Re: Ehe im Alten Ägypten anTellaware
[ Archiv-Startseite ] Geschrieben von Hathor-mi-Nefer am 21. Februar 2001 16:32:09: Als Antwort auf: Re: Ehe im Alten Ägypten geschrieben von Jörg Müller am 20. Februar 2001 23:15:36:
>>Noch eine Frage zum Thema Ehe (Jörg, Du weisst das!):
>>Ich habe gelesen, daß im alten Ägypten die Rollenverteilungen (schlechtes Wort, ich weiss, heutzutage zählt Gleichberechtigung, und sonst nichts!) genau umgekehrt zu der heutigen, konservativen Gesellschaft war. So gingen die Frauen üblich dem Geschäftswesen nach, hüteten die Finanzen des Hauses und hatten auch sonst sämtliche "Männerrollen" inne - bis auf den Pharaonentitel, vor Nofretete. Die Männer hingegen schmießen den Haushalt und sorgten sich um die Erziehung der Söhne und Töchter. Kann man eine so pauschalisierende Aussage treffen? Waren die Rollen "umgedreht" verteilt oder gab es in Ägypten wohl auch so etwas wie Karrierefrauen und Hausmänner, nur nicht in der Regel?
>>Ein Antwort suchender Tellaware :-)
>Nein, genau umgekehrt war sie nicht. Karrierefrauen gab es natürlich auch schon bei den alten Ägyptern. Beispielsweise ist eine Frau als Wesir überliefert, auch bei den Ärzten gab es so etwas und bei den Schreiber. Allerdings ist es bei diesen höchsten Ämtern eher die Ausnahme. Dennoch kann man nicht sagen, dass ein wirtschaftlicher, politischer Aufstieg generell verwehrt war, sogar die Regentschaft ist ja in mehreren Fällen belegbar.
>Ich denke, man sah einfach den Aufgabenbereich etwas anders. Die Frau war "die Herrin des Hauses", dies war schon eine achtenswerte Rolle. Dies ist zumindest die "Wahrheit", wie sie eigentlich uns überliefert ist. Es bestehen alledings Zweifel, das es auch immer so war. Das, was überliefert ist, stellt ja nur ein Abbild dar. Jeder Text, jede Abbildung ist eigentlich mit einem Zweck verbunden und soll grundsätzlich einen Vorgang schaffen,, wie er der "Wahrheit" nach hätte geschehen sollen, sie sind nicht unbedingt ein Abbild der Wirklichkeit. Helck schreibt dazu: "Darstellungen wie Texte sind also für den Ägypter Mittel, das Bild seiner wahren Welt existent zu machen; nach seinen eigenen Worten "gebiert" er sie mit deren Hilfe. ...Es besteht also ein fundamentaler Unterschied zwischen unserem Verhältnis zur Welt und dem des Ägypters. Für uns ist allein die Wirklichkeit entscheidend, d.h. das was geschieht; für den Ägypter dagegen war die Wahrheit die eigentliche Welt, also die in seinem Denken entwickelte Utopie eines für richtig angesehenen Lebens."
>.....Was uns der alte Ägypter ...überliefert hat, ist sein Bild des wahren, d.h. utopischen Lebens, zusammengefasst im Bild der harmonischen Familie."
>Dies im Voraus.
>Bis Zur Spätzeit gibt es soetwas wie die Ehe in unserem Sinne eigentlich nicht, keine Ehe als Sakrament oder als juristischer Vertrag. Dies bedeutet, das es eine Ehegemeinschaft wohl gab, aber nur als eine Art Absprache. Aus Deir el-Medineh gibt es eine ganze Zahl an Belegen, die auf eine relative rechtliche Unsicherheit der Ehefrau schließen lassen.
>Verträge scheinen wohl erst geschlossen worden zu sein (insoweit muss ich mich revidieren), wenn Kinder versorgt werden sollen und die Mutter als Testamentsvollstreckerin und Verwahrerin des Erbes eingesetzt werden muss. Dabei kann die Frau nicht selbst erben, soll sie das, muss der Mann sie als Tochter adoptieren.
Das hat doch Herodot mal in seinen Historien geschrieben, oder?
Ich habe auch lange darüber gerätselt.
Hathor-mi-Nefer
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