblüffend. Das Stück "Spaziergang im Garten" eignet sich vielleicht besser. Letzteres zeigte laut Museum Berlin in den letzten Jahren Nofretete + Echnaton, Meritaton + Semenchkare und ist aktuell als Anchesenamun + Tutanchamun ausgeschildert. Jede dieser Zuordnungen erfolgte/erfolgt ohne Relativierung, immer eindeutig und damit den Besucher nicht wirklich gut und umfassend informierend (um es mal vorsichtig auszudrücken ... ). Grüße, Lutz.
|
|
|
Lutz Member
|
|
Re: Neue Zuordnung Statuenkopf (Inv.Nr. Berlin 212 |
|
« Antwort #12, Datum: 03.09.2005 um 15:08:25 » |
|
Hallo Astrodoc, Hallo zusammen, Zitat:
Welcher Ägyptologe (doch nicht etwa Herr D.W. ) hatte denn hier wieder eine Vision |
|
Bingo ! Wedel, Carola: Nofretete und das Geheimnis von Amarna. - Mainz: Verl.Philipp v.Zabern, 2005. - S.67 : Zitat:
Einen Eindruck von ihrer zarten, sanften Schönheit gibt ein Kopf in Berlin (Abb. 71), der für Dietrich Wildung seit einiger Zeit als Darstellung von Kija gilt. Früher war vermutet worden, daß es sich dabei um eine der Töchter von Echnaton und Nofretete handelt. Die Züge sind etwas runder als bei Nofretete, hübsch und offen, lieblich fast. Viele Forscher betonen allerdings auch das sehr energisch wirkende Kinn. Kijas Lippen - ähnlich wie bei Tutenchamun - bilden einen kleinen Schmollmund. Der ganze Kopf ist sehr klein, die plastische Form eher flach. |
|
Das Buch, zumindest die Ausgabe welche bei der Eröffnung des Berliner Ägyptischen Museums bereits erhältlich war, ist übrigens voller inhaltlicher Fehler. Man (eventuell der Lektor Herr Wolfgang Schmidt vom Zabern-Verlag ?) hätte Frau Wedel beispielsweise erklären sollen das es sich bei KV 55 und KV 62 um unterschiedliche Gräber / Funde handelt ... Vielleicht war das Buch deshalb 5 Euro billiger als die in diesen Tagen bei Amazon in die Auslieferung kommende Ausgabe ... Gruß, Lutz.
|
|
|
Lutz Member
|
|
Re: Neue Zuordnung Statuenkopf (Inv.Nr. Berlin 212 |
|
« Antwort #13, Datum: 06.09.2005 um 03:32:18 » |
|
Hallo zusammen ! Passend zum Thema und vielleicht von Interesse ... Dienstags-Vorträge - jeweils um 19.15 Uhr 13.09.2005 : Hautnah - Die Berliner Amarna-Sammlung Neuer Veranstaltungsort: Vortragssaal im Magnus Haus Berlin Am Kupfergraben 7 10117 Berlin Gruß, Lutz.
|
|
|
|