Archiv des alten Ägyptologie-Forum

Re: Faszinierend

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Geschrieben von Jörg Müller am 05. Februar 2001 22:56:14:

Als Antwort auf: Re: Faszinierend geschrieben von Dr. Karl H. Leser am 05. Februar 2001 20:55:56:

>Hi,
>zur Faszination von Echnaton noch eine Kommentar.
>Natürlich stimme ich semataui und Jörg (auch in umgekehrter Reichenfolge) zu. Aber die von beiden gemachten Aufzählungen sind meiner Ansicht nach nicht ausreichend, denn sie sind doch eigentlich mehr das Resultat (die Manifestation) dessen, was uns eigentlich fasziniert.
>Was uns aus meiner Sicht so unter die Haut geht, ist die Änderung (= Revolution, Abweichung vom Hergebrachten) selbst und natürlich die ? uns unbekannte - Motivation. Der ?Mensch? ist doch bzgl. seiner Erfahrungen und seines Verhaltens eher konservativ (bitte nicht zu verwechseln mit Richtungen unserer politischen Landschaft, da bedeutet konservativ oft Erstarrung und zwar sowohl ?rechts? wie auch ?links?). Nur durch die Zeit und durch die übrigen Mitglieder einer Gesellschaft abgesicherte Erfahrungswerte (wir haben das mal scherzhaft auf die Erfahrungen zur Haltung von Frauen angewendet ;-) ) ermöglichen es ihm, sich in der Welt zurechtzufinden. Man könnte das ?Denken? auch mit einer wild bewachsenen Wiese vergleichen -> da, wo schon viele lang getrampelt sind, läuft es sich leichter und sicherer.
>Echnaton bricht ? warum auch immer ? mit jahrtausendalter Erfahrung, mit einer lang gefestigten Ordnung (Maat), setzt neue Werte (Aton) und neue Ziele. Er wirft praktisch alles weg, was den Menschen seiner Zeit Orientierung und Halt war. Natürlich scheitert er ? wie alle Revolutionäre, aber die Revolutionen sind ? aus m. Sicht - notwendig, um alte Strukturen aufzubrechen. Dennoch kehren die Menschen alsbald möglich, wieder zu festen Strukturen (Hierarchien; vgl. franz. Revolution) zurück.
>Ich hoffe, dass ist in der Kürze nicht allzu akademisch und unverdaulich.
>Gruss, Karl


In den meisten Punkten muss ich dir Recht geben, bei einem wesentlichen jedoch muss ich wiedersprechen. Er mag mit allem möglichen gebrochen haben, die Maat hat er nicht ausser Kraft gesetzt.
Maat ist nicht nur eine lang gefestigte Ordnung, sie ist die Richtigkeit, Gerechtigkeit und Wahrheit. Insofern hat er, der höchste Vertreter der Maat, sie allenfalls anders interpretiert oder gelebt, nicht aber ausser Kraft gesetzt.

Jörg

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