"Sonne der beiden Länder" Weibliche Parallelbildung zum Sonnengott --> Rê.
Seid dem NR belegtes feminines Gegenstück zu --> Re. Als menschengestaltige Göttin mit Kuhgehörn, Geierhaube und Sonnenscheibe dargestellt, geniesst sie eigene kultische Verehrung. In Medamut ist sie mit ihrem Gatten --> Month und dem Kind --> Harpare Teil der Triade. In Hermonthis verschmolz sie mit --> Zenenet/Tjenenet, der dortigen Gemahlin des Month.
Vom Namen her wird sie oft auch als Rat-taui-Tjenenet bezeichnet, d.h. sie verschmilzt mit der Göttin Tjenenet zu einer Person, und zwar schon unter Hatschepsut (Rote Kapelle) und ganz besonders in der Spätzeit und griech.-röm. Epoche. Beide Göttinnen kombiniert man auch gerne mit Junit, der Personifikation des Thebanischen Gaues. So richtig läßt sich ihr Wirkungsbereich nicht bestimmen, die Spätzeitquellen gesellen sie den verschiedensten Götterkreisen- und Familien zu, sie ist Herrin des Horizontes, hat also solaren Charakter, und begleitet die Geburt der verschiedenen Kindgötter, die mit dem Sonnenaufgang gleichgesetzt werden. Daher taucht sie in den verschiedenen Mammisi der Spätzeittempel auf! Eine Monographie oder Aufsatz über sie gibt es offenbar nicht, nur RÄRG und LÄ V, Sp. 151, leisten Hilfe, sowie die eine Publikation von Frau Derchain-Urtel, die primär auf Tjenenet, aber auch auf Rat-taui eingeht!!
Oft wird sie mit der seid der 5. Dynastie verehrten Göttin Rait gleichgesetzt, die schon in den Pyramidentexten auftaucht. Diese wird als Gattin oder Tochter des Re angesehen und nicht oft bildlich dargestellt. Wenn, dann ähnlich der Göttin Hathor, deren Position Rait in der ägyptischen Mythologie allerdings nie erreichte.
Im 4. Monat der Erntezeit wurde ein Rait-Fest gefeiert.
Quelle: Lexikon der Ägyptologie, Bd. V, Wiesbaden 1975-86, Sp. 151
Bonnet, H., Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte. Berlin, New York 2000 (RÄRG)
Wilkinson, R. H., Die Welt der Götter im Alten Ägypten, Stuttgart 2003