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   Pharao & Hofstaat (308)
   Tutanchamuns Eltern (32)
  Autor/in  Thema: Tutanchamuns Eltern
monika  weiblich
Member



Re: Younger Lady 
« Antwort #15, Datum: 18.08.2011 um 12:56:24 »   

Es ist nicht nur schwierig, Namen anzubringen, sondern auch das genaue Verwandtschaftsverhaeltnis eindeutig festzulegen, insbesondere bei so einem eingeschraenkten Genpool.
Es ist inzwischen in einigen Eroerterungen anerkannt, dass die YL genetisch gesehen genausogut eine Enkeltochter statt die Tochter von Amenhotep III und Teje sein kann.
Hierfuer waeren natuerlich Echnatons Toechter primaere Kandidatinnen.
In dem englischsprachigen Blog "News from the Valley of the Kings" gibt es einen sehr interessanten Eintrag der die ganze Problematik meines Erachtens sehr gut angeht.

Suche im Blog nach dem Eintrag vom 2.3.2010 "DNA shows that KV55  is probably not Akhenaten" im Archiv.

Hier ist ein (hoffentlich funktionierendes) link:

http://www.kv64.info/2010_03_01_archive.html
> Antwort auf Beitrag vom: 14.08.2011 um 20:14:15  Gehe zu Beitrag
Iufaa  maennlich
Moderator



Re: Younger Lady 
« Antwort #16, Datum: 18.08.2011 um 22:08:45 »   


Zitat:
Es ist inzwischen in einigen Eroerterungen anerkannt, dass die YL genetisch gesehen genausogut eine Enkeltochter statt die Tochter von Amenhotep III und Teje sein kann. Hierfuer waeren natuerlich Echnatons Toechter primaere Kandidatinnen.

Für diese Aussage würde ich gerne mal die "genetischen Daten" sehen. Echnatons Töchter haben vermutlich alle Nofretete als Mutter (deren genet. Fingerabdruck wir nicht kennen), d.h. die Zusammensetzung deren genet. Aussattung kann nicht eine so hohe statistische Übereinstimmung mit der KV35EL erreichen, wie die zwischen der KV35YL und der KV35EL.

Es gibt aus Sicht der Genetiker jede Menge Kritikpunkte an diesen Untersuchungen, Wunschvorstellungen bzgl. der Abstammung Tuts werden da nicht benötigt.
> Antwort auf Beitrag vom: 18.08.2011 um 12:56:24  Gehe zu Beitrag
monika  weiblich
Member



Re: Younger Lady 
« Antwort #17, Datum: 19.08.2011 um 12:58:25 »   

Diese Ueberlegungen haben nichts mit Wunschvorstellungen zu tun sondern vielmehr mit der Auseinandersetzung mit Problemen die die Darstellung von Hawass et.al. mit sich bringt.
Hierher gehoeren u.a. die Problematik von "jumping alleles", Genen die bei Juja und/oder Tuja auftauchen und dann erst wieder in der fuenften Generation (den Foeten) und fuer die der offizielle Stammbaum keine Erklaerung hat.

Da dies eine sehr ausfuehrliche Eroerterung erfordert die in dem von mir gegebenen link enthalten ist, bitte ich freundlich dieses zu nutzen.
> Antwort auf Beitrag vom: 18.08.2011 um 22:08:45  Gehe zu Beitrag
Iufaa  maennlich
Moderator



Re: Younger Lady 
« Antwort #18, Datum: 19.08.2011 um 16:16:43 »   

Ich darf mal aus dem Paper von Hawass et al. zitieren:

Zitat:
Kinship Analyses. The obtained short tandem repeat (STR) profiles (Figure 1) revealed a high degree of half-allele
sharing and segregation through family generations, suggesting a close relation of all investigated mummies. To set up a
multigeneration pedigree, the probabilities of each single parent to child relation and family trios (mother, father and
child) were calculated by using the GenoProof® software. The statistical analysis revealed that the mummy KV55 is
most probably the father of Tutankhamun (probability of 99.99999981%), and KV35 Younger Lady could be identified
as his mother (99.99999997%). The testing of Amenhotep III as father of Tutankhamun and KV35 Elder Lady as
putative mother were both negative owing to mismatching alleles. Amenhotep III could be clearly identified as father of
KV55, showing a paternal probability of 99.99999999%. The results demonstrate that the mummy in KV55 is the son
of Amenhotep III and father of Tutankhamun, leading to the assumption (also supported by the radiological findings)
that the mummy can be identified as Akhenaten. It could be further shown that Tutankhamun is the most likely father of
the 2 fetuses found in KV62 (Fetus 1: 99.97992885%, Fetus 2: 99.99999299%). The degree of shared alleles between
the female mummy KV21A and Fetus 1 and Fetus 2 points toward a possible identification of the mummy as
Ankhensenamun, the mother of both fetuses and wife of Tutankhamun. Further data are needed because the incomplete
data set does not allow a clear statistical evaluation. The family pedigree was completed by the identification of KV35
Elder Lady as a daughter of Yuya and Thuya (99.99999929%), indicating that she could be Queen Tiye. This was
confirmed by the calculation of the kinship of Amenhotep III and KV35 Elder Lady as father and mother of KV55,
which revealed a probability of 99.99999964%. Any other hypothetic family relations such as Younger Lady as mother
of KV55 were statistically withdrawn. Based on the partial Y-chromosomal information, on the amount of autosomal
half-allele sharing (Figure 1) and family trio likelihood calculation, we reconstructed the most plausible royal pedigree.
The full relationships between all mummies are shown in a 5-generation pedigree (Figure 2).

Quelle: Hawass Z, Gad YZ, Ismail S, et al. Ancestry and pathology in King Tutankhamun’s family. JAMA. 2010; 303(7):638-647. p. 3

Bei diesen statistischen Wahrscheinlichkeiten bzgl. der Übereinstimmung der Mikrosatelliten zwischen den einzelnen Proben muss man schon eine gewisse "Voreinstellung" haben, um noch "springende Allele" in die Diskussion zu werfen.

Sicherlich kann man die gesamten US kritisieren, aber wohl kaum die Zahlen (die natürlich nur für diesen Test gelten), es sei denn, man unterstellt bewusste Fälschung.
> Antwort auf Beitrag vom: 19.08.2011 um 12:58:25  Gehe zu Beitrag
monika  weiblich
Member



Re: Younger Lady 
« Antwort #19, Datum: 21.08.2011 um 14:24:10 »   

Man muss sich dazu mit der Tabelle, die die Mikrosatelliten aller getesten Mumien darstellt, befassen. Wie sicher jeder weiss, ist diese im JAMA Report in Figure 1 dargestellt.

Es handelt sich um das Gen 13 bei Tuya im Marker D7S820, das erst in der 5. Generation wieder auftaucht, und Gen 35 im Marker D21S11, das erst in der 4. und 5. Generation auftaucht.

Diese \gene haben statistisch gesehen eine Wahrscheinlichkeit von nur 0,02%, spontan in der Bevoelkerung aufzutreten.

Weiterhin treten die Gene 16 in D13S317 und 6 in D7S820 bei Amenhotep III auf und dann erst wieder bei den Foeten.
Die statistische Wahrscheinlichkeit des Auftretens dieser Gene ist verschwindend gering bei 0%.
Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Gene durch andere
in dieser Studie nicht vertretene Familienmitglieder vererbt wurden ist somit sehr hoch.

Es waere alles so viel einfacher, wenn die von mir vorgeschlagene Abhandlung einmal gelesen wuerde wozu man hier aus fuer mich nicht nachvollziehbaren Gruenden scheinbar nicht bereit ist.
Bewusste Faelschung der Ergebnisse wird uebrigens keineswegs unterstellt, die von Hawass etal. praesentierten Daten werden vielmehr als richtig angesehen und der Studie zugrundegelegt. Es werden jedoch andere Schlussfolgerungen in Betracht gezogen und eroertert.

Wie dem auch sei, ich wollte eigentlich nur eine Anregung auf die Frage von Sinuhe20 geben.
> Antwort auf Beitrag vom: 19.08.2011 um 16:16:43  Gehe zu Beitrag
Iufaa  maennlich
Moderator



Re: Younger Lady 
« Antwort #20, Datum: 03.09.2011 um 11:55:33 »   

Für alle, die die Publikation von Hawass et al., Ancestry and Pathology in King Tutankhamun's Family. JAMA 2010, 303-7, nicht mehr zur Verfügung haben oder die Ergebnisse der genetischen Untersuchungen nur schwer nachvollziehen konnten, hier eine Erläuterung dazu.

Eine Randbemerkung zu "Transposonen (= springende Gene)", die sind in der Genetik nicht über ihr Auftauchen in versch. Generationen definiert, sondern über ihre spontanen Ortsänderungen im Genom. Darüber hinaus habe ich bisher in der Fachliteratur keine Hinweise darauf gefunden, dass einer oder mehrere der von Hawass et al. untersuchten Loci zu einem springenden Gen gehört.
Der Vergleich bzgl. der statistischen Häufigkeit ist unbrauchbar für die Interpretation der Daten, die von K. Philzackerley verlinkten Dantenbanken (z.B. von der Heinrich Heine-Universität Düsseldorf) beziehen sich nur auf heutige Populationsdaten - welche Häufigkeiten in der antiken ägyptischen Population oder in deren Führungsschicht vorlagen, ist unbekannt. Die beim Locus D21S11 auftretenden STRs zeigen bei den Proben von Yuya, Thuya, und A. III. eine hohe Anzahl an Wiederholungen (25 - 35), mit Ausnahme des Allels mit 29 STRs sind alle in der modernen ägyptischen seltener anzutreffen als das Allel mit 35 STRs - offensichtlich lagen in der aä Führungsschicht anderen Allelverteilungen vor.
> Antwort auf Beitrag vom: 21.08.2011 um 14:24:10  Gehe zu Beitrag
Lutz  maennlich
Member



Dr.C.Pusch zur Fortführung der DNA Untersuchungen 
« Antwort #21, Datum: 29.02.2012 um 14:55:42 »   

Hallo zusammen,

ich häng das mal hier ran ... Ist wohl eher als kurze Info / Zwischenbericht / Vorankündigung zu bezeichnen :

Zitat:
"... Der Humangenetiker, der sich in Tübingen habilitiert hat, machte mit seinen Forschungsergebnissen bereits 2010 Furore, als er maßgeblich an der Entschlüsselung des Erbgutes von Tutanchamun beteiligt war. Der jung gestorbene Star-Pharao war ähnlich wie Ötzi von Erb- und anderen Krankheiten geplagt – was wohl auch am inzestuösen Verhältnis seines Vaters Echnaton mit der eigenen Schwester lag.

Schon damals berichtete Pusch von weiteren Forschungsprojekten an ägyptischen Mumien. Manches davon liegt derzeit – auch wegen der Ägyptischen Revolution – auf Eis, zum Beispiel die Nachforschungen über die so berühmte wie schöne Pharaonen-Gattin Nofretete. Andere Projekte muss Pusch derzeit aus der Ferne begleiten. Und bleibt dank Internet doch ziemlich nah dran: „Wir sind auf Skype angewiesen“, berichtet er von Live-Konferenzen vor der Computerkamera.

Zwei wichtige Projekte stehen kurz vor dem Abschluss. Die Ergebnisse zur Erforschung der Ramses-Dynastie „werden demnächst veröffentlicht“, hofft Pusch. Er will da nicht vorgreifen, aber so viel kann er schon verraten: Die Anatomie, das Erscheinungsbild und die Genetik der Mumien weisen auf einen wahren Abgrund an „politischen Ränkespielen und Mord hin“. Manches davon vermutete man bereits, weil es sich mit Textfragmenten auf gefundenen Papyrusrollen deckt. Doch niemand konnte ahnen, dass die Überlieferung der Wahrheit so nahe kommt. So freut sich Pusch, dass „jetzt ein offenes Kapitel der Geschichte zu Ende geschrieben werden kann“.

Ein anderes Projekt ist die Erforschung des Ursprungs der Pharaonen. Woher kamen sie? Gibt es noch Nachfahren der Herrscher am Nil. Und wenn, wo leben sie heute? Das sind Fragen, deren Beantwortung im heutigen Ägypten politische Auswirkungen haben könnten. Auch deshalb liegt die Veröffentlichung der Forschungsergebnisse derzeit auf Eis. Und Pusch, der sich, wie er sagt, „das Vertrauen der Leute dort erarbeitet“ hat, hüllt sich in Schweigen, solange nicht das Ok aus Ägypten kommt. ..."


tagblatt.de ---> Nachrichten ---> Tübingen ---> "Ötzi, der kranke Mann aus dem Eis - Carsten Pusch fand Borreliose und erbliche Arteriosklerose", Uschi Hahn, 29.02.2012

Gruß, Lutz.
> Antwort auf Beitrag vom: 03.09.2011 um 11:55:33  Gehe zu Beitrag
Hesire  maennlich
Member - Themenstarter



Re: Dr.C.Pusch zur Fortführung der DNA Untersuchungen 
« Antwort #22, Datum: 29.09.2012 um 18:15:01 »   

Michael Habicht, der Autor der Monographie Nofretete und Echnaton (2011) fasst auf seiner Webseite in übersichtlicher Weise die möglichen verwandschaftlichen Beziehungen zusammen.

Er selbst geht davon aus, dass Echnaton und Nofretete Tutanchamuns Eltern sind. Dieselbe Ansicht vertritt wohl auch Hermann A. Schlögl in seinem Buch über Nofretete (2012).

FAQ 1

FAQ 2
> Antwort auf Beitrag vom: 29.02.2012 um 14:55:42  Gehe zu Beitrag
Iufaa  maennlich
Moderator



Re: Dr.C.Pusch zur Fortführung der DNA Untersuchungen 
« Antwort #23, Datum: 01.10.2012 um 11:52:09 »   

Zu dem Buch von Habicht, M.E. - Nofretete und Echnaton. Das Geheimnis der Amarna-Mumien, 2011

sollte man unbedingt den Review von Chr. Theis in PalArch's Journal of Archeology of Egypt/Egyptology, 9(4), 2012 lesen.

Hier ein wörtliches Zitat von Endes des Reviews:
Zitat:
Zum Ende sei noch einmal auf die öfters anzutreffende Behauptung zurückgekommen, dass es sich bei KV35YL um den Leichnam der Nofretete handelt und sie auch die Mutter Tutanchamuns war. Wie bereits ausgeführt, handelt es sich derzeit bei diesen beiden Aussagen (noch ?) um Spekulationen (siehe die Anmerkungen zu S. 107-111 und S. 154).
> Antwort auf Beitrag vom: 29.09.2012 um 18:15:01  Gehe zu Beitrag
Iufaa  maennlich
Moderator



Re: Dr.C.Pusch zur Fortführung der DNA Untersuchungen Jama_Table_1_mod.jpg - 125 KB
« Antwort #24, Datum: 01.10.2012 um 20:54:13 »   


Zitat:
Er selbst geht davon aus, dass Echnaton und Nofretete Tutanchamuns Eltern sind. Dieselbe Ansicht vertritt wohl auch Hermann A. Schlögl in seinem Buch über Nofretete (2012).


Auch die Publikation von Schlögl ist in dieser Hinsicht mit Vorsicht zu lesen. Im Text „Zum Buch“ der Kindle-Version (die mir vorliegt) wird behauptet:
„Vor allem kann Hermann A. Schlögl auf der Grundlage einer neuen DNS-Analyse der königlichen Mumien, die eigens für dieses Buch durchgeführt wurde, endgültig die familiäre Abkunft und die verwandtschaftlichen Beziehungen von Nofretete belegen und damit bisherige Analysen, die in den Medien für Aufsehen sorgten, aber auf falschen Zuweisungen beruhten, in das Reich der Legende verweisen.“

Hier ist als Erstes festzuhalten, dass die „neue DNS-Analyse“ nicht etwa bedeutet, dass neue Proben von den Mumien gewonnen und analysiert wurden. Vielmehr wurden die von Hawass et al. in JAMA, Vol 303, No. 7, 2010, publizierten Daten neu ausgewertet. Schlögl hat dafür zwei Experten gewonnen (Fr. Götz, Qualitype AG, Dresden, M. A. Lee-Kirsch, Universitätsklinikum Dresden), die die Daten mit einer neu entwickelten Software „GenoProof 2“ ausgewertet haben – Hawass et al. verwendeten (lt. Schlögl) die Version „GenoProof 1.3“.
Nun darf man bei einer neuentwickelten Softwareversion nicht erwarten, dass die nächste oder übernächste Version bei gleichem Datensatz massiv andere Ergebnisse auswirft. Dies erkennt Schlögl auch an, in dem er in seinem Buch schreibt: „..Die im Jahre 2010 in JAMA publizierten, archäologisch aber nicht einzuordnenden Forschungsergebnisse entstanden offenbar aufgrund einer falschen Zuschreibung der Mumie (CG 61074 -> A. III.), der Fehler lag also nicht in der DNS-Analyse.“ Entsprechend finden sich in dem Buch (Kindle-Version) auch keine Daten aus der von Schlögl veranlassten Neuauswertung – m. a. W. mangels Daten aus der neuen Auswertung darf man davon ausgehen, dass diese Auswertung die von Hawass et al. publizierten Verwandtschaftsverhältnisse bestätigen.

Was eine Software noch weniger kann, ist Proben einen „Namen“ zuweisen, die Probenbezeichnung und damit die Zuordnung zu einem Probenspender (bzw. einer Person) erstellt der Versuchsleiter. Sowohl bei Hawass et al. als auch bei Schlögl ist daher die Datentabelle (modifizierte Tabelle 1 aus der JAMA-Publikation) von unsicheren Personenzuweisungen zu bereinigen. Dies ist in der angehängten Tabelle erfolgt. Sicher identifiziert sind nur drei Mumien: die von Thuya und Yuya, sowie die von Tutankhamun – alle anderen Mumien sind in der modifizierten Tabelle lediglich durch eindeutige Herkunftsbezeichnungen identifiziert (z.B. E[lder]n L[ady] aus KV35).

Da Schlögl in seinem Buch ausdrücklich nicht den Ergebnissen der DNS-Analysen von Hawass et al. und somit nicht den daraus abgeleiteten Verwandtschaftsverhältnissen (eine Analyse der Verwandtschaftsverhältnisse auf Basis der Hawass-Publ. findet sich hier) widerspricht, gilt auch weiterhin:

1.      Thuya und Yuya sind die Eltern der Elder Lady aus KV35 (bei Hawass als Gemahlin von A. III, Teje, bei Schlögl als Gemahlin des Aja, Taemwadjesi (Teje-Tjj), „identifiziert).

2.      der unbekannte Mann aus KV35 (von Hawass als A. III., von Schlögl als Aja identifiziert) und die EL aus KV35 sind die Eltern des unbekannten Mannes aus KV55 und der Younger Lady (YL aus KV35) – diese beiden sind nach der Analyse von Hawass et al. Geschwister.
Die Frage nach der Identifikation der Mumie aus KV35 (CG 61074) verweist auf einen massiven Fehler im Studiendesign der Hawass-Untersuchungen, denn im Kairener Museum befindet sich eine Mumie, die als die von Thutmosis IV. (CG 46037), Vater von Amenhotep III., identifiziert wird. Eine DNS-Untersuchung wäre hier angezeigt gewesen, um die schon länger angezweifelte Identifikation  der Mumie CG 61074 als A. III. zu überprüfen.

3.      der unbekannte Mann aus KV55 und die Younger Lady aus KV35 sind de Eltern von Tutankhamun.
Mit diesem Ergebnis der Hawass-Untersuchung haben beide Publikationen Probleme. Da bei Hawass et al. die Mumie des Mannes aus KV55 (Vater von Tutankhamun) mit Echnaton identifiziert wird, kann die Younger Lady (die Mutter von Tutankhamun) nicht Nofretete sein, denn die Echnaton und Nofretete waren nach allg. Meinung der Ägyptologen nicht Geschwister – folglich wird bei Hawass die Younger Lady aus KV35 mit einer - namentlich (noch) nicht identifizierten - Tochter von A. III. und Teje identifiziert.
Schlögl ignoriert diesen Befund in seinem Stammbaum und zeichnet Echnaton und Nofretete als Eltern von Tutankhamun ein, nach dem Befund müsste man wohl eher einen Fehltritt von Nofretete mit ihrem Bruder Semenkhkare annehmen.
« Letzte Änderung: 03.10.2012 um 13:08:53 von Iufaa »


- Vollbild -
> Antwort auf Beitrag vom: 01.10.2012 um 11:52:09  Gehe zu Beitrag
Iufaa  maennlich
Moderator



Re: Dr.C.Pusch zur Fortführung der DNA Untersuchungen 
« Antwort #25, Datum: 03.10.2012 um 17:25:57 »   

Hierzu
Zitat:
.. Vielmehr wurden die von Hawass et al. in JAMA, Vol 303, No. 7, 2010, publizierten Daten neu ausgewertet. Schlögl hat dafür zwei Experten gewonnen (Fr. Götz, Qualitype AG, Dresden, M. A. Lee-Kirsch, Universitätsklinikum Dresden), die die Daten mit einer neu entwickelten Software „GenoProof 2“ ausgewertet haben – Hawass et al. verwendeten (lt. Schlögl) die Version „GenoProof 1.3“.
noch eine Anmerkung.

Bei wissenschaftlichen Untersuchungen ist es durchaus akzeptabel, wenn Daten mit neuen Verfahren neu ausgewertet werden. Allerdings ist es in solchen Studien dann auch üblich, vor Durchführung der Neuauswertung(en) (im Prüfplan) festzulegen, welche (statistischen) Methoden eingesetzt werden und wie die Ergebnisse zu bewerten sind - beides ist dann entsprechend zu publizieren. In der Publikation von Schlögl fehlen dazu alle Angaben. Das wäre akzeptabel, wenn die Ergebnisse der Neuauswertung parallel publiziert würden - wozu jeder Hinweis fehlt.
Solange die Daten der Neuauswertung nicht publiziert sind und andere Verwandschaftsverhältnisse als bei Hawass et al. anzeigen, gelten die publizierten Daten von Hawass! Selbstverständlich kann man bei der Probenbezeichnung für Proben vom "Unbekannten Mann aus KV35 (CG 61074)" statt der Etikettenbeschriftung "Proben von Amenhotep III." (wie bei Hawass et al.) auch "Proben von Aya" (wie bei Schlögl) eintragen - nur die DNS-Analysen liefern ihrerseits keine Belege für die richtige Probenbezeichnung.
> Antwort auf Beitrag vom: 01.10.2012 um 20:54:13  Gehe zu Beitrag
Iufaa  maennlich
Moderator



Re: Dr.C.Pusch zur Fortführung der DNA Untersuchungen 
« Antwort #26, Datum: 17.02.2013 um 20:38:08 »   

Nun hat auch der Ägyptologe Marc Gabolde seine Vermutung zu dem Thema rausgelassen.
Wie im Spiegel in einem kurzen Beitrag berichtet, schlägt der franz. Ägyptologe Marc Gabolde von der Universität Paul Valery-Montpellier III Nofretete als Mutter von Tutanchamun vor. Die Probleme mit der Interpretation der vorliegenden DNA-Untersuchungen, die ein Geschiwsterpaar als Eltern ausweisen, umgeht er mit dem Hinweis, dass Nofretete eine Cousine 1. Grades von Echnaton gewesen sei. In den Jahren zuvor hätten in der Familie soviel Cousinen und Cosins 1. Grades untereinander geheiratet, dass die DNA in der 3. Generation aussähe, wie die von Geschwistern.

Hesire verwies im Ä-Blatt auf den vermutlichen Originalartikel in der Harvard-Gazette.

Nun mag man vermuten, dass Nofretete die Tochter einer Schwester der Tiye  und somit eine Cosine / Base 1. Grades von A. IV gewesen sein könnte, nur eine Verwandtenabfolge über 3 Generationen, wie sie Gabolde für die Ergebnisse des DNA-Tests voraussetzt, wird schwer belegbar sein.
> Antwort auf Beitrag vom: 03.10.2012 um 17:25:57  Gehe zu Beitrag
Heinz  
Gast

  
Re: Dr.C.Pusch zur Fortführung der DNA Untersuchungen 
« Antwort #27, Datum: 17.02.2013 um 21:21:00 »     

ja, und was noch viel schwerer wiegt:
tut wäre dann sohn eines pharaos und seiner gkg gewesen, somit thronfolger nr. 1. weder tuts fehlen in den amarna-reliefs noch die semenchkare-episode geht damit konform.
> Antwort auf Beitrag vom: 17.02.2013 um 20:38:08  Gehe zu Beitrag
Lutz  maennlich
Member



Re: Dr.C.Pusch zur Fortführung der DNA Untersuchungen 
« Antwort #28, Datum: 17.02.2013 um 21:41:05 »   

Gaboldes Vermutung das Nofretete und Echnaton die Eltern Tutanchamuns sind ist schon etwas älter. Sie basierte damals auf seiner Rekonstruktion der Beischrift zum Säugling auf dem sogenannten Trauerrelief im Königsgrab in Amarna (bin noch am Arbeiten, daher jetzt keine Belege zur Hand).

Erstveröffentlicht wohl in seinem Werk "D'Akhenaton à Toutânkhamon" (1999) wird sie auch im Artikel "Das Ende der Amarnazeit" (In: Das Geheimnis des goldenen Sarges - Echnaton und das Ende der Amarnazeit. - München : Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, 2001) von ihm vertreten.

"La parenté de Toutânkhamon". - In: Bulletin de la Société Française d'Egyptologie - BSFE 155. - 2002. - S. 32 - 48

und der irgendwo online stehende Artikel

"Under A Deep Blue Starry Sky" (FS Murnane) dürften ebenfalls als frühe Quellen in Frage kommen.

Gruß, Lutz.
> Antwort auf Beitrag vom: 17.02.2013 um 20:38:08  Gehe zu Beitrag
Iufaa  maennlich
Moderator



Re: Dr.C.Pusch zur Fortführung der DNA Untersuchungen 
« Antwort #29, Datum: 17.02.2013 um 22:54:51 »   

Hallo Lutz,

das Problem ist nicht, dass M. Gabolde schon mal in der Vergangenheit für A. IV. und N. als Eltern für Tutankhamun plädiert hat - da ist er ja nicht allein -, sondern die Begründung, wie er versucht, die Schlussfolgerung der DNA-Untersuchungen auszuhebeln.

Gruss
> Antwort auf Beitrag vom: 17.02.2013 um 21:41:05  Gehe zu Beitrag
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