Bezüglich Echnaton und seiner Kinder möchte ich auf das Mahrfan-Syndrom hinweisen. Warum hat sich Echnaton so anders darstellen lassen? Warum ist von der Tradition abgewichen? Echnaton könnte normal ausgesehen haben und sich gewissermaßen als Hermaphrodit darstellen haben lassen. Gleichmaßen Mann als Frau, also sozusagen vollkommen. Wenn wir aber davon ausgehen, Echnaton habe tatsächlich so ausgesehen, wie er sich darstellen ließ – überlanger Kiefer, spindeldünne Arme und Finger, dünner Hals, Hängebauch, breite Hüften, dicke Oberschenkel, ausgeprägte Brüste -, was ich persönlich eher für wahrscheinlich halte, stellt sich die Frage, warum er anders war. Zuerst nahm man – und einige tun es bis heute - eine Deformierung durch die Fröhlich-Krankheit (heißt wirklich so) an, eine Krankheit durch verminderte Funktion der Hypophyse. Doch es ist unwahrscheinlich, dass alle seine Kinder und Verwandte, einschließlich der wunderschönen Nofretete, an dieser Krankheit litten. Zudem zieht die Fröhlich-Krankheit Zeugungsunfähigkeit bei Männern und unterentwickelte Geschlechtsteile mit sich. Aber Echnaton und Nofretete hatten nun mal mindestens diese 6 Töchter. Man könnte vermuten, er sei dann nicht der Vater, aber wer soll es dann sein? Und warum sahen auf Bildnissen dann alle Angehörige der königlichen Familie so „anders“ aus? Ich persönlich halte diese Möglichkeit, die der Fröhlich-Krankheit, für unwahrscheinlich und ich denke, die meisten hier ebenfalls. Laut einiger Forscher handle es sich dann höchstwahrscheinlich um das Mahrfan-Syndrom. Typische Anzeichen dieses Syndrom sind Merkmale, die teils auch Echnaton aufweist, wie die stark schräg stehenden Augen, wobei die Symptome bei jedem Patienten stark unterschiedlich sind. Das Mahrfan-Syndrom ist ein Gendefekt. Das Gen, das mutiert ist, ist für die Entwicklung des Bindegewebes verantwortlich. Die Symptome werden durch defekte, also nicht vollständig funktionsfähige, Fibrillen hervorgerufen. Liegt dies vor, gibt es eine Fehlfunktion beim Zusammenhalt der Muskeln und Knochen. Das Mahrfan-Syndrom ist erblich, mutiert jedoch das Gen, kann die Krankheit auftreten, ohne das ein Ahn es je gehabt hat. Amenhotep III und Teje, Echnatons Eltern, sahen normal aus, also könnte er der erste in seiner Familie gewesen sein, der an dem Syndrom litt. Dies würde auch erklären, warum er verschmäht wurde, also kaum zur Zeiten der Regierung seines Vaters dargestellt wurde. Vielleicht haben sich seine Eltern für ihn geschämt? Echnatons Äußeres ist also wahrscheinlich auf ein mutiertes Gen zurückzuführen. Diese Krankheit wurde erst im 19/20 Jahrhundert erforscht. Echnaton hat also nie gewusst, warum er anders war. Es handelt sich um ein dominantes Merkmal, was bedeutet, dass die 50 % Möglichkeit besteht es allein durch ein Elternteil zu erben. Im Klartext bedeutet das: Alle Kinder Echnaton – die sechs Töchter mit Nofretete, einschließlich Tutanchamun und eventuell Semenchkare hatte das 50 % Risiko die gleichen Deformationen zu zeigen. Da – meines Wissens nach – nur wenige dieser Mumien gefunden wurden – könnten tatsächlich einige oder gar alle dieser Kinder an diesem Syndrom gelitten haben. Es gibt Mahrfanpatienten, die nie in der Masse auffallen würden, da die Merkmale des Syndroms so unterschiedlich ausgeprägt sein können. Dies würde erklären warum einige so dargestellt wurden; Seine Kinder könnten an derselben Krankheit gelitten haben. Als ein König im Mittelalter einen Sprachfehler hatte, amten alle Höflinge ihn nach, um den König nicht zu beleidigen. Vielleicht waren dann alle der Königsfamilie, auch wenn sie nicht an dem Mahrfan-Syndrom litten, also einschließlich Nofretete, so abgebildet worden, um Echnaton nicht zu verletzten. Eine weitere Frage, die damit Hand in Hand geht ist die, warum sich Echnaton nicht hat idealisieren lassen wie seine Vorgänger, warum er sich also nicht als jungen, schönen, muskulösen Mann hat darstellen lassen. Er könnte ganz einfach nach seinem eigenen Motto „nach der Wahrheit leben“ den Künstlern gestattet haben, ihn so darstellen zu lassen, wie er wahr, oder gar darauf bestanden haben. Ich habe einst einen Bericht über Kinder und Erwachsene gelesen, die auch am Mahrfan-Syndrom leiden und es stellte sich heraus, dass viele von ihnen sich gegen die Verschmähungen und Wegdrängungen durch die Gesellschaft aufgelehnt haben. Viele haben alles daran getan, um ihr „fremdes“ Aussehen zu betonen; die haben eigenartige Kleidung getragen und sich exzentrisch geschminkt. Wollte sich Echnaton also mit seinen - vermutlich - lebensechten Abbildern behaupten und bestätigen, wo er solange gemieden und übersehen worden war? War es einfach seine Art seinem Volk zu sagen: „So sehe ich aus und so habt ihr mich zu akzeptieren!“ ? Ich denke, nun ist es daran, weiter zu denken oder sich eine eigene Meinung zu machen. Es ist nur einige von vielen Theorien, aber die, die mir am logischsten erscheint. Auf Bilder Mahrfan-Kranker sieht man, dass sie zwar ungewöhnlich, aber keines Falls grotesk oder wie Monster wirkten. Viele von ihnen sind wirklich hübsch… Echnaton war keine Missgeburt. Es sah anders aus, war aber keinesfalls eine Missgeburt oder ein Monster. (nach: der Mordfall von Tutanchamun)
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