So, hab sie endlich gefunden die fragliche Publikation von Noblecourt aus der Grabungreihe bei Ras Shamra (Ugarit): Ch. Desroches-Noblecourt, Interprétation et datation d’une scène gravée sir deux fragments de récipient en albatre provenant des fouilles du palais d’Ugarit, in: Ugaritica III, S. 179ff. Beschreibung der Szene: Szene eingerahmt durch einen Baldachin, der re. und li. von einer Kompositsäule getragen wird. Schreindach mit Hohlkehle und bekrönt von einer, nach rechts blickenden Reihe von Gazellen (10 Stück). rechts steht (oder sitzt; untere Hälfte verloren) eine Frau und hebt mit der rechten einen Krug und schüttet Flüssigkeit in einen (ebenfalls verlorenen) Becher eines Mannes, der ihr links gegenüber steht (oder sitzt; Nur obere Kopfpartie erhalten). Die Frau trägt einen Kopfschmuck mit 4 senkrechten Planzen (?)-Stengeln und drei Punkten im Kronenkörper. Zur Stirn hängt eine Lotuspflanze herab. Sie hat eine dreiteilige Perücke mit 2 horizontalen Bändern. Die Perücke war eingelegt durch ein anderes Material. Sie trägt einen Handgelenk- und einen Unterarmreif an beiden Armen. Ein breiter Halskragen und ein durchsichtiges, mehrfach gefaltetes Kleid ist ihre Bekleidung. Sie hat runde Ohrringe. In der linken Hand hält sie ein herabhängendes Taschentuch (?). Proportionen sind schmal, kein Bauchansatz oder sonstige stilistische Merkmale der Amarnazeit (zB. lange Finger und andere überlange Proportionen etc.); Der Mann hat eine Kugelperücke oder eine sehr kurze Kurzhaarfrisur mit einem hinter dem Ohr liegenden Stirnband. Links unterhalb der Frau erkennt man noch den oberen Rest einer Vase (?) mit einem großen Stirkopf auf dem Vasenrand, der zum Mann blickt. Eine Kolumnenreihe über zwischen den Personen (nach rechts blickend, also zum Mann gehörig), nennt: „Großer des Landes von Ugarit, Niqmadu“. Die Frau hat keine Beischrift! Deutung: Noblecourt glaubt hier eine typische Amarnazeitliche Darstellung zu haben. Grund für sie ist die Silhouette der Frau, die amarnazeitlich wäre. Indiz für eine "Hochzeitsszene" ist fuer sie ist die Wasserspende durch die Frau. Diese Wasserspende findet sich auf Amarnareliefs sehr häufig. In Amarna findet diese Wasserspende immer durch die Frau/Prinsessinen des Echnaton statt. Solche Szenen finden sich aber auch unter den früheren Herrschern der 18. Dynastie (oft auch bei Amenophis III.). Die Stirnbänder der Frau tauchen in der Form zuerst bei Amenophis III. auf. Wenn Noblecourt hier aber behauptet, diese Datierung könne so nicht gelten, da die Grabreliefs/malereien der Amenophis III.-Zeit leichte Änderungen aufweisen, ist das für mich nur ein schwaches Argument. Denn unsere Szene ist eine sehr flüchtige Ritzzeichnung auf einem Steingefäß in Miniaturgröße. Ein Vergleich mit einem übergroßen Wandbild ist also schon aus dem material- und Dimensionsgrund nicht angebracht! Der seltsame Kopfschmuck der Frau gehört zu dem typischen Ritual-Insignien von Frauen. Bei Amenophis III., Thutmosis IV., Ramses III. und Ramses II. findet sich dieser Schmuck bei Prinzessinnen die im Harim den König streicheln. Auch die Lotuspflanze kommt hier vor. Wichtig ist aber m.E. eher die Rolle der Frau als Hathor und Liebesgöttin gegenüber dem Gottkönig. Es ist also ein eher religiöses Ikon als ein hierarchisches Insignium, das den Stand einer Prinzessin verdeutlicht. Aus der Amarnazeit kennen wir keinen solchen Kronenbeleg! Die Form der Wasserflasche und des Handuches passt in die Zeit von Thutmosis’ III. bis Echnaton. Der Stier auf der Vase allerdings datiert eindeutig in den Darstellungkanon Thutmosis III. und Amenophis III. Die Säulenkonstruktion datiert von Thutmosis III. bis Echnaton. Eine Keramikprobe hat Noblecourt leider nicht gemacht, denn hier könnte man feststellen woher das Objekt stammt. Noblecourt will die Szene aus mir unerklärlichen Gründen (alle oben genannten Datierungskrieterien sind für sie eindeutig amarnazeitlich!!) in die frühe Zeit Tutanchamuns oder die letzten Jahre Echnatons datieren. In einer Fußnote bemerkt Noblecourt, daß die Prinzessin vielleicht eine Amarnaprinzessin sei, und schlägt Imenemipet (Tochter des Thut. III.) oder Satamun (Tochter A.III.) vor. Der Name, der in dem Roman vorkommt fällt in dem Artikel jedoch nie! Eigene Meinung: Meiner Meinung nach handelt es sich hier um ein diplomatisches Geschenk Amenophis’ III. (denn in dessen Regierungszeit lebte ja Niqmadu vor allem) an den ugaritischen Herrscher. Im Palastbezirk von Ugarit wurden ja auch ausschließlich Funde Amenophis III., Haremhabs, Ramses’ II. und Merenptahs gemacht. Keine Amarnafunde also, was doch sehr erstaunt, wenn denn schon eine Amarnaprinzessin hier gewesen sein soll! Die Szene ist typisch ägyptisch, und weist weder Schreibfehler oder falsche ikonographische Details auf, wie es bei ausländischen Imitaten ägyptischer Szenen oft der Fall ist. Amenophis III. liess hier vielleicht eine religiöse Szene darstellen, in der eine Hathor-Priesterin (vielleicht die ugaritische Koenigin selbst) vor dem Herrscher von Ugarit ein Ritual vollzieht. Eine Hochzeit ist hier auf keinen Fall dargestellt. Auch der Name der Frau ist nicht genannt. Daher wohl als unwichtig zu betrachten. Die Frau ist daher eventuell nur als eine „Ritualausübende/Statistin“ zu sehen. Helck aeusserte sich auch sehr kritisch zu Noblecourts These im Münster Kongressband zu Ugarit (1995)! Wenn Noblecourt noch bemerkt, daß vielleicht in einer der folgenden Grabungskampagnen die Scherbe mit dem Namen der Prinzessin gefunden wird, so beweist sie hier eine nicht zu unterschätzende Fantasie... Vielleicht ist hiermit die Frage um die Identitaet der guten Frau abgeschlossen?! Oder gibts weitere interessante Interpretationen bei Christian Jaques oder Herrn Haas?
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