Hallo Michael, weil offenbar keine Postings mehr zu erwarten sind, die sich mit Ti’s Skript befassen möchte ich noch kurz auf zwei Punkte deines letzten Beitrages eingehen... Zitat:
Die von Junge (und ja schon von Erman) erwähnte redundante Schreibweise des .t greift m.E. hier nicht, da es sich ja um eine grammatische Angabe handelt. |
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In der neuägyptischen Sprache ist das ‚–t’ der schwachen Verben sicherlich kein Grammem mehr, wie es noch im Mittelägyptischen der Fall war sondern eher ein Anachronismus. In der Stammvarianten-Tabelle bei Jansen-Winkeln (Spätmittelägyptische Grammatik, Wiesbaden 1996, S. 53) wird z.B. deutlich gezeigt, dass in der von ihm behandelten Textgruppe von 14 ‚iy’-Belegen nur einer (!!!) ein -t aufweist (und hierbei kann es sich um eine Verschreibung aus dem ähnlichen hieratischen Z4 handeln). Ähnliche Verhältnisse liegen auch aus den anderen neuägyptischen Texten vor. Z.B. wird bei den LEM-/LRL- und RAD-Texten klar, dass (speziell bei iy) mehrheitlich kein –t mehr geschrieben oder an dessen Stelle ein anderes Füllzeichen (zB. ‚–j’ [Z4]) notiert wurde. Eine grammatikalisch distinktive Funktion besitzt das ‚–t’ also im Neuägyptischen nicht mehr da es einerseits zu selten notiert wird, das ‚-t’ zum anderen als überflüssiges Füllzeichen bei Nicht-Infinitiv-Formen (zB. oft bei ‚Smj’ und auch bei anderen Verbalklassen s. Junge, S. 102 Wenamun oder ders., S. 190 HorSeth) eine klare Erkennung des Infinitivs kaum möglich macht. Auch wurde das ‚-t’ – wie man aus den koptischen Infinitiven erschließen kann – nicht mehr gesprochen. Die Infinitivform endet bereits im gesprochenen Neuägyptisch auf einem schwachen /e/-, oder /i/-Auslaut, der sich auch im neuägyptischen Schriftbild finden läßt: Zahlreiche Infinitive (u.a. auch ‚iy’ „kommen“) weisen anstelle des ‚–t’ ein ‚–j’ (Z4) auf, was wohl auf den Schwund von /t/ und die vokalische Auslautform /i/ zurückzuführen ist (vgl. m.äg. iy.t > n.äg. ‚iy’ > koptisch ‚EI’ „kommen“). Auch ist das Infinitiv–t KEIN grammatikalischer Feminin-Marker. Dies legt im Neuägyptischen ja bereits der maskuline Artikel ‚pA’ nahe (schon beim pWestcar als ‚pA-iy.t’ „das Kommen“); einige Ausnahmen mit femininem Infinitiv scheint es dennoch gegeben zu haben: z.B. ‚hAb’ und ‚iTA’, die mit ‚tA’-Artikel verwendet wurden. Auch ist das im Neuägyptischen und gelegentlich noch im Demotischen belegte ‚-t’ beim Infinitiv mit Objektanschluß eigentlich kein spezieller Infinitiv-Marker mehr, sondern eine Stützkonstruktion in dem Falle, dass auf den eigentlich nicht mehr gesprochenen Infinitiv-Auslaut ein pronominales Objekt folgt (so heißt es dann zB. gm.t=w „das sie (=Objekt pl.) finden“ oder Dd.t=f „es (=Objekt) sagen“). Ein solcher Einschub eines ‚–t’ war aus aussprachetechnischen Gründen (Silbestruktur) notwendig, nicht aus grammatikalischen. Allerdings wurde auch dieses ‚–t’ für den Objektanschluß i.d.R. nicht notiert (vgl. Junge, S. 87, pD’Orb) Zitat:
Ein Durchblättern von Junges Neuägyptischer Grammatik zeigt mir aber, daß er in diesen Fällen auch das .t schreibt, z.B. S. 63 Mitte im Beispiel pAnastasi. |
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Wenn Du Junge S. 109 (pBM 10052) vergleichst, wirst Du feststellen, dass er für das hier vorliegende Paradigma auch auf die ‚–t’ Markierung in der Transkription verzichtet, obwohl der hieroglyphische Text ein solches ‚–t’ zeigt. Allerdings ist Junge hier selbst wieder inkonsequent wenn er zB. S. 207 eine parallele Konstruktion als ‚jx pAy=k jy.t’ „Was soll dein Kommen...“ (pD’Orb) mit –t (das auch hieroglyphisch geschrieben ist) transkribiert. Dein Beispiel von S. 63 entstammt der Gruppe Präsens I. In der Tat kann man sich fragen, ob beim Präsens I die Infinitiv-Markierung nicht sinnvoll ist, da sie im Schriftbild öfter unterdrückt wird als dass man sie wirklich ausgeschrieben findet (vgl. etwa Junge, S. 88, pD’Orb und KRI I, 238, 14-15; RAD 82,3; LEM 30, 16-31,1; LRL 46, 10-11 usw.; bemerkenswert regelmäßig notiert allerdings beim Verbum rdj „geben“). Wegen des ebenso häufigen Fehlens der Präposition ‚m’/‚Hr’ im Präsens I scheint aber die spezielle Notation des Infinitivs in diesem Falle zur Vermeidung von Verwechslungen halbwegs sinnvoll – klare Transkriptionsregeln wären hier wünschenswert. Ich würde auch hier aber einheitlich verfahren und entsprechend dem rekonstruierbaren Neuägyptisch auf ein ‚–t’-Notierung bei schwachen Verben verzichten. Eine Transkription ‚iy(.t)’ wäre allerdings auch falsch, da eine Klammersetzung vorgaukelt, der Konsonant ‚–t’ sei gesprochen worden und nur im Schriftbild nicht notiert. Ein auslautendes ‚–t’ ist aber – wir wir oben bereits für das Koptische festgestellt haben – nicht mehr gesprochen worden! Würden wir dagegen an dieser Stelle ‚iy.t’ o.ä. transkribieren, imitieren wir damit nur das aktuelle (zufällige) Schriftbild, ohne die generelle Lautentwicklung (und mehrheitlich auch die Schreibentwicklung) des Neuägyptischen zu berücksichtigen. Wie wäre dann mit Belegen zu verfahren die eben KEIN ‚–t’ notieren? Orientieren wir uns streng an der „geschriebenen Form“ müssten wir konsequenter Weise auch sämtliche –y’s, –w’s oder –tw’s wiedergeben, die ja in neuägyptischen (v.a. hieratischen) Texten als Lückenfüller inflationär gebraucht wurden (oder besaßen sie doch eine grammatische Funktion?). Das ist aber kaum sinnvoll! ...wäre bestimmt eine interessante neue Diskussion zu den „written forms“... ...
> Antwort auf Beitrag vom: 16.09.2004 um 14:42:31
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