Hallo Irjnefer d.J. Zitat:
die ptolemäischen Mammisis sind meines unwissenden Erachtens nicht mehr für die Geburt des KÖNIGS errichtet worden |
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Dem ist definitiv nicht so. Der zentrale Zweck der Mammisi IST die Regeneration (Wiedergeburt) des Königs als jugendlicher Horus. Die Schlüsselposition in der Dekoration nimmt ja der König ein, der an die Phasen der Geburt des Horuskindes angeglichen wird (Zeugung, Geburtssituation, Aufwachsen im Papyrusdickicht, Überstehen der Bedrohungen durch seine Feinde, Rächen seines Vaters...). Für die Geburtshäuser ist ja grundlegend, dass sie immer die Sohnform der lokalen Triade an den König anschließen. So erscheint der König einmal als Ihi, Mehy, dann wieder als Horus usw. Entscheidend dabei ist sein Auftreten in der genealogischen Funktion als Sohngott: „Dem Geburtshaus fällt die Rolle zu, die Erneuerung der Naturkreisläufe, sowie parallel dazu die des jugendlichen Tempelgottes und die des Königs rituell in Bewegung zu setzen.“ (W. Wettengel und E. Winter, Kom Ombo-Szene von der Fahrt im Papyrusdickicht, OLA 39, Leuven 1991, S. 370). „The concept of the infant god and the daily rebirth of the sun encouraged an equation between the young king and the eternal renewal of kingship. The birth house could therefore be understood in the wider sense as a royal cult chapel.”(D. Arnold, Temples of the last Pharaohs, NY – Oxford 1999, S. 286). Etwa besser hat es (wiedermal) Altenmüller ausgedrückt „Auf der Ebene des Königtums wird die Rolle des göttlichen Kindes durch den König, auf der götterweltlichen Ebene durch Horus wahrgenommen.“(H. Altenmüller, Die Fahrt der Hathor nach Edfu und die „Heilige Hochzeit“, OLA 85 (Fs Quaegebeur), Leuven 1998, S. 759) Zitat:
der Geburtsmythus gibt meines unwissenden Erachtens ein einmaliges (, kein "regeneratives" ) Ereignis wieder |
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Hierzu lohnt sich ein Blick in Iufaas Beitrag (Gundlach: Tempelfeste und Etappen d. Königsherrschaft). Auf S. 64 erwähnt Gundlach, dass zB. auch die göttliche Geburt der Hatschepsut im Rahmen von Festabläufen regelmäßig wiederholt wurde (S. 64 und v.a. S. 67). Mit dem Auszug der Hathor im Rahmen ausgedehnter Nekropolenfeste bewegen wir uns dann auch wieder im typischen Rahmen der ägyptischen Regenerationsfeste, die eben dadurch gekennzeichnet sind, dass Göttinnen/Götter sich gegenseitig besuchen und dabei die Zeugung des Götterkindes vollziehen (vgl. Altenmüller, 1998 sowie W. Waitkus, Zur Deutung von zwei Besuchsfesten der Göttlichen Stätte (jAt-nTrjt) von Edfu, ÄAT 33,2, Wiesbaden 1998, S. 155-74). Im Übrigen sind die Bildelemente der späten Mammisi-Dekoration weitgehend identisch mit denen der Geburtsmythen des Neuen Reiches (vgl. zB. die detaillierten Dendera-Abbildungen bei Daumas, Les Mammisis de Dendera, Kairo 1959, Tf. LIX – LXbis). Wieso soll nun ein und dasselbe Motiv im Neuen Reich ein einmaliges Ereignis darstellen und in den ptolemäischen Tempeln den täglichen Regenerationskult? Zitat:
und: Ist es wirklich belegt, daß Re es ist, der Osiris NN zeugt ? ( Meines unwissenden Erachtens wird hier der OSIRISmythus angewandt ..! ) |
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Die Personenkonstellationen sind tatsächlich zunächst verwirrend. Stellt man es tabellarisch dar, ergäbe sich folgende Zusammensetzung : (s. Tabelle 1 im Anhang als doc-Datei). Für das Alte Reich ist die wichtigste Quelle der Papyrus Westcar. Hier wird expressis verbis geschildert, dass Rudjedet, die Frau eines Re-Priesters aus dem Deltakaff Sachebu von Re „besucht“ wird, der mit ihr die ersten 3 Könige der 5. Dynastie zeugt. Auch wurde hier ja bereits mehrfach die Titulierung des Pharao als sA-Ra (Sohn des Re) angesprochen, die dieses Verhältnis ebenfalls zum Ausdruck bringt. Erweiternd dazu begegnet im Alten Reich für den König auch die Bezeichnung sA-Hw.t-Hr (Sohn der Hathor), was dem von Altenmüller (Tabelle 1) entworfenen Konzept gut entspricht. Der Einwand, es handle sich um ein Osirisritual, speziell DEN Osirismythos, ist wohl insofern ungültig, als in der Phase, in der der Geburtsmythos konzipiert wurde (4. Dynastie) ein solcher Osirismythos nicht nachweisbar ist und vermutlich noch gar nicht existent war. Altenmüller hat in all seinen Beiträgen darzustellen versucht, dass Osiris im Alten Reich noch nicht DER Totengott par excellance war, sondern eine Ritualfigur, die aufs Engste mit dem Ritual um das Bettenmachen bzw. das Auferstehungsritual verbunden war. Die sakrale Ausdeutung dieser Ritualfigur erfolgte dann erst am Ende des Alten Reiches und v.a im Mittleren Reich. Obwohl sich die Wiedergeburt des Königs im jenseitigen Bereich vollzieht und die Integration des Gottkönigs in der Götterwelt beschreibt, handelt es sich im Grunde um ein solares – also kosmisches – Phänomen mit Bezug auf die Phasen des Sonnengottes Re (bzw. Re-Atum/Re-Harachte) und nicht um ein rein unterweltlich osirianisches Konzept. Gruss A.
> Antwort auf Beitrag vom: 29.07.2004 um 14:39:05
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