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  Kreta
Kreta
Die Insel Kreta wurde von den Ägyptern „Keftiu“ genannt.
Beziehungen zwischen beiden sind bereits in der 3. Dynastie (2740 – 2670 v.u.Z.), also zu Beginn des Alten Reiches nachweisbar. Aus dieser Zeit stammen die Überreste ägyptischer Steingefäße, die zur Aufbewahrung kostbarer Öle dienten und bei Ausgrabungen auf Kreta in entsprechenden archäologischen Schichten gefunden wurden. Allerdings ist hierbei nicht nachweisbar, ob es schon direkte Handelskontakte gab oder diese Gegenstände auf Umwegen nach Kreta gelangten.
Weitere Hinweise gibt es aus dem Mittleren Reich, so fand J. de Morgan im Grab der Prinzessin Chnumit (12. Dyn.) nahe der Pyramide Amenemhets II. in Dahschur Schmuck eindeutig minoischer Herkunft. Desweiteren fanden sich an verschiedenen Orten in Ägypten kretische Tonscherben der minoischen Kultur sowie ägyptische Tonscherben, die minoische Objekte nachahmen. Da es sich hierbei um normale Siedlungsfunde handelt, nicht um Luxuswaren der Oberschicht, könnten sie ein Hinweis dafür sein, dass eventuell Kreter in Ägypten lebten, dort arbeiteten und handelten.
Da sich kretische ebenso wie mykenische Gefäßfunde nicht auf Ägypten beschränken, sondern besonders auch in Syrien, Palästina und Zypern finden, ist mit einem Handelsaustausch Kretas mit festländischen Siedlungen im Bereich des Ostmittelmeergebietes zu rechnen. Hierbei dürfte schon navigationstechnisch die Hauptroute entlang der syrischen Küste geführt haben. Die Waren dürften eben diesen Weg, eventuell durch syrische „Vermittlung“ gegangen sein, möglicherweise in beide Richtungen.
Relativ intensiv dürften die Beziehungen in der 2. Zwischenzeit und zu Beginn des Neuen Reiches gewesen sein. In der Hyksos-Hauptstadt Auaris (Tell el-Daba) wurden 1992 bei Ausgrabungen durch das Österreichische Archäologische Institut unter Leitung von M. Bietak im Palastbereich Tausende von Fragmenten mit minoischer Wandmalerei entdeckt, die in Motiven (Stierspringer, Labyrinthmuster), Technik und Stil eindeutig minoisch sind und von kretischen Künstlern ausgeführt wurden.
Der ägyptischer Einfluss in Kreta lässt sich aus zahlreichen Motiven ableiten, beispielsweise der im Papyrusdickicht jagenden Katze eines Freskos, Lotosblumen, Affen und weiteren.
Wie bereits dargelegt, ist ein Handelskontakt über syrische Häfen verhältnismäßig sicher, direkter Warenverkehr vor dem Neuen Reich ist dagegen nicht sicher.
Aus Grabdarstellungen kennen wir einen Kftjw genannten Typ, der Gaben bringt, die z. T. eindeutig kretisch, z. T. aber syrisch sind. Daraus wird geschlussfolgert, dass die Darstelllungen auf eine Vorlage zurückgehen, die immer mehr verändert und den Abbildungen syrischer Gabenträger angeglichen wurde: die „authentischste" Darstellung ist die im Grab des Senenmut (TT 71), von der die im Grab des Amunweser (TT 131), die im Grabe des Rechmire (TT 100),  und die des Piuemrê (TT 39) abgeleitet werden können. Alle diese Darstellungen gehören in die Zeit Thutmosis III.
Besonders erwähnenswert dabei die Darstellungen der Tributszene mit Kretern im Grab des Menche-perre-seneb (TT 86 / 18. Dyn.). Die Malerei zeigt in typisch ägyptischer Darstellungsweise (Ansicht des Körpers von vorn. Arme und Beine von der Seite) eine ausländische Gesandschaft, unter der sich rechts auch ein Kreter befindet. Er ist an seinem ornamental besticktem Schurz und den langen Haaren sowie an dem typisch minoischen Stierkopfgefäß zu erkennen.In den Beischriften ist auch die Herkunft der Gesandten benannt.
Der schnelle Zerfall des „Typs" des Kftjw-Mannes in den Darstellungen macht es wahrscheinlich, dass er kurz vor Senenmut geschaffen worden ist, woraus abgeleitet wird, dass etwa in der Regierung Thutmosis I. oder II. die ägyptischen „Künstler" mit Kftjw-Leuten und ihren „Gaben" zusammengetroffen sind und sie abzeichnen konnten. Die Übermalung der Tracht der „Kreter" im Grab des Rechmire kann damit erklärt werden, daß damals Mykener Knossos eroberten und die jetzt in Ägypten auftretenden Händler mykenische Schurze trugen, die sich von den kretischen, eine Phallustasche andeutenden, unterschieden. Kretische und mykenische Städte nennt eine Statuenbasis aus dem Totentempel Amenophis III.
Texte erwähnen, dass aus dem Lande der Kftjw Arzneipflanzen und Silbergefäße geliefert wurden. Ein Text in hieroglyphischer Schrift und Sprache der Kftjw ist im Londoner Medizinischen Papyrus erhalten.

Kretische Produkte und Motive wurden im Neuen Reich so beliebt, dass sie im ägyptischen Kunsthandwerk übernommen wurden und auch in der darstellenden Kunst angewandt wurden. Besonders wurden die bunten Teppich- und Textilmuster übernommen, etwa seit dieser Zeit finden sich die minoischen Zierelemente wie die gegeneinander stehende Spirale an den Decken der ägyptischen Gräber. Minoische Gefäße wurden auf Grund ihrer Wertschätzung nicht nur in Beamtengräbern abgebildet, sondern auch in den königlichen Gräbern, beispielsweise im Grab Ramses III.

weiterführende Literatur:
Wolfgang Helck, Die Beziehungen Ägyptens und Vorderasiens zur Ägäis bis ins 7. Jahrh. v. Chr., Darmstadt 1995

Eingestellt durch: manetho (03.02.2003)
Bearbeitet durch: -
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