Es ist in diesem Zusammenhang bemerkenswert, daß der
Hwt - Blockthron, obwohl mit Bestimmtheit der königlich-göttlichen Sphäre verhaftet und nicht wie der Löwenthron in vereinfachter Form auch in den oberen Gesellschaftsschichten Ägyptens verbreitet, gelegentlich auch bei Mitgliedern des Königshauses und sogar Privatleuten auftaucht, jedoch stets nur dann, wenn die Darstellung einem Toten gilt.
Symbolik
Der
Hwt-Blockthron
Wenn, wie es vereinzelt geschehen ist, der Blockthron ohne Lehne dargestellt wird, oder man sich diese einfach fortdenkt, so gleichen seine Seiten überdimensionalen
Hieroglyphen, die einen ummauerten Bezirk darstellen.
Die Lesung des mit dem
- Zeichen geschriebenen Wortes
lautet
Hwt, sein Inhalt umfaßt verschiedene Begriffe wie "Palast" und "Tempel" einerseits, "Umwallung" und "Verwaltungsbezirk" andererseits.
Semantisch-etymologisch betrachtet hängt das Wort mit der semitischen Wurzel
Hwj "einschließen, umfassen" zusammen, wird also die Grundbedeutung "Einfriedung, Umwallung" haben. In diesem Gebrauch hat es den heiligen Bezirk (temenos, templum) mit dem Wohnhaus des Gottes oder göttlichen Königs bezeichnet und ist durch Sinnberührung auf die Gebäude in diesem Bezirk, Palast und Tempel, übertragen worden; auf Grund von Sinnähnlichkeit kann es auch jede andere auf irgendeine Weise be- oder umgrenzte Fläche, z.B. eines Landes- und Verwaltungsbezirks, bezeichnen.
Da sich bei einem allseitig geschlossenen Sitzkasten wie dem Blockthron keine plausible Erklärung für den in der hinteren, unteren Ecke dargestellten Winkel finden läßt, wird man kaum fehlgehen in der Annahme, daß es sich hierbei tatsächlich um eine Verzierung handelt, die der Thronseite bewußt das Aussehen der
Hwt-Hieroglyphe verleihen sollte.
Stellte man also Personen auf einer
Hwt sitzend dar, so verband sich damit wohl zunächst einmal die Idee, sie als deren Besitzer zu kennzeichnen. Der tiefere Sinn dieser Kennzeichnungsabsicht wird jedoch augenblicklich klar, wenn man sich vergegenwärtigt, daß die Bedeutung der
Hwt als temenos den Thronenden als "heilig",
Dsr, auswies, denn Heiligkeit kommt für den Ägypter in der "Absonderung",
Dsr, von der Welt des Profanen zum Ausdruck und fand in den abweisenden Hofmauern von Tempel und Palast ein eindrückliches Sinnbild.
Mit dem
Hwt-Zeichen versehene Throne sind daher eigentlich Göttersitze, sie symbolisieren in erster Linie die "Besonderheit" ihres Besitzers und weisen beim Herrscher auf dessen in Vertretung der Königsgötter ausgeübtes Amt hin.
Das erklärt nun auch, warum sich diese Dekoration nie an gleichartigen Sitzen "profaner" Personen findet, es sei denn, es handelt sich um Verstorbene; denn Tote sind ja der osirianischen Göttlichkeit teilhaftig geworden und führen nunmehr selbst ein abgeschiedenes Leben in
tA Dsr, dem von der Welt der Lebenden getrennten, heiligen Bezirk der Nekropole.
Symbolwert besitzt am
Hwt-Blockthron natürlich auch das Vereinigungszeichen, über dessen Bedeutung bereits oben gehandelt wurde und das deshalb hier nicht mehr erörtert zu werden braucht.
Was seine Anbringung in der rechteckigen Innenzeichnung der
Hwt anbelangt, so könnte es sich dabei um eine rein ästhetische Lösung des Problems seiner Unterbringung handeln.
Geht man jedoch von der Möglichkeit aus, daß dieser Eckwinkel den Toreingang zum Palastbezirk darstellt, so läßt sich dahinter möglicherweise die Absicht entdecken, die Innenzeichnung dem Schmuck des Hoftores mit Binse und Papyrus anzugleichen.
Die Federplättchen auf den Thronseiten besitzen dagegen wohl eher Dekorationswert, wenngleich ein evtl. beabsichtigt
gewesener Symbolwert nicht ausgeschlossen werden kann.
Zwar erscheint der Bezug auf das Federkleid von Vöglen so signifikant, daß man unwillkürlich an ein Kennzeichen für den König als Falken auf dem "Horusthron" denkt, doch dürfte allein schon die Tatsache, daß dieser Schmuck bei allen Göttern und nicht nur auf Horus beschränkt am Thron erscheint, eine speziell das Horuskönigtum betreffende Symbolik ausschließen.
Federdekor könnte daher höchstens ein ganz allgemeines Symbol für der göttlichen Sphäre verhaftete Dinge sein, tritt er doch als Federkleid auch in der Götterikonographie auf.
Allerdings ist dasselbe Muster schon relativ früh (11. Dyn.) auch als Kleiderdessin bei Dienerinnenfiguren nachzuweisen;
folglich scheint es (späterhin ?) ein populäres Ziermuster für Stoffe gewesen zu sein.