Re: Echnaton/Tutanchamun
[ Archiv-Startseite ] Geschrieben von Dr. Karl H. Leser am 14. Februar 2001 14:58:55: Als Antwort auf: Re: Echnaton/Tutanchamun geschrieben von Isabell am 14. Februar 2001 11:53:16:
Heiliger "Spekulatius",
die Frage und zahlreiche mögliche Spekulationen haben wir schon mal diskutiert (findest Du im Archiv unter Tut´s).
Daher hier nochmal mein Statment dazu:
zur Elternschaft von Tut hat Dennis C. Forbes vor einiger Zeit (Herbst 1997) mal ein paar Überlegungen angestellt:
1. Amenhotep III und Tiye:
Der Fund einer Haarlocke von Tiye in Tut´s Grab wurde häufig als Ausdruck einer großen Zuneigung und damit als Beleg für eine Mutterschaft interpretiert. Dies würde aber bedeuten, dass sie im hohen Alter von Ende 40 noch mal Mutter geworden wäre. Darüber hinaus wäre die Annahme einer recht langen Koregentschaft von A. III und A. IV (Echnaton) erforderlich. Dies wird - wie Jörg schon geschrieben hat - inzwischen von den meisten Ägyptologen abgelehnt.2. Echnaton und Kiya:
Bis auf das von Jörg erwähnte Relief in Amarna beansprucht nirgendswo Echnaton die Vaterschaft. Der Titel "leiblicher Sohn" mag lt. Jörg etwas zweifelhatf sein, bei Ramses II und seinen Söhnen ist er das nicht (s. Luxor-Tempel; hier kann man die Söhne von Nefertari - alle ohne Ohrring - von denen der Istnofret - alle mit Ohrring - deutlich unterscheiden). Nefertiti wird nie als Mutter diskutiert. Sondern wenn dann Echnatons 2. "Königin" Kiya, die er wie Nefertiti früh heiratete (belegt auf Monumenten 9 - 10 vor seinem Herrschaftsantritt; lt. Forbes) und die im Jahr 11 verschwindet, möglicherweise bei der Geburt von Tut.3. Semenhkkare und Meritaten:
Meritaten, älteste Tochter von Echnaton und Nefertari, war im Regierungsjahr 11 bzw. 12 wahrscheinlich 14 oder 15 J., also alt genug für eine Schwangerschaft. Auf diversen Monumenten wird sie als königl. Gemahlin von Semenhkkare erwähnt. Es gibt keine Inschriften, die Meritaten als Tut´s Mutter belegen. Aber wie bei der Locke der Tiye gibt es Grabbeigaben für Tut, die durchaus eine enge Beziehung andeuten (eine Schreibpalette aus Eiche mit der Zuschrift für Meritaten). Die Schreibpalette wurde zwischen den Pfoten einer Anubis-Figur gefunden, offensichtlich bewusst und nicht rein zufällig dort abgelegt.Ich denke, da gibt´s noch viel zu rätseln und so weiter, aber Vorsicht bei der Übertragung von Verhaltensweisen aus einer Gesellschaft in die andere. Darauf sind schon Generationen von Ethnologen hereingefallen.
- Re: Echnaton/Tutanchamun Chloe 16.2.2001 11:45 (1)
- Re: Echnaton/Tutanchamun Dr. Karl H. Leser 16.2.2001 13:13 (0)
- Re: Echnaton/Tutanchamun Merit-amun 15.2.2001 14:18 (1)
- Re: Echnaton/Tutanchamun Dr. Karl H. Leser 15.2.2001 18:00 (0)
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