Archiv des alten Ägyptologie-Forum

Re:Kann mir jemand helfen?

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Geschrieben von Eva am 11. Mai 2001 17:34:00:

Als Antwort auf: Re:Kann mir jemand helfen? geschrieben von Lena am 10. Mai 2001 17:56:59:


>Trotzdem sollte man da nicht zu schwarz sehen. Das Studium an sich ist trocken und wohl nicht selten "langweilig" - doch wenn mal es wirklich will sollte man es auf jeden Fall versuchen!!!!!!!!
>Ich werde das auf jeden Fall so machen - auch wenn mir selbst einige Archäologen davon abgeraten haben...
>Viele Grüße,
>Lena

Hallo Lena,
Hallo Bastian!

Also ich fand das Studium gar nicht so trocken :))) Sicherlich, man muß eine gewisse Begeisterung für Sprachen mitbringen, und der philologische Teil des Studiums ist der, der die meisten Leute abschreckt. Aber im Großen und Ganzen war es ein sehr faszinierendes und schönes Studium. Die Vorlesungen über die Religion, die altägyptische Kunst, Medizin, die Exkursionen... ach, herrlich :)))
Und man trifft außerdem waschechte "Mumien" ;)) Naja, ich meinte eigentlich Senioren, denn Ägyptologie ist ein Fach, das, zumindest in München, von sehr vielen Senioren besucht wird.

Also Bastian, ich hoffe, Du magst ältere Leute ;)))

Nun im Ernst: ich habe fast 7 Jahre lang Ägyptologie studiert, und das ist gar nicht mal so lange, wenn man bedenkt, wie hoch die Ansprüche im Bereich der Philologie sind (außerdem habe ich es auch ein wenig hinausgezögert, denn kurz vor Schluß stieg tatsächlich die nackte Panik in mir hoch, weil ich nicht wußte, was ich danach eigentlich machen soll). Und die Grammatik kann sehr trocken sein, wenn Du Dich anstatt mit der interessanten Frage "Wie haben die Ägypter Bier gebraut" ;))) mit Pseudopartizipien, Relativsätzen, Suffixen, Präfixen etc. abquälen darfst.

Und dann stellt man sich zwangsläufig die Frage: Wofür zum Teufel quäle ich mich eigentlich damit ab??? Es gab reichlich Tiefs während der letzten Jahre, nur irgendwann ist man an einem Punkt, da lohnt es sich nicht mehr, das Fach zu wechseln, es sei denn, man will eines Tages einer dieser Studenten sein, die schon ihr 30. Semester hinter sich haben und zum fünften Male das Fach gewechselt haben ... Na gut, vielleicht übertreibe ich ein bißchen ;)))

Und dann kommt man sich vor, als wäre man in eine Falle getappt, es gibt kein zurück mehr und was anderes kann man ohne den Abschluß nicht machen. Es gibt nämlich keinen größeren Verlierer auf dem Arbeitsmarkt, als einen Studenten, der sein Studium abgebrochen hat.

Das waren jetzt aber meine Erfahrungen und Eindrücke, das muß nicht auf jeden zutreffen, keine Angst :)).

In meinem ersten Semester waren wir insgesamt 12 "junge" Leute, die angefangen haben, und das auch noch mit dem Wunsch, später in der Ägyptologie tätig zu sein. Übrig geblieben bis zum Magister bin nur ich und eine Studienkollegin und ich bin mittlerweile in der Unternehmensberatung tätig, wo sie abgeblieben ist, weiß ich nicht.
Also nix mit Mumien ausgraben ;))) Nur die Hieroglyphen meines Chefs entziffern, das ist das einzige, was mich an mein Studium erinnert, in das ich letztendlich soviel Geld investiert habe und wofür ich im Grunde genommen ausgebildet wurde.

Mißversteh mich jetzt nicht: es soll sich nicht verbittert anhören, es ist nur die Realität. Ich habe aber von Anfang an gewußt, auf was ich mich einlasse und das ich vermutlich etwas ganz anderes machen werde nach meinem Abschluß. Ich habe es aber letztendlich nicht bereut (vielleicht, weil ich gleich nach meinem Abschluß einen interessanten Job gekriegt habe??? Das kann leider nicht jeder Geisteswissenschfatler behaupten...) und ich bin froh, es gemacht zu haben. Schließlich war es das schönste Studium, das ich mir vorstellen konnte und unser Institut hat mit Exkursionen nicht gegeizt ;))

Aber wenn Du wirklich den Wunsch hegst, Ägyptologe zu werden, dann kannst Du das mit viel Mühe und Schweiß vielleicht sogar schaffen. Ja, es gibt solche Glücklichen, ob man es nun glauben mag oder nicht :)). Nur kann ich Dir aus Erfahrung sagen, daß sehr viel von Dir abverlangt wird für dieses "vielleicht" und man sehr schnell entmutigt aufgibt.

Ansonsten hoffe ich, daß Du Latein und Französisch gut beherrscht, und wenn an Deiner Uni Koptisch ebenfalls Pflicht ist, Du auch eine gute Portion Griechisch mitbringst :))) (Naja, und dank der Zonhoven-Grammatik dürftest Du Dir auch ein Niederländisch-Deutsch-Wörterbuch besorgen, es sei denn, es gibt die Grammatik schon auf Deutsch, ich mußte mich noch mit der Originalausgabe herumquälen :))) Und wenn wir schon dabei sind, Italienisch-Kenntnisse sind auch von Vorteil, und und und... *zwinker*)

Und dann kannst Du eigentlich auch schon loslegen ;))

Liebe Grüße,
Eva



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