Archiv des alten Ägyptologie-Forum

Re: Ketzer ! Waren Echnatons Ideen wirklich so falsch???

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Geschrieben von Jörg Müller am 22. März 2001 13:16:51:

Als Antwort auf: Re: Ketzer ! Waren Echnatons Ideen wirklich so falsch??? geschrieben von Dr. Karl H. Leser am 22. März 2001 11:39:37:

>>Hallo Anchesenamun, hallo NebtauiAmunRe!
>Ich weiß nicht, ob Ihr die philosophische Arbeitsweise der "Sophisterei" kennst - nun, das Verfahren geht wie folgt: "Man nehme ein Haar und spalte es!" *g*
>Geh´n wir mal nach der Methode vor:
>>Ach ja... ich glaube nicht, daß es allein aus dem alten Ägypten herrührt, daß Echnaton als Ketzer bekannt ist.
>Der Begriff "Ketzer" tauch sicherlich nicht im alten Ägypten auf. Es ist ein relativ moderner Begriff, mit dem eine Person bezeichnet wird, "die von der anerkannten Kirchenlehre abweicht. Ein Irrgläuber. Einer, der sich gegen geltende Meinungen auflehnt." (nachzuschlagen in einem etymologischen Duden, z.B.)
>Der Begriff ist seit Beginn des 13 Jh.s bezeugt, und geht auf das mittellateinische Cathari, ait. gassari, dem Namen einer neumanichäischen Sekte zurück. Fällt da irgendein Groschen ?
>Der Name dieser Sekte bedeutet eigentl. "Die Reinen".
>Die Ägyptologen wenden diesen Begriff in dem erwähnten Sinne auf Echnaton an, wobei sie sicherlich die Sichtweise der späteren Gewinner (Anhänger des Amuns etc.) wiedergeben - bekanntlich ist die niedergeschriebene "Geschichte" immer die der Gewinner.
>>Ich habe vieles gelesen, daß gezeigt hat, daß man auch heute noch so darüber denkt. Bestimmt nicht alle, aber oft werden er und seine Handlungen sehr negativ beurteilt.
>Das wäre sehr merkwürdig, denn es würde im Sinne des Begriffes bedeuten, daß es heute noch Anhänger Amuns und Cie. gibt. Oder interpretieren Ägyptologen hier die Geschichte, Echnaton war, wie Jörg schon sagte (weiter unten im Baum) ein ziemlicher Zweifler und Grübler, jedensfalls scheint einen Teil seiner Regierungsgschäfte ignoriert zu haben (neudt. "schleifen lassen"). Dafür sprechen m.W. unbeantwortete diplomatische Korrespondenz (s. Amarna-Briefe), obwohl uns natürlich auch nur die Antworten fehlen könnten. Aber zur Zeit sieht es ziemlivh danach aus, daß er seine vorderasiatischen Vasallen etwas im Stich gelassen haben könnte.


Dies ist belegbar und tatsächlich so gewesen.


Dies mag der eine oder andere wissenschaftliche Interpret durch aus "negativ" betrachten.


Dies war in der jüngeren Vergangenheit überwiegend der Fall, inzwischen sind die meisten aber wohl doch mehr wieder davon abgerückt. Echnaton wird nicht mehr als derjenige gesehen, der der ägyptischen Kultur als solcher einen Todesstoß versetzt hätte und für das angeblich leblose und rückwärtsgewandte Ägypten des 1. Jahrtausends verantwortlich sei (Schneider, auch Helck und Lange).
Nicht zu übersehen sind zahlreiche positive Auswirkungen der Amarna-Zeit, wie Neuägyptisch als Schriftsprache u.ä.
>
>>Ich glaube ich rede mich hier um Kopf und Kragen. *g*
>und, Anchesenamum, was macht´s wenn´s ein hübscher Kopf ist *fg*
>Gruss, Karl

Macht mich auch neugierig, den Kopf mal zu sehen. ;-))


Jörg

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