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Ägyptologie Forum >> Pharao & Hofstaat


1) Thron
Gitta am 17.08.2005 um 23:13:49 - Anhang: Thron.jpg

Hallo zusammen,

ich möchte auf einen Mallawi-Nachtrag von Lutz im Fotoalbum1 hinweisen. Im dortigen Museum ist ein Stück Goldfolie ausgestellt


(Foto: Tawabet)


und wir haben darüber gerätselt, woher sie wohl stammen mag. Von irgendwelchen aussagefähigen Labels kann man in diesem Museum leider nur träumen. Es sieht so aus, als handelte es sich um die ehemalige Vergoldung (vielleicht?) eine Thrones. Man muss sich dazu vorstellen, dass die Folie an der roten Linie (s.u.) nach hinten geknickt war, so dass die jetzige linke Seite die Rückseite bildet. Gibt es Informationen darüber, wie die Rückenlehne eines Götter-/Königsthrones von außen dekoriert war? Es soll eine Arbeit über Throne geben. Leider kenne ich weder Titel noch Autor (Letzteren wusste ich - ist mir aber entfallen)

Gitta


1: http://www.aegyptologie.com/forum/cgi-bin/YaBB/YaBB.pl?action=albumthumb&idn=20050815021250


2) Re: Thron
 Michael Tilgner am 17.08.2005 um 23:30:16

Liebe Gitta,

bei der Arbeit handelt es sich um:

Klaus P. Kuhlmann, Der Thron im Alten Ägypten. Untersuchungen zu Semantik, Ikonographie und Symbolik eines Herrschaftszeichens, Verlag J.J. Augustin, Glückstadt, 1977 (Abhandlungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo, Ägyptologische Reihe, Bd. 10)

Viele Grüße,
Michael Tilgner

> Antwort auf Beitrag vom: 17.08.2005 um 23:13:49


3) Re: Thron
Mubarek am 18.08.2005 um 12:00:16 - Anhang: Thronblech_C.JPG

Das Blech hat mehrere Falzachsen.
Allem Anschein nach ist das Goldblech von einem noch recht ungeübten Restaurator regelrecht "plattgemacht" worden.
Du kannst Dir die Konstruktion in etwa so wie den Krönungsthron der Deutschen Kaiser im Aachener Dom vorstellen.

> Antwort auf Beitrag vom: 17.08.2005 um 23:30:16


4) Re: Thron
Gitta am 18.08.2005 um 14:22:45

Hallo Mubarek,


Zitat:
Du kannst Dir die Konstruktion in etwa so wie den Krönungsthron der Deutschen Kaiser im Aachener Dom vorstellen.


Mit hängenden Papyrusdolden auf der Rückenlehne?

Gitta

> Antwort auf Beitrag vom: 18.08.2005 um 12:00:16


5) Re: Thron
 Gast_A. am 18.08.2005 um 19:01:34 - Anhang: Thron_Falz.jpg

Hallo Mubarek,

kannst Du mir bitte mal in 3D zeichnen, wie Du dir den Thron dann vorstellst? Du hast wohl ein paar Falzränder zuviel "rekonstruiert". Die m.E. fraglichen/überflüssigen Stellen habe ich mit "?" markiert.

Gruß A.

> Antwort auf Beitrag vom: 18.08.2005 um 12:00:16


6) Re: Thron
Gitta am 18.08.2005 um 21:19:28

Aber so könnte er vielleicht ausgesehen haben:






Hat man eigentlich jemals einen Thron gefunden? Wenn nicht und vorausgesetzt die Annahme von Lutz, es handele sich um die Überreste einer Götterthronvergoldung, dann wüssten wir wenigstens in etwa, wie sowas ausgesehen hat.

Gitta

> Antwort auf Beitrag vom: 18.08.2005 um 19:01:34


7) Re: Thron
 Lutz am 19.08.2005 um 01:17:44

Hallo zusammen,

hier ein Foto aus dem Tempel Sethos I. in Abydos, Osiris auf einem "Rishi-Thron" :



Solch Teil mein` ich ... Kennt jemand einen Thot auf dieser Art Thron (nähe Mallawi zu Chemenu / Hermopolis) ?

Grüße, Lutz.

> Antwort auf Beitrag vom: 18.08.2005 um 21:19:28


8) Re: Thron
Mubarek am 19.08.2005 um 01:31:48

Gitta@

Zitat:
Mit hängenden Papyrusdolden auf der Rückenlehne?


Die würden in dem Falle nicht hängen sondern stehen, da sie an dem entsprechenden Falz "nach hinten geklappt" sind und die Verblendung des äusseren Rückteils bilden.
Aber ob's stimmt? - Ist nur so eine Idee. Und den Aufwand, ein Papiermodell nachzubasteln und zu falzen, den mag ich nicht betreiben.
Im Foto kann ich nicht deutlich genug erkennen, ob es Falze oder Schnitte sind. Ein Anhalt für die Grösse wäre auch recht hilfreich.
Hmm, in Deinem Modell scheinen gewisse Dolden auch zu hängen
Aber ich denke, Dein Thrönchen dürfte dem Original schon recht nahe kommen.

> Antwort auf Beitrag vom: 19.08.2005 um 01:17:44


9) Re: Thron
 Udimu am 19.08.2005 um 08:26:18 - Anhang: bootsmodel.jpg

hi,

hier ist ein solcher Thron erhalten, aus dem Grab des Tutanchamun.



Gruss
Udimu

> Antwort auf Beitrag vom: 19.08.2005 um 01:31:48


10) Re: Thron
Gitta am 19.08.2005 um 09:35:29

Dann stammt die Folie wohl von so einem Stück. Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, mal in den Grabschatz von Tut zu schauen (ich dachte eigentlich, Lutz hätte alle Stücke im Kopf  ).

Nun wäre es noch interessant, woher diese Reste sind. Aber das wird man wohl nicht rauskriegen.

@Michael
Ich war mir ziemlich sicher, dass Du die Publikation über Throne kennst. Leider komme ich nicht daran - und inzwischen hat es sich ja auch fast erledigt. Danke trotzdem

Gitta

> Antwort auf Beitrag vom: 19.08.2005 um 08:26:18


11) Re: Thron
 Lutz am 20.08.2005 um 12:01:15


Zitat:
ich dachte eigentlich, Lutz hätte alle Stücke im Kopf

Gitta, das Zeuch liegt doch (fast) alles in Cairo im Museum ...  

Gruß, Lutz.

> Antwort auf Beitrag vom: 19.08.2005 um 09:35:29


12) Re: Thron
Gitta am 21.08.2005 um 19:42:10


Zitat:
Gitta, das Zeuch liegt doch (fast) alles in Cairo im Museum


Ja, aber virtuell hast Du doch (fast) alles im Gedächtnis abgespeichert, was Deine Lieblingssippe anbelangt

Reeves schreibt in seinem "The Complete Tut...", dass Modellboote scheinbar Standard für königliche Begräbnisse der 18. Dynastie waren. Das von Udimu eingestellte Foto zeigt eines von vier Sonnenbooten aus dem Grabschatz, die allesamt mit einem solchen Thron ausgestattet waren. Das hieße, die Goldfolie aus Mallawi müsste aus einem königlichen Begräbnis der 18. Dynastie stammen. Lutz hatte wegen der Ausführung der Goldschmiedearbeit auch schon auf 18. Dynastie getippt. Es wäre wirklich interessant zu erfahren, wo die Goldfolie gefunden wurde. Obwohl sie jetzt in Mittelägypten ausgestellt ist, aus Amarna dürfte sie wohl nicht stammen. Das passt nicht zur Aton-Philosophie.

Ein Wunder, dass sie die Grabräuberei überlebt hat.

Gitta

> Antwort auf Beitrag vom: 20.08.2005 um 12:01:15


13) Re: Thron
 Udimu am 21.08.2005 um 23:05:48

Hi,

das Amarnakönigsgrab scheint mir gar nicht so unmöglich als Fundort dieses Goldbleches.

1. Wir wissen wenig über die Grabausstattungen dieser Zeit, doch scheinen sie nicht ganz so anders zu der Periode davor oder danach gewesen zu sein (z.B. Sarg, Kanopen, Uschebtis sind gut in der Amarnazeit gut belegt).

2. Vor allem scheint mir doch ein Sonnenboot sehr gut in den Amarnakontext zu passen!

Das ist nur eine Vermutung
Gruss
Udimu

> Antwort auf Beitrag vom: 21.08.2005 um 19:42:10


14) Re: Thron
 Lutz am 22.08.2005 um 11:45:19

Hallo Gitta + Udimu,
Hallo zusammen,

Zitat:
virtuell hast Du doch (fast) alles im Gedächtnis abgespeichert, was Deine Lieblingssippe anbelangt

... aber eben leider nur "fast" ...  

Zitat:
Das von Udimu eingestellte Foto zeigt eines von vier Sonnenbooten aus dem Grabschatz, die allesamt mit einem solchen Thron ausgestattet waren. Das hieße, die Goldfolie aus Mallawi müsste aus einem königlichen Begräbnis der 18. Dynastie stammen.

Das ist zwar auch meine Hoffnung aber ich halte es nicht für zwingend.

Bei dem "Rishi-Thron" scheint es sich meiner Meinung nach schlicht und ergreifend um den Horus-Thron zu handeln.
Bestimmte Götter (Osiris, Horus, Amun) werden sitzend vorzugsweise auf diesem Thron dargestellt.
Das Goldblech kann also auch aus einem Tempel stammen (der des Thot in Chemenu würde sich anbieten), vielleicht als Sitz des Gottes im Schrein der Prozessionsbarke (?).

Ich habe eine Studentin gebeten mir aus der Stabi den Kuhlmann mitzubringen (51,00 Euro sind mir zu teuer).
Ich hoffe sie denkt dran ...

Gruß, Lutz.

> Antwort auf Beitrag vom: 21.08.2005 um 23:05:48


15) Re: Thron
 Lutz am 25.08.2005 um 15:31:38

Hallo zusammen,

hier die relevanten Passagen aus der von Michael erwähnten Arbeit von Klaus P. Kuhlmann.

Fehler / Merkwürdigkeiten bei der Wiedergabe von Hieroglyphen und Transliteration sind mir anzulasten - bin offensichtlich zu blöd Glyph in meine Fonds zu kopieren    .


Zitat:
Der Blockthron

Soweit den Darstellungen zu entnehmen ist, hat dieses Möbel seit dem Alten Reich aus einem leicht transportablen,
würfelförmigen Holzkasten (mit offener Unterseite ?) bestanden, dessen Kanten seit der Zeit des Mykerinos durch ein Farbband verziert werden, das vergleichbare Sitze von Privatpersonen nicht aufweisen.

Nach dem Kriterium des Vorhandenseins bzw. Fehlens einer Rückenlehne läßt sich der Blockthron in zwei Typen gliedern,
die sich ihrerseits wieder durch die unterschiedliche Dekoration ihrer Seiten in eine Anzahl ikonographischer Varianten aufteilen. Der erste Typ, in dem man wohl die Grundform des Blockthrones erkennen muß, wird durch den einfachen Block ohne Lehne repräsentiert, der zweite, der nach seinem Überwiegen in den Darstellungen als Hauptform zu bezeichnen ist, weist eine sehr kurze Rückenlehne auf, über die ein (mehrfach gefaltetes ?) Tuch oder Polster fällt, das — entgegen dem Augenschein der meisten Darstellungen — wahrscheinlich auch die Sitzfläche bedeckte.

Es läßt sich aus dem zur Verfügung stehenden Material der historischen Zeit nicht bestimmen, ob und in welcher Form der Blockthron früh- und prähistorisch in Gebrauch war; er könnte, besonders in seiner Grundform, Vorläufer aus geschichtetem und verknüpften Rohr haben, was möglicherweise auch die merkwürdig kurze, kaum funktionsfähige Rückenlehne erklärt, da eine lange Lehne mit entsprechend stärkerer Hebelwirkung nur schwer in einem Rohrbündel hätte verankert werden können.
Allerdings ist auch ein ortsgebundener, aus Lehmziegeln aufgemauerter oder steinerner Sitz nicht auszuschließen.



Grundform

Die Blockthron-Grundform ohne Rückenlehne findet sich vornehmlich im Alten Reich und ist, von wenigen Ausnahmen abgesehen, auf die Rundplastik beschränkt.
Das oftmals mit sich der Neigung der Oberschenkel anpassendem, nach vorne leicht abfallendem Sitzbrett dargestellte Möbel weist teils glatte, unverzierte Seiten auf, teils trägt es auf ihnen den Namen des Königs oder ist in Form eines Rahmens gestaltet, in den das Zeichen der Vereinigung der beiden ägyptischen Landeshälften, zmA-&Awj, eingelassen ist.
Von beiden Dekorationsformen ist nur die letztere nahezu unverändert in späterer Zeit wiederholt worden, die Beschriftung mit dem Königsnamen wurde vielfältig variiert und kombiniert.



Hauptform

Drei, entsprechend der Gestaltung der Thronseiten klassifizierbare Varianten lassen sich unter der Hauptform zusammenfassen:

1. Relativ selten ist die Form, die, wie bei einem Teil der Grundform, ein über die ganze Seitenfläche sich erstreckendes Vereinigungssymbol zeigt, oder diesem als Erweiterung rechts und links zwei Götter hinzufügt, die die beiden Wappenpflanzen an den Schaft der zmA-Hieroglyphe binden;

2. Die unter allen Throndarstellungen absolut häufigste zeigt in der hinteren unteren Ecke der Seite einen rechteckigen Winkel, dessen üblicherweise längerer Vertikalschenkel an die Unterkante stößt, während der kürzere Horizontalschenkel an die Hinterkante läuft, so daß die Thronseite das Aussehen der Hieroglyphe    Hwt, erhält; aus diesem Grund wird hier auf diese Thronform als " Hwt - Blockthron " Bezug genommen;

3. Seltener als mit dem Hwt-Zeichen wird die Thronseite durch die sog. "Palastfassade", srx, verziert, doch läßt sich beobachten, daß gerade dieser Typ in der Ramessiden-Zeit weit verbreitet ist und besonders gerne neben dem Hwt-Blockthron
als Göttersitz vorkommt; auf Grund ihrer Dekoration wird diese Thronvariante hier als " srx - Blockthron " bezeichnet.



Seltenere Varianten

Wie bereits oben bemerkt, sind Blockthron-Hauptformen anderer, als der unter 2.) und 3.) angeführten Dekorationsweise nur selten zu finden.

Den frühesten Beleg stellt ein Relief aus der Zeit Mentuhotep-Nebhepetre's (II.), das einen Thron zeigt, über dessen ganze Seitenfläche sich ein zmA-&Awj-Symbol erstreckt, wobei die zmA-Hieroglyphe genau in der Vertikalachse des Körpers des Königs liegt.

Es besteht kein Zweifel, daß diese Art der Dekoration kunsthistorisch gesehen an die entsprechende Verzierung der
Blockthron-Grundform aus dem Alten Reich anknüpft, und auch die genannte Erweiterung dieses Symbols zu einer Darstellung, die zwei Gottheiten beim Anknüpfen der beiden Wappenpflanzen an das zmA zeigt, ist als Motiv nicht unbekannt, sondern findet sich bereits unter Mykerinos an der Grundform.

Neu ist dagegen der erstmals unter Amenemhet I. unternommene Versuch, den Gedanken der Bindung der beiden Länder an
die Person des Königs noch einprägsamer sichtbar werden zu lassen, indem man den Namensring des Königs unmittelbar auf die zmA-Hieroglyphe setzt. Diese Art der Darstellung, kombiniert mit dem älteren Motiv der zmA-&Awj + Götter-Gruppe, setzt sich unter Sesostris I. fort und findet sich im Neuen Reich bevorzugt an den Kolossalfiguren Amenophis' III. und der Ramessiden, doch trifft man auch weiterhin noch die ältere Dekorationsweise an.

Ihrer interessanten Darstellungen und Beischriften wegen verdienen es besonders die Throne der zehn Kalksteinstatuen
Sesostris' I. aus Lischt, exemplarisch für den Typus einer relativ späten, zeitlich vorhergehende Dekorationsmotive auf
sich vereinigenden Thronform schwächerer Verbreitung vorgestellt zu werden.

(Anm.: Aus Platzgründen ausgelassen.)


> Antwort auf Beitrag vom: 22.08.2005 um 11:45:19


16) Re: Thron
 Lutz am 25.08.2005 um 15:33:06

Teil 2 :


Zitat:
Der  Hwt - Blockthron

Die älteste gesicherte Darstellung eines  Hwt - Blockthrones, wie ihn der König besitzt, findet sich auf der archaischen Speisetischplatte Nr. 41 ("Bankfield-Stele"), deren Besitzer dem Königshaus entstammte, selbst aber nicht regierte.

Im Alten Reich tritt diese Thronform seit der III. Dynastie in den hieroglyphischen Throndeterminativen und seit der
V. Dynastie auch im Relief auf, während sie rundplastisch erst ab der VI. Dynastie durch ein kleines Alabasterfigürchen Pepi's I. sicher zu belegen ist und in der Großplastik erst im Neuen Reich auftaucht.

Wollte man dem Augenschein der Darstellungen trauen, so zerfiele der Hwt-Blockthron seinerseits in eine Vielzahl von Dekorations-Varianten, ohne daß sich allerdings eine Regel in ihr Auftreten bringen ließe. Bei genauer Betrachtung in Tempeln und Gräber kann man aber an vielen Throndarstellungen erkennen, daß die meisten dieser vermeintlichen "Varianten" durch teilweisen oder gänzlichen Verlust ihrer Bemalung Zustandekommen und daher erwiesenermaßen oftmals nur Phasen eines mehr oder minder fortgeschrittenen Zerfalls der ursprünglichen Dekoration vorliegen.

Als Elemente dieses Dekors lassen sich bis in griechisch-römische Zeit hinein feststellen: (1) Verschiedenfarbige, horizontale Streifen; (2) feder-artiges Muster, in dem man nach Ausweis besonders sorgfältig gearbeiteter Thronhieroglyphen von der sog. "weißen Kapelle" Sesostris' I. in Karnak schuppenförmige Federplättchen zu sehen hat; (3) Das Symbol der Vereinigung der beiden Länder.

Die frühesten Belege gemalten Federdekors stammen aus der V. Dyn. (s.: L. borchardt, Sahu-Re). Aus der XI. Dyn. stammt ein Beleg, der Mentuhotep II. auf einem Thron zeigt, der noch Spuren von Federdekor aufweist (s.: H. G. evers, Staat aus dem Stein I, Taf. 10).

Exemplare aus dem Neuen Reich zeigen nun, daß gemalte Throne auf der um den Winkel in der Ecke verbleibenden
Seitenfläche zunächst die Farbstreifen als Untergrund erhielten und man dann mit Weiß (bzw. einer anderen, sich vom Untergrund abhebenden Farbe) die Kontur der Federplättchen auftrug.
Meist fielen zuerst die Farbpigmente dieser Federn teilweise oder gänzlich ab, so daß nur die Farbstreifen zurückblieben;
schließlich konnten auch diese noch verschwinden, desgleichen ein aufgemaltes Vereinigungssymbol, so daß alle möglichen Formen bis hin zum gänzlich undekorierten Thron vorkommen, dessen ursprüngliche farbige Bemalung nur noch durch Parallelen zu erschließen ist.

Nachdem sich nun einerseits für das Neue Reich an guterhaltenen, großen und repräsentativen Darstellungen in Tempeln und Gräbern feststellen läßt, daß der Blockthron des Königs und der Gottheit in der Regel Federdekor und ein  zmA-&Awj - Symbol in der durch den Eckwinkel unten ausgesparten Fläche besaß, und andererseits diese Dekoration auch schon in den weniger gut dokumentierten Zeiten des Alten und Mittleren Reichs auftritt, muß man wohl folgern, daß die Hauptdekoration des Hwt - Blockthrons aus Federdekor und Vereinigungssymbol bestanden hat und in ebendieser Form auch in den offiziellen, wichtigen Darstellungen in Tempeln und Gräbern abgebildet wurde; undekorierte Beispiele entsprachen sicher nicht der Norm, sie werden auf Verfall oder Nicht-Fertigstellung zurückzuführen sein, und wohl nur bei kleinen oder flüchtigen Darstellungen hat man diese aufwendige Dekorationsweise bewußt unterlassen.

Von einer Variante zu dem oben angesprochenen Dekorationstyp muß man jedoch bei denjenigen Thronformen sprechen, die auf die Federplättchen verzichten und vereinfacht nur die Farbstreifen oder eine einfarbige Fläche zeigen. Sie treten zumeist in schematischen, anspruchslosen Darstellungen (wie z.B. Götterreihen in den Vignetten von Totenpapyri) auf und zeigen in der Regel kein Vereinigungssymbol in dem ausgesparten Eckwinkel.

Ganz vereinzelt wird das Verhältnis der Darstellungsflächen von Federmuster und Vereinigungssymbol variiert, indem die
Federplättchen in das ausgesparte Rechteck auf der Thronseite, in dem sonst das Semataui erscheint, versetzt werden oder die ganze Seitenfläche bedecken.

In der Ramessiden-Zeit findet sich anstelle des einfachen Symboles auch die mit zwei Göttern erweiterte Gruppe in dem
umgrenzten Eckwinkel der Hwt - Blockthrone.

Seit dem Alten Reich läßt sich der Gebrauch des Hwt - Blockthrons durch den König dann feststellen, wenn ihn die Darstellungen im Verkehr mit den Göttern zeigen; im Neuen Reich tritt er nun auch bei anderen Gelegenheiten auf, wie u.a. folgende thebanischen Gräber der der XVIII. Dynastie zeigen:

1. Theb.Grab Nr. 110 (Dhwtj); Zeit: Hatschepsut — Thutmosis III.;  Szene: König in Kiosk erhält Blumengebinde;
Anbringungsort: QRr (s. PM I, i, S. 228,9). Thron: zerstört, Spuren von Farbstreifen.

2. Theb.Grab Nr. 100 (Jrhj Mr-Rcw); Zeit: Thutmosis III. — Amenophis II.; Szene: König in Kiosk setzt Grabherrn als Vezir ein; Anbringungsort: QR1 (s. PM I, i,s-2°9>5)- Thron: zerstört, Spuren von Federdekor.

3. Theb.Grab Nr. 42  (Jmnw Msj); Zeit: Thutmosis III. — Amenophis II.;  Szene: König in Kiosk erhält Tribut; Anbringungsort: QR1 (s. PM I, i, S. 82,5). Thron: Federdekor und Vereinigungssymbol.

4. Theb.Grab Nr. 43  (Nfr-Rnpt); Zeit: Amenophis II (?);  Szene:  König in Kiosk erhält Blumengebinde; Anbringungsort:
QRr (s. PM I, i, S. 84,4). Thron: Farbstreifen.


(Anm.: Es folgen weitere Beispiele, alle aus thebanischen Gräbern des Neuen Reiches.)


> Antwort auf Beitrag vom: 25.08.2005 um 15:31:38


17) Re: Thron
 Lutz am 25.08.2005 um 15:36:56

Teil 3 :


Zitat:
Es ist in diesem Zusammenhang bemerkenswert, daß der  Hwt - Blockthron, obwohl mit Bestimmtheit der königlich-göttlichen Sphäre verhaftet und nicht wie der Löwenthron in vereinfachter Form auch in den oberen Gesellschaftsschichten Ägyptens verbreitet, gelegentlich auch bei Mitgliedern des Königshauses und sogar Privatleuten auftaucht, jedoch stets nur dann, wenn die Darstellung einem Toten gilt.

Symbolik

Der Hwt-Blockthron

Wenn, wie es vereinzelt geschehen ist, der Blockthron ohne Lehne dargestellt wird, oder man sich diese einfach fortdenkt, so gleichen seine Seiten überdimensionalen
Hieroglyphen, die einen ummauerten Bezirk darstellen.
Die Lesung des mit dem
- Zeichen geschriebenen Wortes
lautet Hwt, sein Inhalt umfaßt verschiedene Begriffe wie "Palast" und "Tempel" einerseits, "Umwallung" und "Verwaltungsbezirk" andererseits.

Semantisch-etymologisch betrachtet hängt das Wort mit der semitischen Wurzel Hwj "einschließen, umfassen" zusammen, wird also die Grundbedeutung "Einfriedung, Umwallung" haben. In diesem Gebrauch hat es den heiligen Bezirk (temenos, templum) mit dem Wohnhaus des Gottes oder göttlichen Königs bezeichnet und ist durch Sinnberührung auf die Gebäude in diesem Bezirk, Palast und Tempel, übertragen worden; auf Grund von Sinnähnlichkeit kann es auch jede andere auf irgendeine Weise be- oder umgrenzte Fläche, z.B. eines Landes- und Verwaltungsbezirks, bezeichnen.

Da sich bei einem allseitig geschlossenen Sitzkasten wie dem Blockthron keine plausible Erklärung für den in der hinteren, unteren Ecke dargestellten Winkel finden läßt, wird man kaum fehlgehen in der Annahme, daß es sich hierbei tatsächlich um eine Verzierung handelt, die der Thronseite bewußt das Aussehen der Hwt-Hieroglyphe verleihen sollte.

Stellte man also Personen auf einer  Hwt  sitzend dar, so verband sich damit wohl zunächst einmal die Idee, sie als deren Besitzer zu kennzeichnen. Der tiefere Sinn dieser Kennzeichnungsabsicht wird jedoch augenblicklich klar, wenn man sich vergegenwärtigt, daß die Bedeutung der Hwt als temenos den Thronenden als "heilig", Dsr, auswies, denn Heiligkeit kommt für den Ägypter in der "Absonderung", Dsr, von der Welt des Profanen zum Ausdruck und fand in den abweisenden Hofmauern von Tempel und Palast ein eindrückliches Sinnbild.
Mit dem Hwt-Zeichen versehene Throne sind daher eigentlich Göttersitze, sie symbolisieren in erster Linie die "Besonderheit" ihres Besitzers und weisen beim Herrscher auf dessen in Vertretung der Königsgötter ausgeübtes Amt hin.

Das erklärt nun auch, warum sich diese Dekoration nie an gleichartigen Sitzen "profaner" Personen findet, es sei denn, es handelt sich um Verstorbene; denn Tote sind ja der osirianischen Göttlichkeit teilhaftig geworden und führen nunmehr selbst ein abgeschiedenes Leben in tA Dsr, dem von der Welt der Lebenden getrennten, heiligen Bezirk der Nekropole.

Symbolwert besitzt am Hwt-Blockthron natürlich auch das Vereinigungszeichen, über dessen Bedeutung bereits oben gehandelt wurde und das deshalb hier nicht mehr erörtert zu werden braucht.
Was seine Anbringung in der rechteckigen Innenzeichnung der Hwt anbelangt, so könnte es sich dabei um eine rein ästhetische Lösung des Problems seiner Unterbringung handeln.

Geht man jedoch von der Möglichkeit aus, daß dieser Eckwinkel den Toreingang zum Palastbezirk darstellt, so läßt sich dahinter möglicherweise die Absicht entdecken, die Innenzeichnung dem Schmuck des Hoftores mit Binse und Papyrus anzugleichen.

Die Federplättchen auf den Thronseiten besitzen dagegen wohl eher Dekorationswert, wenngleich ein evtl. beabsichtigt
gewesener Symbolwert nicht ausgeschlossen werden kann.
Zwar erscheint der Bezug auf das Federkleid von Vöglen so signifikant, daß man unwillkürlich an ein Kennzeichen für den König als Falken auf dem "Horusthron" denkt, doch dürfte allein schon die Tatsache, daß dieser Schmuck bei allen Göttern und nicht nur auf Horus beschränkt am Thron erscheint, eine speziell das Horuskönigtum betreffende Symbolik ausschließen.

Federdekor könnte daher höchstens ein ganz allgemeines Symbol für der göttlichen Sphäre verhaftete Dinge sein, tritt er doch als Federkleid auch in der Götterikonographie auf.

Allerdings ist dasselbe Muster schon relativ früh (11. Dyn.) auch als Kleiderdessin bei Dienerinnenfiguren nachzuweisen;
folglich scheint es (späterhin ?) ein populäres Ziermuster für Stoffe gewesen zu sein.


Abbildungen Block-Throne1

Gruß, Lutz.

Anm.: habe die Gardiner-Zeichen in Hieros umgesetzt
Gitta


Danke, Lutz.  

> Antwort auf Beitrag vom: 25.08.2005 um 15:33:06


1: http://www.aegyptologie.com/forum/cgi-bin/YaBB/YaBB.pl?action=albumshow&idn=20050815021250&start=5