Archiv des alten Ägyptologie-Forum

DAI-Bericht 1999/2000 - Zeitungsartikel

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Geschrieben von Lutz am 29. Juni 2001 11:00:54:

Hallo Gitta & Karl,
Hallo zusammen,

hier der zum DAI-Bericht im "Main-Echo" erschienene Artikel :


Nach zehn Jahren Grabung

Deutsche Archäologen entdecken in Theben erstes Pharaonengrab der 17. Dynastie

Deutsche Archäologen haben einen sensationellen Fund gemacht: In Oberägypten entdeckten sie erstmals das Grab eines Pharaos der 17. Dynastie (1625–1539 v. Chr.). Die aus einer weiß verputzten Lehmziegelpyramide, zwei Obelisken und einem Schacht bestehende Grabstätte des Nub-Cheper-Re Intef liegt in der Nekropole von Theben am Eingang zum »Tal derKönige«.

Wie das Deutsche ArchäologischeInstitut in Kairo mitteilte, waren die Forscher bei der Suche nach der letzten Ruhestätte des Herrschers von Theben in Dra Abu el Naga Hinweisen aus dem »Grabräuberpapyrus« gefolgt. Indiesem Schriftstück hatte eine Kommission vor rund 3000 Jahren festgehalten, an welchen Pharaonengräbern sich bereits Diebe zu schaffen gemachthatten. Im Falle des Nub-Cheper-Re vermerkten die von Ramses IX. entsandten Inspektoren: »Diebe haben versucht, vom Grab des Schuroy auseinen Tunnel bis in diese Pyramide zu bohren« – allerdings ohne Erfolg.

In der 13 Meter hohen Pyramide des Nub-Cheper-Re stand einst einelebensgroße Sandsteinstatue desPharao, von der die Archäologen bisher allerdings nur den Kopf gefundenhaben. Außerdem fehlt dem Kopf der Gesichtsteil. Das Antlitz des totenKönigs wurde später fein säuberlich weggemeißelt, im alten Ägypten kein seltener Vorgang. Die eigentliche Grabkammer vermutet der Grabungsleiter Daniel Polz tief unter der Erde. Einen Schacht, der senkrecht sechs Meter in die Tiefe führt, haben er und sein deutsch-ägyptisches Team bereits freigelegt. Am Ende des Schachtes befindet sich eine Kammer, von der ein weiterer Schacht ausgeht. Am Ende des zweiten Schachtes, an dem im Herbst weitergegraben werden soll, könnte laut Polz möglicherweise dieeigentliche Grabkammer liegen. Er glaubt außerdem, dass es sich bei Nub-Cheper-Re Intef VII. um den Großvater oder den Urgroßvater von Kamose handelt, der den Befreiungskrieg gegen die Hyksos begann.

Die Archäologen erwarten aber nicht, den Sarg und die Mumie des KönigsNub-Cheper-Re, der wegen seiner Verwaltungsreformen zu den Gründervätern des Neuen Reiches gezählt werden kann, dort unten zu finden, denn der von Einheimischen bereits 1827 gestohlenegoldene Sarg des Pharaos steht imBritischen Museum in London. Er istheute leer. Der deutsche Archäologe weiß aber aus einer Beschreibung der Grabräuber, dass er nach einem Raum mit einer Art riesiger Steinwanne darin suchen muss, denn aus dieser hoben die Diebe einst den Sarkophag heraus. Weil diese Wanne fehlt, ist Polz auch davon überzeugt, dass der bereits ausgegrabene Raum nicht die Grabkammer, sondern nur eine Vorkammer ist.

Ein seltsames Schicksal war den beiden 5,8 Meter hohen Obelisken beschieden, die einst das Grab des Nub-Khepar-Ra schmückten. 1881 hatte sie derdamalige Direktor der Antikenverwaltung Ägyptens, ein Franzose, per Schiff ins Museum nach Kairo schaffen wollen, doch das Schiff mit seiner wertvollen Fracht sank zehn Kilometer nördlich von Luxor. Übrig ist nur noch der Sockel eines Obelisken. Zum Glück für Polz und andere Forscher hatte sich jedoch zuvor bereits jemand die Mühe gemacht, die Hieroglyphentexte der Obelisken abzuschreiben.

Noch erhalten ist die kleine Grabkapelle eines hohen Beamten namens Teti, die direkt neben der Grabpyramide des Königs liegt. »Damals galt der bei den Pyramiden von Giza und Sakkara gut zu beobachtende Grundsatz des Alten Reiches – wem du imLeben nahe bist, dem folgst Du auch im Tode – offenbar noch«, meint Polz.Später wurde diese Tradition abgeschafft. Ab der 18. Dynastie wurden die Gräber der Privatleute und der Könige strikt von einander getrennt. Tutanchamun und andere Pharaonen dieser Zeit wurden im »Tal der Könige« begraben, ihre wichtigsten Gefolgsleute fanden dagegen in einer entferntgelegenen Hügelkette ihre letzte Ruhe.

Nach Ansicht des Archäologen Polz, der mit seinem deutsch-ägyptischen Team seit zehn Jahren in Dra Abu el Naga gräbt, ist das Grab des Nub-Cheper-Re das »fehlende Verbindungsstück zwischen den Jenseitsvorstellungen des Mittleren und des Neuen Reiches«.

Anne-Beatrice Clasmann

Kultur - Donnerstag, 28.06.2001 23:52


Grüße, Lutz



















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