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Ägyptologie Forum >> Pharao & Hofstaat


1) Kriegsrüstung des Montu (Month)?
Werner P. am 27.07.2004 um 20:32:53

Hallo

Könnt Ihr mir über die im Betreff genannte Kriegsrüstung genaueres erzählen
Manch ein Pharao kleidete sich offenbar damit, wenn er in die Schlacht zog. Wie sieht diese Rüstung aus? Bzw: Woraus besteht sie?

Oder allgemein: Wie sieht eine ägyptische (Pharaonen-)Kriegsrüstung aus?

Liebe Grüße

Werner


2) Re: Kriegsrüstung des Montu (Month)?
Werner P. am 31.07.2004 um 12:30:56

Ähhhh...Gibts hier eigentlich niemanden der sich mit der Militärgeschichte des alten Ägyptens auskennt??

Ich wäre schon über Links oder Buchtipps dankbar)

Liebe Grüße

Werner

> Antwort auf Beitrag vom: 27.07.2004 um 20:32:53


3) Re: Kriegsrüstung des Montu (Month)?
 Lutz am 31.07.2004 um 14:13:23

Hallo Werner,

also ich würde mir einfach mal die Darstellungen von Pharaonen in der Schlacht (davon gibts ja einige) näher ansehen und vergleichen.

Wenn es soetwas wie eine "Rüstung" gab sollte man doch Ähnlichkeiten erkennen.

Gruß, Lutz.

P.S.: Was ist mit der Ausstellung "Pharao siegt immer" ? Läuft die nicht noch irgendwo ? Vielleicht wirst Du im Katalog fündig ...

> Antwort auf Beitrag vom: 31.07.2004 um 12:30:56


4) Re: Kriegsrüstung des Montu (Month)?
Werner P. am 01.08.2004 um 10:05:36

Hallo Lutz

Das war ein genialer Tipp...DANKE

Ich hab mich da jetzt mal reingekniet, und hab da einen Erklärungsversuch anzubieten( Bin gespannt ob er in Euren Kritischen Augen standhält)

Könnte es sich bei der Rüstung des Month nicht einfach auch nur um eine schlichte GOLDENE Rüstung( Gold= Fleisch der Götter) gehandelt haben?

Wobei Rüstung wenn man die Darstellungen betrachtet ein wenig...Hmmmm...übertrieben erscheint*gg*

Anscheinend dürfte ( wenn man den Abbildungen glauben schenken darf) der Pharao ausser bronzenen (oder eher Goldenen??) Bein und Armschienen sowie einen Brustpanzer der vorallem aus Leder?? und einem darüberliegenden Kettenhemd artigen Schutz , nichts besonderes an Kampfrüstung getragen haben!

Anscheinend waren die Könige wirklich davon überzeugt das die Aura der Götter sie schützen würde*??*

Liebe Grüße

Werner

> Antwort auf Beitrag vom: 31.07.2004 um 14:13:23


5) Re: Kriegsrüstung des Montu (Month)?
 Lutz am 01.08.2004 um 20:40:41

Hallo Werner,

Zitat:
Könnte es sich bei der Rüstung des Month nicht einfach auch nur um eine schlichte GOLDENE Rüstung( Gold= Fleisch der Götter) gehandelt haben?

Wobei Rüstung wenn man die Darstellungen betrachtet ein wenig...Hmmmm...übertrieben erscheint*gg*

das ist auch meine Vermutung.

Ich denke dabei an das sogenannte "Corselett" aus Tutanchamuns Grabschatz ...
Vielleicht sowas in der Art.

Gruß, Lutz.

> Antwort auf Beitrag vom: 01.08.2004 um 10:05:36


6) Re: Kriegsrüstung des Montu (Month)?
Mubarek am 30.09.2004 um 00:20:24

Im Neuen Reich entwickelte sich eine neue Verteidigunsgwaffe; ein Stück Leder wurde am Lendenschurz befestigt, welches den Bauch schützen sollte. Unter den Ramessiden übernahm man von den Asiaten den siryan, einen biegsamen Harnisch aus Leder, der mit Bronzeschuppen bedeckt war.

> Antwort auf Beitrag vom: 01.08.2004 um 20:40:41


7) Re: Kriegsrüstung des Montu (Month)?
Mubarek am 30.09.2004 um 01:15:06

Noch etwas ausführlicher:

Schon in vordynastischer Zeit verfügte Ägypten über eine organisierte Armee und war ab der 18. Dynastie in der Lage, seine Nachbarn mit dieser zu dominieren.
Im Mittleren Reich wurden die Festungen in Nubien errichtet. Durch Übernahme von Pferd und Streitwagen von den Hyksos sowie deren überlegener Metallverarbeitung wurden diese um 1535 v. Chr. aus Ägypten vertrieben.
Als Bewaffnung sind Pfeil und Bogen bereits in vordynastischer Zeit nachgewiesen, dazu Keule und Stab, mdw, der spätere Spieß oder Speer. Erst ab etwa der 18. Dynastie kam das Schwert in Gebrauch. Das Langschwert sft war eine Stosswaffe, das Chepesch ein scharfes Krummschwert.
Eine Berufsarmee gibt es ab dem Mittleren Reich, deren Soldaten im Regelfall aus der Belehnung mit Feldern für ihren Unterhalt sorgten. Im Kriegsfall, bzw., bei Expeditionen, lag die Leitung theoretisch beim königlichen Schatzmeister, praktisch bei den Beamten der Schatzhausverwaltung. Die sogenannte Sinai-Inschrift gibt Auskunft über die Aufteilung der Mannschaften; die dort genannten 100 Mann sind in Gruppen zu je 10 eingeteilt, wobei der Erstgenannte der Gruppenführer ist. Je 5 solcher Gruppen bilden eine "Hälfte". Der Gruppenführer der 1. Gruppe der zweiten Hälfte ist zugleich Leiter der ganzen Hälfte, während der Gruppenführer der 1. Gruppe als "General" zugleich die ganzen 100 Mann kommandiert.
Bei den Fußtruppen ist dem gemeinen Soldaten (w'w) der "Standartenträger" und diesem der  "Oberst" (hrj pdt) vorgesetzt; die Führer grösserer Einheiten trugen den Titel "Soldatenvorsteher" (mr ms'). Die Versorgung wurde von den beiden "Heeresstellvertretern", die Aushebung und Rekrutierung sowie der Küstenschutz vom "Rekrutenschreiber" (zs nfrw) geleitet.
In ramessidischer Zeit sind vier "Divisionen" nachgewiesen, nämlich Amun, Re, Ptah und Seth. Unbekannt ist, wie viel Abteilungen () zu je 200 Mann auf eine "Division" kamen.
Die Streitwagen waren mit zwei Mann besetzt, dem Kämpfer snn und dem Fahrer ktn. Mehrere Streitwagen, die genaue Zahl ist unbekannt und könnte auch variiert haben, standen unter dem Befehl eines "Stallvorstehers". Der "Stallvorsteher des königlichen Stalls an der Residenz" scheint einen besonders hohen Rang gehabt zu haben. Die oberste Leitung der Streitwagentruppe scheint in den Händen eines "Pferdevorstehers" gelegen zu haben.
Die grundsätzliche Besetzung der Führungspositionen durch Mitglieder des Königshauses oder des Adels ist bisher durch nichts gesichert.
In der prädynastischen Zeit wurden immer noch Steinwaffen neben den neuen Kupferwaffen verwendet, welche erst im Neuen Reich von den Bronzewaffen abgelöst wurden. Die Keule, eine wichtige Waffe in der prädynastischen Zeit, wurde vom König symbolisch während der ganzen historischen Zeit weiter als Prunkwaffe getragen. In der prädynastischen Zeit waren die Keulenkopfformen charakteristisch. Die Keulen mit scheibenförmigem Kopf stammten ursprünglich aus Oberägypten, die Keulen mit birnenförmigem Kopf aus Unterägypten. Die letzten Könige des Südens trugen jedoch noch birnenförmige Keulen: Narmer erschlägt auf seiner Palette seinen Gegner mit einer solchen Keule, und auf einer solchen Zierkeule ist auch die Gründungsstele des Königs Skorpion dargestellt.
Auf dem Messergriff vom Djebel el-Arak sind Krieger abgebildet, die mit Steinmessern und Keulen bewaffnet sind, wobei letztere bereits die Form des Zepters aufweisen.
Andere Waffen dieser Zeit waren das Wurfholz, also eine Art Bumerang, der Bogen, die Schleuder und die Lanze.
Der rechteckige und oben abgerundete Schild wurde aus einem Schildkrötenpanzer, aus Holz oder aus Leder gefertigt.
Die Soldaten des Neuen Reiches waren ebenso bewaffnet oder trugen nur Lanze und Axt oder nur eine Schleuder. Einige trugen einen kleinen Schild und eine Axt. Die Könige verfügten über eine Waffe, die dem Sichelschwert der Herrscher des Neuen Reiches gleicht.
Im Neuen Reich kam der bereits beschriebene Harnisch auf, der auch mit zusätzlichen Halsbergen aus Bronze ausgestattet sein konnte. Seltener trugen die Ägypter den ebenfalls von den Asiaten übernommenen Helm. Ein Teil der Söldnertruppen hatte Helme, die mit halbmondförmigen Helmaufsätzen verziert waren.
In den Abteilungen wurden die Soldaten nebeneinander in Reihen aufgestellt, mit Lanzen und Schildern bewaffnet und in Fünfergruppen aufgeteilt. Der Unteroffizier trug einen Stab und die vier Soldaten hielten in ihrer Rechten entweder einen Dolch oder ein Krummschwert.
Die Söldner trugen ihre einheimischen Waffen: Nubische Bogen mit Doppelwölbung, Lanzen, Keulen, und die sogenannten Seevölker trugen neben dem Helm einen runden Schild sowie ein breites Langschwert mykenischen Typs.
Diese Bewaffung änderte sich in der Spätzeit nicht wesentlich, denn die Bronze wurde erst spät durch das Eisen ersetzt. Die griechischen Sölner trugen die schwere Ausrüstung der Hopliten.
Die blaue Krone, der sogenannte Kriegshelm, wurde seit Beginn der 18. Dynastie vom König getragen. Ob dieser Helm aus Leder oder Metall gefertigt war ist nicht genau nachgewiesen, mehrheitlich wird aber die Metallversion angenommen.

> Antwort auf Beitrag vom: 30.09.2004 um 00:20:24


8) Re: Kriegsrüstung des Montu (Month)?
 Lutz am 01.10.2004 um 10:47:14

Hallo Werner,
Hallo zusammen,

Zitat:
Ich denke dabei an das sogenannte "Corselett" aus Tutanchamuns Grabschatz ...
Vielleicht sowas in der Art.

es gibt von Tuthmosis IV. einen Armreif aus Elfenbein. Die Schnitzerei stellt den König beim Erschlagen der Feinde vor Month dar.
Er trägt darauf ein Oberteil welches aus zwei sich auf seiner Brust kreuzenden Raubvogelschwingen besteht.
Leider hab` ich kein Bild und bin mir nicht sicher in welchem Museum das Teil liegt ...  

Gruß, Lutz.

> Antwort auf Beitrag vom: 01.08.2004 um 20:40:41


9) Re: Kriegsrüstung des Montu (Month)?
Gitta am 02.10.2004 um 13:48:36 - Anhang: ruestung.jpg

Warum in die Ferne schweifen.....

Das Stück ist in Berlin (Inv.-Nr. 21685). Es stammt aus der Borchardt-Grabung in Amarna).

Gitta

> Antwort auf Beitrag vom: 01.10.2004 um 10:47:14


10) Re: Kriegsrüstung des Montu (Month)?
Gitta am 02.10.2004 um 13:49:55 - Anhang: neith3.jpg

Und auch hier haben wir wieder die schützende Kobra mit Sonnenscheibe und "Neith-Zeichen".

Gitta

> Antwort auf Beitrag vom: 02.10.2004 um 13:48:36


11) Re: Kriegsrüstung des Montu (Month)?
Mubarek am 04.10.2004 um 21:44:22

Schöner Reif mit idealisierter Darstellung.

Aber noch einmal kurz zur militärischen Bekleidung; Kriegskleidung Neues Reich

Kopf:
Der Pharao zog im Streitwagen an der Spitze seiner Truppen in die Schlacht. Er musste, trotz oder gerade wegen der hohen Staubentwicklung, als oberster Feldherr deutlich erkennbar sein. Diese militärische Forderung wurde durch das Tragen der blauen Kriegskrone (Helm) erfüllt.
Aus klimatischen Gründen wurden Helme von den ägyptischen Soldaten ( nach G. Rachet) nur ungern getragen und der Pharao bildete sicherlich keine Ausnahme. Also wird auch er für die Schlacht, wie seine Soldaten, die Perücke aufgesetzt haben, die dann als Erkennungszeichen den Kopfreif mit Schlange und Geier erhielt. Eine Regel, wann Helm und wann Perücke und welcher König was bevorzugte, gibt es nicht.

Oberkörper:
Je nach finanzieller Ausstattung war der Oberkörper entweder frei, durch ein Bauch- oder Brustleder oder sogar durch einen Lederharnisch mit aufgesetzten Bronzeschuppen geschützt.
Die Schuppen können können durchaus künstlerisch ausgeführt sein (Horusschwingen).

Unterleib:
Schurz, also ungeschützt.

Arme:
Ungeschützt, bzw., Schutz durch den Schild.

Beine:
Ungeschützt.

Füße:
Sandalen, je nach Rang mit nach oben gebogener Spitze.

Perücke oder Helm:
Das die Perücke gegenüber dem Helm in der Schlacht (nach Westendorf) bevorzugt wurde, lässt sich auch aus dem Wundenbuch (Papyrus Smith) ableiten. Die dort beschriebenen (Kriegs-) Kopfverletzungen sind nur bei Tragen einer Perücke (nach Ackerknecht, Buess u. Koyré) und nur schwerlich bei Tragen eines Helmes möglich.


> Antwort auf Beitrag vom: 02.10.2004 um 13:49:55


12) Re: Kriegsrüstung des Montu (Month)?
Mubarek am 05.10.2004 um 00:27:32 - Anhang: Buchtitel_Fighting_Pharaohs.jpg

Zum Thema Kriegsausrüstung empfehle ich das Buch

Fighting Pharaohs
Weapons and Warfare in Ancient Egypt
von Robert B. Partridge

> Antwort auf Beitrag vom: 04.10.2004 um 21:44:22


13) Re: Kriegsrüstung des Montu (Month)?
 Lutz am 08.10.2004 um 12:14:35

Hallo zusammen,

Zitat:
Schöner Reif mit idealisierter Darstellung.

das ist richtig.

Anzunehemen ist (meiner Meinung nach) das Pharao bei einer rituellen Handlung vor einer bestimmten Gottheit eine dieser Gottheit zumindest wohlgefällige (rituelle) Gewandung trägt.
Daher mein Gedanke es könnte sich um die von Werner gesuchte "Kriegsrüstung des Month" handeln ...

Gruß, Lutz.

> Antwort auf Beitrag vom: 04.10.2004 um 21:44:22