Re: Menschenopfer
[ Archiv-Startseite ] Geschrieben von Gitta am 01. Juli 2001 19:07:53: Als Antwort auf: Re: Menschenopfer geschrieben von Dr. Karl H. Leser am 01. Juli 2001 18:00:48:
Hallo Karl,
>stimmt, zumindestens im Grab des Aha fand man Nebenbestattungen von mehreren Personen. Die Untersuchungen der Skelette ergab, daß es sich mehrheitlich um Männer gleichen Alters (Anfang 20) handelte. Soweit mir bekannt, keine Hinweise auf Todesursache, also weder Schädel eingeschlagen noch Halswirbel durchgehackt.
Auch das Grab des Semerchet hatte diverse Nebenkammen, die Spuren von Särgen und "Leichenschatten" aufwiesen, also für Bestattungen verwendet wurden. Ich frage mich, ob die Nebenkammern nach und nach bestückt wurden. Auf der Zeichnung von dem Grab ist erkennbar, daß die Haupt- und die Nebenkammern ein Ganzes bilden. Allerdings liegt die Hauptkammer tiefer. Ich habe dies den MDAIK 2000 entnommen. Leider gibt es keine Aussage über die Reihenfolge der Begräbnisse.
>Das nährt natürlich die Vermutung, hier seien einige (bei dem einheitlichen Alter z.B. die Leibgarde) aus dem Hofstaat mit ins Grab gegangen - freiwillig oder unfreiwillig. Aber bei den mir bekannten Befunden bleibt das alles Spekulation.
>Ansonsten - um mit semataui zu reden "stänkern" wir ein wenig - Kerma (da verlauf ich mich immer nach Nubien) kann man wohl kaum - oder genauso gut - wie Ur als Beleg heranziehen.Ganz sicher nicht. Aber Kerma ist eher mit Ägypten "verwandt" als Ur, denke ich (meine persönliche Meinung). Die Menschenopfer von Kerma sind ja auch viel jüngeren Datums. Interessanterweise las ich auf meiner Suche nach "Menschenopfern" bei Helck/Otto, daß das "Erschlagen der Feinde" - uns allen wohlbekannt als bildliche Darstellung von Macht und Stärke eines Königs - u.U. zurückgeführt werden kann auf vordynastische Praktiken, als man evtl. tatsächlich Feinde im Angesicht eines Gottes erschlagen hat.
Und in der Spätzeit hat man diesen barbarischen Brauch wohl wiedererstehen lassen: ein Hohepriester namens Osorkon verbrannte seine Feinde und am Grab des Osiris oder in Elkab opferte man Menschen mit rötlicher Haufarbe wegen der Assoziation mit Seth. Die Darstellung findet man auf einem Altar in Tell Edfu. (alles aus Helck/Otto).
Das ist wohl wieder ein Beweis für die Verrohung der Sitten unter der späten Fremdherrschaft - ähnlich wie kürzlich in Verbindung mit den Katzenopfern diskutiert.
>p.s. Hefte von Frau Schott erhalten, danke nochmals für´s Suchen
Wunderbar, freut mit, daß es geklappt hat.
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